Renault: Motorenmappings 2013 durch Reifen wichtiger

Wegen der heiklen Pirelli-Reifen haben die Motorenmappings in der Formel 1 an Bedeutung gewonnen - Renaults Einsatzleiter Remi Taffin gibt interessante Einblicke

(Motorsport-Total.com) - Die Reifen stehen auch in der Saison 2013 ganz klar im Fokus der Formel-1-Techniker. Sie sorgen dafür, dass nicht nur die Aerodynamik über Sieg und Niederlage entscheidet, sondern auch die Radaufhängung und die Motormappings an Bedeutung gewinnen. Auch wenn sich das Red-Bull-Team darüber beschwert hat, dass die Genieblitze von Aerodynamikguru Adrian Newey diese Saison wegen der wenig widerstandsfähigen Reifen nicht mehr greifen, hat man mit Renault immerhin einen Motorenpartner an seiner Seite, der in Sachen Motorenmappings als Referenz gilt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Ausgangs der langsamen Kurven in Monaco muss die Traktion stimmen Zoom

Die Motoreneinstellungen erfordern laut Renault-Einsatzleiter Remi Taffin diese Saison noch mehr Aufmerksamkeit als 2012. "Im Vorjahr hat dieser Teil vielleicht 25 Prozent der Arbeit ausgemacht, jetzt sind es vielleicht 50 Prozent", erklärt Taffin. "Das hat nur damit zu tun, dass wir wissen, dass sich das jetzt mehr bezahlt macht als ein anderer Bereich. Deswegen konzentrieren wir unsere Energien darauf."

Motorenmappings sollen für Traktion sorgen

Die Ursache sind die rasch verschleißenden Reifen, die nach einer guten Traktion verlangen. "Wenn man nicht das gewünschte Drehmoment zur Verfügung hat, dann verliert man Traktion. Und wenn man Traktion verliert, dann verschleißt der Reifen. Das ist der kritische Punkt", sagt der Franzose. Damit die Traktion passt, versucht man, das Drehmoment über die Motorenmappings zu regeln - und zwar mit den sogenannten Fahrer-Drehmoment-Mappings (Driver Torque Maps, das Drehmoment, das der Fahrer aus einer Mischung von Motorspeed und Gaspedal-Position abruft).

Doch wie wird so ein Fahrer-Drehmoment-Mapping erstellt? "Zuerst versuchen wir, dass es in jeder Kurve passt, dann in jeder Rennrunde", sagt Taffin. Um den Fahrer zufriedenzustellen, wird mehr als ein Mapping erfordert. Wie viele es sind, hängt von den Vorlieben der Piloten ab: "Die Fahrer sind sehr unterschiedlich - der eine braucht vielleicht vier Mappings pro Rennen, der andere kommt mit ein oder zwei aus."

Das Mapping sorgt für die Fahrbarkeit des Motors, das Drehmoment wird damit geregelt. Zudem soll es dafür sorgen, dass der Fahrer die Reaktion seines Boliden einschätzen kann: "Die zweite Ebene des Fahrer-Drehmoment-Mappings soll dafür sorgen, dass der Fahrer immer das gleiche Gefühl hat im Rennen. Wenn er also aus der Kurve 13 heraus beschleunigt, dann weiß er, dass er 30 Prozent Gas geben muss."

Jedes Team verlangt unterschiedliche Mappings

Für Renault sind die Mappings eine besondere Herausforderung, denn jedes Auto braucht ein anderes Ansprechverhalten des Motors, besitzt eine andere Aerodynamik und ein anderes Auspuffsystem - man muss also auf seine Kunden individuell eingehen. Und Renault beliefert derzeit mit Red Bull, Lotus, Williams und Caterham vier Teams.

Taffin sieht darin aber kein Problem: "Die Fahrer-Drehmoment-Mappings werden innerhalb der Teams entwickelt. Das Chassis ist unterschiedlich, und wir können unterschiedliche Wege gehen. Das Grundprinzip ist aber ähnlich, da es auf der Physik basiert. Wenn ich jetzt Mappings herzeigen würde, dann würde man gewisse Trends erkennen, die sehr ähnlich sind."

Der Teufel steckt also im Detail. Zwischen den Teamkollegen gibt es zwar laut Taffin auch Unterschiede, die halten sich aber großteils in Grenzen: "Wenn man die Fahrer in einem Team vergleicht, dann ist der Unterschied oft nicht so groß. Der große Unterschied bei den Fahrern ist, wie das Gaspedal anspricht - also das erste Gefühl, das man vom Motor erhält. Danach ist alles sehr ähnlich."