Santander dementiert Einfluss auf Fahrerwahl

Die McLaren- und Ferrari-Piloten stammen 2013 aus den vier für Sponsor Santander wichtigsten Nationen - Laut Sponsoring-Manager Pablo de Villota "reiner Zufall"

(Motorsport-Total.com) - Wie groß ist der Einfluss der Sponsoren in der Formel 1? Diese Frage ist aktueller denn je, schließlich leiden viele Teams unter finanziellen Problemen, die Rennställe sind auf Fahrer angewiesen, die Geld mitbringen oder gewisse Märkte bedienen, um über die Runden zu kommen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Fernando Alonso

Entscheidet der Sponsor mit, welche Piloten in den Boliden sitzen? Zoom

Beispiele dafür sind Pastor Maldonado, der neben seinem Talent auch 30 Millionen Euro Mitgift von der staatlichen venezolanischen Ölfirma PDVSA mitbringt, oder auch der schnelle Mexikaner Sergio Perez, der in seiner Karriere vom heimischen Telekom-Giganten Telmex unterstützt wurde. Bei der Diskussion um seine Nachfolge bei Sauber knüpfte Telmex ein künftiges Engagement ganz offen an die Bedingungen, dass ein Mexikaner im Cockpit sitzen muss - ein Wunsch, der mit Esteban Gutierrez auch in Erfüllung ging.

Als größter "Paydriver" der Formel 1 wird immer wieder Fernando Alonso bezeichnet. Was im ersten Moment absurd anmutet, hat einen wahren Hintergrund, denn die spanische Bank Santander pumpt viel Geld in die Kasse von Ferrari - erst kürzlich passte man die Vertragslaufzeit an die Dauer von Alonsos Kontrakt an.

Welchen Einfluss hat der McLaren- und Ferrari-Sponsor?

Fernando Alonso

Seit vielen Jahren wird Fernando Alonso von Santander unterstützt Zoom

Wenn man die zwei von Santander unterstützten Teams Ferrari und McLaren genauer unter die Lupe nimmt, fällt eines auf: Mit Alonso, Felipe Massa, Jenson Button und Perez stammen die Piloten aus den für die Bank wichtigsten Märkten Spanien, Brasilien, Großbritannien und Mexiko.

Zudem scheint das Engagement eng an die Person Alonso gekoppelt zu sein, schließlich sponsert man die "Scuderia" seit 2010, dem Jahr, als Alonso von McLaren zu den Roten aus Maranello wechselte. Das McLaren-Engagement hatte davor ebenfalls begonnen, als der zweifache Champion 2007 in Woking andockte. In den Renault-Jahren des Mannes aus Oviedo verunmöglichte die niederländische ING-Bank eine Zusammenarbeit.

Santander dementiert Alonso-Zusammenhang

Santanders Sponsoring-Manager Pablo de Villota dementiert allerdings, dass man Alonso folgt. "Wir waren uns mit McLaren einig, als wir nicht in Betracht zogen, dass Fernando kommt", behauptet der Spanier. "Es lag daran, dass McLaren für dieses Sponsorenpaket und für unsere Ziele zu diesem Zeitpunkt das beste verfügbare Team war." Auch der Einstieg bei Ferrari soll nichts mit Alonso, dessen Wechsel 2010 vier Wochen nach der Santander-Bekanntgabe offiziell wurde, zu tun gehabt haben: "Dort lief es ähnlich: Unsere Verhandlungen haben zwei Jahren früher begonnen."

Dass McLaren nun ausgerechnet auf den Mexikaner Perez setzt? Laut de Villota "optimal, aber reiner Zufall. Ein Team denkt dann über die Fahrer nach, wenn es die Option gibt, einen Fahrer zu kriegen, der auf einem ähnlichen Niveau ist. Santander hin oder her - vielleicht war Perez die beste Option, die für McLaren nach Lewis' Abschied verfügbar war? So seltsam es von außen auch aussieht, aber wir hatten kein Stimmrecht, was die Fahrer angeht. Das liegt nur an den Teams, und das wurde bereits in der Frühform unseres Vertrags festgelegt."

Marketing: Wird Fahrer überbewertet?

Das findet er auch richtig: De Villota versteht, dass die Teams versuchen, "ihre Unabhängigkeit zu bewahren, was diese Entscheidungen angeht." Generell hält er den Verdacht für unberechtigt, dass man bei den Fahrerentscheidungen seine Finger im Spiel hat, schließlich führe der Erfolg als Sponsor nur über langfristige Pläne und Verträge.

TAG-Heuer-Party bei McLaren in Woking

Was emotionalisiert mehr - die McLaren-Fabrik oder die Rennfahrer? Zoom

"Wenn man darüber nachdenkt, was im kommenden Jahr passieren wird, dann würde die Strategie nicht funktionieren", sagt er. "Daher ist es so wichtig, die Strategie mit einem Team zu planen. Wenn das mit einem Lokalmatador als Fahrer möglich ist, dann ist das großartig."

Der Abgang Hamiltons tut Santander laut de Villota nicht weh, weil man die Werbestrategie nicht auf den Fahrer auslegt: "Unser Plan konzentriert sich auf McLaren, auf britische Wertarbeit, ein britisches Team, britische Technologie. Der Fahrer spielt da eher die Rolle eines Botschafters. Das ist der Grund, warum wir bei unserem Sponsoring versucht haben, viele Dinge von der Person des Fahrers abzukoppeln." Er findet die Rolle des Piloten aus werbestrategischer Sicht überbewertet und verweist auf die beeindruckenden Einrichtungen der Teams: "Wenn man zum Beispiel die Fabrik in Maranello oder das McLaren Technology Center besucht, dann kümmert man sich nicht um die Fahrer."