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McLaren steht Börsengang skeptisch gegenüber

Genii-Chef Gerard Lopez sieht für ein Formel-1-IPO interessante Chancen, Martin Whitmarsh hingegen steht dem Börsengang skeptisch gegenüber

(Motorsport-Total.com) - Bernie Ecclestone hat heute Morgen bekannt gegeben, sich mit den wichtigsten Teams der Formel 1 über die kommerzielle Zukunft nach Auslaufen des aktuellen Concorde-Agreements am Jahresende einig geworden zu sein. Nun kann der Börsengang der Königsklasse, über den in den vergangenen Tagen viel spekuliert wurde, in Ruhe vorbereitet werden.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh ist kein Freund der Idee, die Formel 1 an die Börse zu bringen

Denn mit einem neuen Concorde-Agreement (das vermutlich trotz der Einigung erst noch formalisiert werden muss) steht die Formel 1 langfristig auf einem gesunden Fundament, sodass ein Initial Public Offering (IPO) in Singapur durchaus lukrativ sein könnte. Im Zuge des IPO soll auch Ferrari (möglicherweise sogar Red Bull, wie man hört) Aktien erhalten und einen Direktor in den Vorstand der Formel 1 entsenden dürfen.

Ferrari und Red Bull wollen keine Aktien

Interessant ist, dass ausgerechnet diese beiden Teams jegliches Interesse an Formel-1-Aktien leugnen: "Aus Red Bulls Perspektive kann ich nur sagen, dass wir ein Teilnehmer sind, ein Team. Wir sind sehr glücklich darüber, Teilnehmer und Team zu sein, und ich sehe keine Notwendigkeit, Anteile zu übernehmen", so Christian Horner während der gestrigen FIA-Pressekonferenz. Ferraris Stefano Domenicali, zustimmend: "Ich kann nur wiederholen, was Christian gesagt hat."

Irgendwo zwischen 1,25 und 2,5 Prozent soll der Aktienanteil sein, der für Ferrari vorgesehen ist, wenn man dem in der Regel gut informierten Blog von Wirtschaftsjournalist Mark Kleinman auf 'Sky News' glauben darf. CVC Capital Partners, mit 63,3 Prozent größter Teilhaber der obersten Formel-1-Holding Delta Topco, soll bekanntlich die Investmentbank Goldman Sachs damit beauftragt haben, die Möglichkeiten für ein IPO an der Börse Singapur zu sondieren.

Aber darüber sind nicht alle begeistert: "Uns als Team würde das nichts bringen", findet McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh. "Ich kenne aber auch nicht alle Details des Vorschlags. Aber Börsengänge und Eigentümerwechsel sind normalerweise keine Ereignisse, die einem Sport nutzen. Wir als Rennteams sollten uns darauf konzentrieren, eine gute Show zu bieten. Die Eigentümer sollen sich selbst überlegen, was sie mit ihren Aktiva anstellen."

Gerard Lopez steht den IPO-Plänen schon aufgeschlossener gegenüber: "Wenn man Minderheitsanteile auf den Markt bringt, ändert das nichts an der Eigentümerstruktur, sondern es bringt den Eigentümern mehr Liquidität, vielleicht mehr Geld in den Sport", schlägt der Genii-Capital-Chef (und damit auch des Lotus-Teams) vor. "Solange nicht bekannt ist, was das IPO beinhalten soll, gibt es nicht viel zu diskutieren. Ein IPO kann vieles bedeuten."

Whitmarsh zeigt kein Interesse

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder die Idee aufgebracht, dass die Teams selbst die Formel 1 übernehmen könnten. Aber: "Frag lieber Gerard. Er ist der Einzige, der sich das leisten kann", winkt Whitmarsh auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' ab. "Ich kann es mir jedenfalls nicht leisten. Das ist nicht unser Business. Wir sind in erster Linie ein Rennteam. Eigentümer der Formel 1 zu werden, gehört nicht zu unseren Zukunftsplänen."

Luca di Montezemolo und Stefano Domenicali

Die Concorde-Sonderkonditionen für Ferrari sollen auch Anteile beinhalten Zoom

Lopez vertritt auch da einen differenzierten Standpunkt: "Es hätte Sinn gemacht, wenn es sich alle Formel-1-Teams leisten könnten, wenn alle in irgendeiner Form Anteilseigner werden", findet er. "Das wird aber nicht passieren. In die Formel 1 zu investieren, würde also eine rein finanzielle Transaktion werden, und das hat nichts mit dem Sport an sich zu tun. Es geht darum, ob jemand investieren will oder nicht - wie überall."

Indes hat 'Motorsport-Total.com' erfahren, dass sogar Ecclestone den IPO-Plänen von CVC skeptisch gegenüberstehen soll. Der 81-Jährige hat dem Vernehmen nach wenig Lust darauf, Teile des von ihm aufgebauten Geschäftsimperiums offenzulegen, doch genau dazu sind Aktiengesellschaften in der Regel gezwungen - selbst auf asiatischen Börsen wie der in Singapur, wo Transparenz noch nicht ganz so groß geschrieben wird wie in Europa oder Nordamerika.