Stoddart: "Ich vermisse den Wettbewerb"

Ex-Minardi-Teamchef Paul Stoddart gesteht, dass ihm die Herausforderung Formel 1 fehlt und schließt ein Comeback nicht aus - Kompletter Neueinstieg unrealistisch

(Motorsport-Total.com) - Wenngleich Paul Stoddart derzeit nicht als Teameigner im Formel-1-Zirkus involviert ist, so betrachtet der ehemalige Minardi-Boss die Geschehnisse der Königklasse nach wie vor sehr genau. Eines der Highlights seiner fünf Jahre als Teamchef der Truppe aus dem italienischen Faenza war sicherlich der fünfte Platz von Grand-Prix-Debütant Mark Webber in Melbourne 2002.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart kann sich eine Rückkehr in die Formel 1 durchaus vorstellen

Nachdem er das damalige Minardi- und heutige Toro-Rosso-Team im Jahr 2005 an Red Bull verkauft hatte, unternahm der Australier noch einen Versuch, in die Formel 1 zurückzukehren. Für die Saison 2008 bewarb er sich bei der FIA wiederum unter dem Namen Minardi um einen der Startplätze, musste sich letztendlich jedoch dem Prodrive-Antrag von David Richards geschlagen geben. Die Briten allerdings machten von ihrem Recht keinen Gebrauch, weshalb die Saison 2008 wiederum nur elf Teams im Startfeld sah.

Für die Zukunft schließt Stoddart ein Comeback als Teamchef nicht kategorisch aus, sieht sich allerdings im Unterschied zu seinem bisher letzten Versuch nicht mehr mit einem komplett neuen Team antreten. "Man sollte niemals nie sagen", so der Australier vielsagend gegenüber 'Autosport'. "Ich würde mich jedoch nicht als 13. Team bewerben."

Beteiligung an den Fernsehgeldern unabdingbar

Der Grund dafür liegt auf der Hand. Ohne eine Beteiligung an den Fernsehgeldern ist es nahezu unmöglich, im Grand-Prix-Zirkus Schritt zu halten. "Genau aus diesem Grund habe ich in den Jahren 2001 und 2002 so hart dafür gekämpft, dass Minardi dieser Anspruch erhalten bleibt", erinnert sich Stoddart und sagt den gegenwärtig nicht in den Top-10 platzierten Teams HRT und Marussia-Virgin einen schweren Stand voraus.

"Ohne die Fernsehgelder und die Unterstützung in Bezug auf die Transportkosten hast du kaum eine Chance", weiß der Australier, der sich nach dem Verkauf des Minardi-Teams zwischenzeitlich erfolgreich als Teammitbesitzer des HVM-Rennstalls in der US-amerikanischen ChampCar-Serie engagierte. Die unter dem Namen Minardi Team USA firmierende Truppe konnte die Saison 2007 mit dem Niederländer Robert Doornbos immerhin auf Platz drei der Gesamtwertung abschließen. Der Bankrott der Serie zu Beginn des Jahres 2008 setzte dem Abenteuer jedoch ein jähes Ende.

Die Formel 1 reizt immer

Stoddart erinnert sich noch gern an diese Zeit zurück: "Ich habe jede Minute genossen. Wir konnten einige Rennen gewinnen und die Meisterschaft als zweitbestes Team abschließen." Die Tatsache, dass er dieses Gefühl nun nicht mehr erleben kann, stärkt seinen Willen, möglicherweise eines Tages in die Formel 1 zurückzukehren, umso mehr. "Ich würde es tun, wenn sich die Gelegenheit bietet, ein Team zu einem vernünftigen Preis zu übernehmen", bekräftigt er seine Absichten und fügt an: "Ich vermisse den Wettbewerb."

Gerüchten, wonach ein neues Concorde-Agreement künftig allen Teams einen Teil der Fernsehgelder zusichern würde, will Stoddart nicht sehr viel beimessen. "Das würde den kleineren Teams definitiv helfen, aber ich sehe so etwas nicht kommen", gibt er sich pessimistisch. "Ich saß in vielen dieser Meetings und wäre alles andere als überrascht, wenn auch in Zukunft nur die Top-10-Teams bezahlt werden würden."