Marko über seine lange Karriere im Motorsport

Helmut Marko ist bei Red Bull unter anderem für die Talentförderung zuständig - In seiner langen Karriere hat der Österreicher schon viel erlebt

(Motorsport-Total.com) - Der WM-Titel für Red Bull und Sebastian Vettel ist auch die Krönung der Bemühungen von Helmut Marko. Der Österreicher ist für die Nachwuchsförderung verantwortlich und ist seit 2005 Motorsportchef beim Team von Dietrich Mateschitz. Es war ein langer und steiniger Weg an die Spitze seit sie in den 1990ern zusammen in der Formel 3000 das Juniorenteam gestartet haben.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko

Helmut Marko genießt das Vertrauen von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz

Marko war selbst Rennfahrer und hat 1971 bei den legendären 24-Stunden von Le Mans triumphiert. Außerdem hält er den Rundenrekord bei der Targa Florio, einem Sportwagenrennen auf Sizilien. Bei der vorletzten Ausgabe des Rennens 1972 stellte der 67-Jährige diese Bestmarke auf. Sechs Wochen später passierte beim französischen Grand Prix in Clermont-Ferrand dann der verhängnisvolle Unfall, der Markos aktive Karriere beendete.

Der Freund von Jochen Rindt fuhr damals einen BRM und folgte Emerson Fittipaldi. Plötzlich wirbelte der Lotus des Brasilianers einen Stein auf, der Markos Visier durchschlug und ihn am linken Auge traf. Seither trägt er ein Glasauge. "Zuerst denkst du, dass es das Ende der Welt ist, aber dann findet man ein Leben danach."


Fotos: Highlights 2010: S. Vettel


"Ich habe für Ford und Renault gearbeitet und hatte einige Teams in verschiedenen Kategorien", wird Marko vom 'Guardian' zitiert. Einige Zeit setzte er ein Auto in der alten DTM ein und arbeitete mit seinem Landsmann Franz Klammer zusammen. Dem ehemaligen Skistar bescheinigt Marko auch heute noch Talent: "Er war ein guter Rennfahrer. Er hatte Pech, aber er war gut."

Einschneidend war die Begegnung mit Mateschitz, der ein Jahr jünger als Marko ist. Die Partnerschaft ist langsam gewachsen. "Ich bin aus Graz und er aus dem Mürztal, das 60 oder 70 Kilometer entfernt ist. Er hatte immer Rennsport im Kopf. Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, hatte er nicht das Geld um irgendetwas zu tun, aber Red Bull ist immer größer und größer geworden."

¿pbvin|512|3300|red bull|0|1pb¿"Als wir das Juniorteam gegründet haben, war das eine unglaubliche Chance für junge Fahrer", beschreibt Marko den Beginn der Zusammenarbeit. "Dann mussten wir sie weiter fördern, also war der logische Schritt ein eigenes Formel-1-Team. Wir realisierten aber bald, dass es etwas anderes ist, einfach nur in der Formel 1 zu sein oder zu gewinnen. Also haben wir die Herangehensweise geändert."

Vettel ist das Endprodukt. Im Alter von zwölf Jahren wurde der neue Champion von Red Bull entdeckt und gefördert. "Es war unglaublich. Ein 15-Jähriger erzählt einem etablierten Team, dass es nicht genug ist, wenn man jedes Rennen gewinnt. Er hat erzählt, dass im Auto noch viel mehr steckt. Jeder hat sich gedacht: 'Was will dieser Jüngling?' Aber bereits damals hat er das Maximum unter allen Umständen angestrebt."

"Nebenbei hat er auch die Schule beendet. Das gehört zu unserem Programm", so Marko. "Man weiß nie, was im Rennsport alles passieren wird. Es kann nicht schaden, wenn man etwas im Kopf hat und nicht nur den Helm darauf setzt. Weil der Sport so komplex ist, hilft das, denn man kann mit dem Druck leichter umgehen. Man kann die technischen Probleme aussortieren und mit dem öffentlichen Leben klarkommen."

Helmut Marko (Motorsportchef), Sebastian Vettel

Helmut Marko und Sebastian Vettel feierten den Weltmeistertitel ausgelassen Zoom

Marko findet, dass Vettels Reife am besten in Südkorea zum Vorschein gekommen ist. Beim drittletzten Rennen führte der Deutsche und fiel kurz vor Schluss mit einem Motorschaden aus. "Er ist ausgestiegen und hat gesagt: 'Das kann passieren. Greifen wir in den verbleibenden Rennen an.' Er hat das sehr gut verarbeitet. Ein Jahr davor wäre das nicht so gewesen. Er hätte mit Dingen durch die Gegend geworfen."

Die junge Fahrergeneration hat das Zepter in der Formel 1 übernommen. Aber haben sie soviel Spaß wie vor 40 Jahren, als Marko aktiv gefahren ist? "Nein. Leider nicht", sagt der Österreicher bestimmt. "Ich kann mich erinnern, dass Mike Hailwood vor einem Rennen den Alkohol nicht aus seinem Körper bekam. Er hat in Kyalami geführt bis er durch einen dummen technischen Fehler ausgefallen ist. Zusammen mit zwei anderen Leuten habe ich ihn auf sein Zimmer getragen. Er war sehr sauer. Aber ich glaube, wir sollten den jungen Fahrern diese Geschichten nicht erzählen..."