Red Bull schlägt sich auf Vettels Seite

Im WM-Kampf versucht Red Bull neutral zu sein, aber langfristig setzt das österreichisch-britische Team voll und ganz auf Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Ganz erwehren konnte man sich des Eindrucks nie, dass Sebastian Vettel bei Red Bull die Nummer eins der Herzen ist. "Hauptsache wir werden Weltmeister", sagt Motorsportkonsulent Helmut Marko zwar, aber klar ist auch: Mark Webber mag vielleicht die (um einen Hauch weniger geliebte) Gegenwart sein, aber die Zukunft in Milton Keynes heißt Vettel.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey und Christian Horner

Adrian Newey und Christian Horner (rechts) setzen auf Sebastian Vettel

"Ich bleibe dabei: Wir bauen das Team um Sebastian herum auf", nimmt sich Teamchef Christian Horner gegenüber der 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!) kein Blatt vor den Mund. "Sebastian hat noch eine lange Karriere vor sich und wird einen Großteil davon hoffentlich bei Red Bull verbringen. Mark befindet sich im Herbst seiner Karriere. Er will auf dem Höhepunkt abtreten und wird nicht, wie einige andere Fahrer, selbst dann noch in der Formel 1 antreten, wenn er seinen Zenit überschritten hat."

Vettel hat die größere Zukunft

"Wenn wir es pragmatisch betrachten", nickt Marko im Interview mit 'Motorsport-Total.com', "dann ist es für Mark vielleicht eine der letzten Chancen. Vettel hat noch eine große Zukunft vor sich. Wenn es für ihn dieses Jahr nicht klappt, ist es keine so große Tragik." Auf die Frage, ob der WM-Titel mit dem hauseigenen Junior Vettel die endgültige Erfüllung des Red-Bull-Projekts in der Formel 1 sei, entgegnet er ehrlich: "Das ist in der Tat so."

Webber (34) wird seine Karriere wohl spätestens Ende 2011 an den Nagel hängen, während Vettel (23) laut Horner "hoffentlich" noch weitere zehn bis 15 Jahre Formel 1 vor sich hat. "Deshalb gilt unsere ganze Aufmerksamkeit Sebastian", erklärt der Brite. "Er passt super zu Red Bull, fühlt sich wohl und auch wir genießen seine Anwesenheit. Das muss so bleiben, denn so ein Juwel wollen wir nicht gehen lassen."

¿pbvin|512|3195||0|1pb¿Dafür muss Red Bull aber voraussichtlich tief in die Tasche greifen, denn vor allem Mercedes und McLaren sollen am talentierten Sympathieträger aus Heppenheim interessiert sein, wie im Paddock gemunkelt wird. Vettels Vertrag läuft noch bis Ende 2011 und soll ihm dieses Jahr eine Gage von knapp zehn Millionen Euro einbringen. Sollte er sein Leistungsniveau halten, werden ihm wohl schon bald deutlich lukrativere Angebote ins Haus flattern.

Zuversicht für das WM-Finish

Doch zunächst einmal hat für Red Bull nicht die Vertragssituation mit Vettel, sondern der Gewinn beider Weltmeisterschaften Priorität. Angesichts der jüngsten Ergebnisse fühlt man sich dafür gut gerüstet: "Wir glauben, dass wir auf allen verbleibenden Strecken konkurrenzfähig sein werden. Was mich angeht, haben wir in den letzten drei Rennen nichts zu befürchten", gibt sich Horner in der britischen Presse betont optimistisch.

"Das Idealszenario wäre natürlich", träumt er vor sich hin, "einen Vorsprung aufzubauen, um alle abzuhängen, damit es sich nur noch zwischen Mark und Sebastian entscheidet. Ob das möglich ist oder nicht, wer weiß? Aber es gibt noch drei andere Fahrer, die man nicht zu früh abschreiben sollte." Die Punktesituation spricht ohnehin gegen Horners Wunsch, denn Webber liegt zwar 14 Punkte vor Vettel, aber der hat genauso viele Zähler (206) wie Fernando Alonso.

Sebastian Vettel vor Mark Webber

Die beiden Red-Bull-Piloten gehen als Favoriten in den WM-Endspurt Zoom

Bei 75 noch zu vergebenden Punkten in der Fahrer- und 129 in der Konstrukteurs-WM ist also noch alles offen: "In dieser Phase sind sowohl in der Fahrer- wie auch in der Konstrukteurswertung noch jede Menge Punkte offen. Wir haben aber hart gearbeitet, um in diese Ausgangsposition zu kommen, und im Team herrscht eine eiserne Entschlossenheit vor, um dieses Ziel zu erreichen. Das ist unübersehbar", so der Red-Bull-Teamchef.