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  • 08.09.2008 14:53

Lauda: "Schlimmste Entscheidung der Geschichte"

Geschenkter Sieg für Felipe Massa spaltet Königsklasse - McLaren-Mercedes protestiert offiziell bei der FIA

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit der "schlimmsten Entscheidung in der Geschichte der Formel 1" (Niki Lauda) haben die Renn-Kommissare des Großen Preises von Belgien das vielleicht spektakulärste Rennen des Jahres zu einer Randnotiz abgewertet. Die 25-Sekunden-Zeitstrafe für Lewis Hamilton, durch die der McLaren-Mercedes-Pilot nicht nur den Sieg an seinen schärfsten Titelkontrahenten Felipe Massa, sondern auch noch Platz zwei an BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld verlor, gibt alten Verschwörungstheorien zugunsten von Ferrari neue Nahrung.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat im Titelkampf zwei Punkte Vorsprung auf Felipe Massa

"Es ist absolut inakzeptabel, wenn drei Leute die WM in dieser Weise beeinflussen", schimpfte der dreimalige Weltmeister Lauda. Der Österreicher monierte wie viele andere die Entscheidung der Renn-Kommissare Nicholas Deschaux (Frankreich), Surinder Thatthi (Kenia) und Yves Bacquelaine (Belgien), Hamilton zu bestrafen, weil er in der turbulenten Schlussphase auf der bei einsetzendem Regen rutschigen Piste in einem Zweikampf mit dem führenden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen kurzzeitig die Strecke verlassen hatte.#w1#

Viel Kopfschütteln nach der Hamilton-Bestrafung

"Der Beste bei den Bedingungen im Finale von Spa war ganz klar Lewis - und alle haben exakt das gesehen, was alle Formel-1-Zuschauer sehen wollen - ein couragiertes Überholmanöver", meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Hamilton, der vor dem Ferrari-Heimspiel in Monza am kommenden Sonntag nur noch zwei anstatt acht Punkte Vorsprung vor Massa hat (76:74), und sein Team hatten vergeblich darauf verwiesen, dass er nach dem Abkürzen in der Schikane Räikkönen zunächst wieder vorbeigelassen und erst danach einen neuen Angriff gestartet hatte.

Außerdem sei Hamilton selbst als Führender in die entsprechende Schikane eingebogen und dort dann von Räikkönen abgedrängt worden. "Unsere Daten, die wir auch den FIA-Kommissaren vorgelegt haben, zeigen, dass Lewis, nachdem er vom Gas gegangen war, 6 km/h langsamer war als Kimi, als beide über die Ziellinie fuhren", erklärte ein McLaren-Sprecher. Erst nachdem er Räikkönen vorbei gelassen habe, hätte er sich für den nächsten Überholvorgang in Position gebracht. Aufgrund dieser Daten habe man keine andere Wahl, als Einspruch einzulegen.

Die entsprechende Absichtserklärung, die 6.000 Euro Gebühr kostet, hatten die Silberpfeile fristgerecht am Sonntagabend nach der Entscheidung der Kommissare abgegeben. Das Team hat nach Aussage einer FIA-Sprecherin jetzt acht Tage Zeit, den Einspruch schriftlich beim Automobil-Weltverband zu hinterlegen. Wenn das Team diesen Schritt geht, kommt der Fall vor das Berufungsgericht der FIA, mit dem McLaren-Mercedes 2007 im Spionage-Skandal und der Benzin-Affäre von Sao Paulo keine guten Erfahrungen gemacht hat.

Britische Presse sieht Hamilton als Opfer

"Die Formel 1 spielt verkehrte Welt. Lewis Hamilton hat einen Unfall vermieden, indem er geistesgegenwärtig reagierte und dabei eben neben die Strecke geriet", sagte der dreimalige Le-Mans-Sieger Klaus Ludwig dem 'sid'. Auch der frühere Formel-1-Pilot Marc Surer kritisierte den Richterspruch.

Lewis Hamilton

Kann Lewis Hamilton seinen Fans trotz der Strafe den WM-Titel schenken? Zoom

"Ich bin schockiert. Die Strafe kam für mich völlig überraschend, denn Lewis hat aus meiner Sicht alles richtig gemacht", meinte der Schweizer, der zudem anführte, dass der Brasilianer Bruno Senna in Spa in der GP2-Serie für "exakt die gleiche Aktion" wie die von Massa in Valencia mit einer Durchfahrtsstrafe belegt worden war: "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen." Massa hatte in Valencia für eine Fast-Kollision in der Boxengasse keine Strafe erhalten.

Für den Independent wurde Hamilton "Opfer einer lächerlichen Entscheidung", die als eine "der absurdesten und schmachvollsten in die Motorsportgeschichte eingehen" wird. Und der Daily Mirror fragte: "Was muss Lewis Hamilton tun, um einen Formel-1-Titel zu gewinnen?"