Bestzeit für Alonso - Crashorgie im zweiten Training

Monaco in Reinkultur: Vier Unfälle und zahlreiche Mauerküsse sorgten für Unterhaltung, während Fernando Alonso im Silberpfeil Bestzeit fuhr

(Motorsport-Total.com) - Die ersten 90 Trainingsminuten am Vormittag hatten die Reichen und Schönen von Monaco noch weitgehend ignoriert, doch im zweiten Freien Training zum klassischen Grand Prix im Fürstentum kamen sie dann doch aus ihren Luxusappartements und Jachten gekrochen - und das mit gutem Grund, denn was von den 22 Akteuren geboten wurde, war Unterhaltung feinster Güteklasse.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso machte keine Fehler, fuhr am Freitag zweimal Bestzeit

Zwar ging es - wie immer am Donnerstag - nur um die sprichwörtliche Goldene Ananas, dennoch schob so mancher die Grenzen etwas zu weit hinaus. Konsequenz: Die perfekt eingespielten Streckenposten hatten Hochbetrieb, weil vier waschechte Crashes und ein paar weitere Mauerküsse, die ohne ernsthafte Folgen blieben, für Action sorgten. Die Jagd auf die Bestzeit geriet angesichts dessen fast zur lästigen Nebenerscheinung.#w1#

Silberpfeile machten den besten Eindruck

Am meisten wurde die Session von McLaren-Mercedes geprägt, denn Lewis Hamilton fackelte in der ersten halben Stunde wieder sein gewohntes Feuerwerk ab, legte atemberaubende Drifts hin und war dennoch schnell - allerdings nur bis zu seinem Abflug in Sainte Devote, als ihm nach knapp einer Stunde beim Anbremsen das Heck wegging und er hart in die Barrieren einschlug. Fazit: Platz drei, 0,356 Sekunden Rückstand, 19 Runden.

Sein Teamkollege Fernando Alonso wirkte zwar vom reinen Speed her über weite Strecken nicht ganz so überragend, blieb aber fehlerfrei und setzte in 1:15.940 Minuten mit der superweichen Reifenmischung die beste Zeit des Tages. Der Spanier absolvierte 40 Runden und ließ Kimi Räikkönen (43 Runden) im schnelleren der beiden Ferraris um 0,275 Sekunden hinter sich. Für den Rest des Wochenendes zeichnet sich also wieder ein rot-silbernes Duell ab.

Auffällig war, dass Ferrari lange darauf verzichtete, mit der weichen Bridgestone-Mischung auf Zeitenjagd zu gehen, als Räikkönen und Felipe Massa (6./+ 0,844/37 Runden) diese dann endlich doch aufziehen ließen, konnten sie nicht so stark wie erwartet zulegen. Nun gilt es abzuwarten, was am Samstag passieren wird, denn auch vor zwei Wochen in Barcelona deckten die roten Renner aus Maranello ihre Karten erst in allerletzter Minute auf.

Trulli stark, Schumacher in der Mauer

Hinter den Top 3 landete der 2004er-Sieger Jarno Trulli (+ 0,414/39 Runden) auf dem sensationellen vierten Platz, was umso bemerkenswerter ist, als sein Toyota-Teamkollege Ralf Schumacher (+ 2,722/38 Runden) nicht über Rang 20 hinauskam. "Schumi II" war zwar nach Ablauf der Zeit noch in Richtung Top 10 unterwegs, beendete seinen schnellsten Run aber ausgangs der Schwimmbadpassage in der Mauer - bezeichnend für seine derzeitige Krise.

Jarno Trulli

Jarno Trulli kommt in Monaco so gut zurecht wie kaum ein anderer Fahrer Zoom

Viel versprechend verlief die Session für Giancarlo Fisichella (5./Renault/+ 0,813/41 Runden), dessen R27 nach dem Unfall vom Vormittag von Anfang an einsatzbereit war, und auch für Robert Kubica (7./BMW Sauber F1 Team/+ 0,908/48 Runden). Letzterer lag lange in Führung. Ebenfalls in den Top 10: Die beiden Red-Bull-Renaults von Mark Webber (9./+ 1,352/16 Runden) und David Coulthard (+ 1,474/16 Runden), der wegen eines Softwareproblems eine halbe Stunde lang zuschauen musste.

Viel Schrott am ersten Tag

Coulthard war mit einem Mauerkuss in der Loews-Kurve, bei der er sich den Heckflügel beschädigte, auch einer der Schrottproduzenten des Nachmittags, auch wenn da andere noch eifriger zu Werke gingen: Adrian Sutil (22./Spyker-Ferrari/+ 3,418/29 Runden) bezahlte etwa in der Hafenpassage vor dem Tunnel Lehrgeld, als er in die Leitplanken knallte, Anthony Davidson (19./Super-Aguri-Honda/+ 2,388/25 Runden) in der Sainte Devote.

Wie erging es den übrigen Deutschen? Nico Rosberg fuhr stark, hatte mit seinem Williams-Toyota nach 34 Runden als Achter knapp weniger als eine Sekunde Rückstand auf die Spitze und war damit deutlich schneller als sein Teamkollege Alexander Wurz (15./+ 1,576/34 Runden), der seinerseits jedoch zum Schluss zwei sehr schnelle Runden wegen langsamerer Fahrzeuge beziehungsweise wegen des Schumacher-Unfalls abbrechen musste.

Auch Nick Heidfeld konnte sein eigentliches Potenzial bei weitem nicht entfalten, weil er speziell in den schnellen Passagen Probleme mit dem Benzindruck hatte und somit seinen BMW Sauber F1.07 nicht wie gewünscht um den Kurs peitschen konnte. Resultat: Auf den Geraden fehlten ein paar km/h Topspeed, auf die Bestzeit 1,546 Sekunden. Immerhin kam er auf 43 Runden, womit seine Ingenieure zahlreiche Daten zum Auswerten haben.

Wieder knappe Abstände im Mittelfeld

Eine leichte Aufwärtstendenz zeigte sich auch beim Honda-Team, das mit beiden Autos nur knapp an den Top 10 vorbeischrammte, und bei den Toro-Rosso-Ferraris, die zwischendurch immer wieder ihr Potenzial aufblitzen ließen. Wirklich große Überraschungen gab es aber keine. Ebenfalls seit Barcelona unverändert: Das Mittelfeld liegt extrem eng beisammen - zwischen dem Fünften (Fisichella) und dem 15. (Wurz) betrug die Differenz weniger als 0,8 Sekunden.

Michael Schumacher

Michael Schumacher beobachtete seine Nachfolger in der Rascasse-Kurve Zoom

Für den Rest des Wochenendes ist es noch schwer, eine Prognose abzugeben, denn die Strecke, die ja sonst für den öffentlichen Verkehr freigegeben ist, wird sich bis zum Rennen noch stark verändern. Tendenziell wirkt McLaren-Mercedes ein wenig verbessert, man hat aber das Gefühl, dass die Ferraris noch nicht alles gezeigt haben. Spannend wird es allemal, gerade am Samstag, denn in Monaco ist die Pole Position bekanntlich schon die halbe Miete...