• 17.10.2008 13:34

  • von Stefan Ziegler

Tarquini stapelt weiter tief

Zwei Rennwochenenden vor Schluss hat Gabriele Tarquini gute Karten auf den WM-Titel - Auftritt in Monza "schlicht und ergreifend perfekt"

(Motorsport-Total.com) - Erst war Gabriele Tarquini lange Zeit der Frontrunner der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC, dann schnappte ihm ausgerechnet SEAT-Teamkollege Yvan Muller die Führung in der Fahrerwertung weg. Doch in Monza schlug Tarquini eindrucksvoll zurück: Mit der nahezu optimalen Ausbeute von 18 Zählern robbte sich der Italiener bei seinem Heimspiel wieder näher an Muller heran. Vor den verbleibenden Läufen in Okayama und Macau trennen die beiden Rivalen neun Punkte - Spannung ist garantiert...

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini bejubelt seinen Sieg in Monza

Nach seinem Sieg in Monza ist Gabriele Tarquini endlich wieder ein WM-Kandidat

Selbstverständlich zeigte sich Tarquini anlässlich seines Triumphs im 'Autodromo di Monza' hochzufrieden: "Für mich war das eine fantastische Geschichte, einfach traumhaft", sagte der SEAT-Pilot nach der Siegerehrung exklusiv gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Nach den Zwischenfällen in Imola war ich eigentlich schon fast überzeugt davon, dass der Meisterschaftszug für mich abgefahren sein würde."#w1#

Tarquini und Muller im WM-Endspurt

"Mein Rennwochenende in Monza war dagegen schlicht und ergreifend perfekt - von der Qualifikation bis zum zweiten Rennen. Es hat einfach alles gestimmt. Das Team hat großartige Arbeit geleistet und wir konnten reichlich Punkte für SEAT machen - das war ja das Hauptziel. Jetzt ist die Lücke zu BMW sehr groß. Für uns wird es jetzt deutlich leichter sein, diesen Abstand zu kontrollieren." Die Teamwertung scheint relativ safe zu sein - doch wie steht's bei den Fahrern?

"Nur einer von uns kann der Schnellste sein." Gabriele Tarquini

Tarquini: "Es ist richtig toll, mit deinem Teamkollegen darum zu kämpfen", meinte der aktuelle WM-Zweitplatzierte, schränkte aber umgehend ein: "Natürlich kann man dabei nicht so hart zu Werke gehen, wie im Duell mit anderen Fahrern. Ich denke aber, dass wir beide genug Erfahrung haben, um nicht mit der Brechstange anzutreten. Nur einer von uns kann eben der Schnellste sein und derjenige mit mehr Glück wird am Ende Meister sein."

Wie heftig - oder eher: wie behutsam - man ein teaminternes Duell im Hause SEAT löst, wurde einmal mehr in Monza deutlich: Legt Tarquini im Fight mit markenfremder Konkurrenz des Öfteren eine härtere Gangart an den Tag, so benahmen sich der Italiener und seine Teamkollegen im Königlichen Park äußerst zurückhaltend und vorsichtig. Und die internen Überholmanöver rochen eher nach Teamorder denn Duell.

So zog Tarquini in Lauf zwei spielend an Jordi Gené vorbei - wurde dabei wirklich um die Positionen gekämpft? "Ich war schneller als er, denn ich befand mich ja in seinem Windschatten", erläuterte Tarquini die Umstände und stellte klar: "Es war aber auf alle Fälle kein harter Fight. So ähnlich wie schon im ersten Rennen." Dabei hatte sich der 46-Jährige mit Konkurrent Muller angelegt und den Kürzeren gezogen.

SEAT mit besten Titelchancen

Für die verbleibenden Rennen rechnet sich Tarquini nach seinen Erfolgen in Monza jedenfalls gute Chancen aus und baut auf einen positiven Schwung für die Überseeläufe: "Darauf hoffe ich sehr! Wir erwarten eigentlich, in Okayama nicht besonders schnell zu sein. Das scheint keine sonderlich gute Strecke für uns zu sein. Macau ist zwar nicht wirklich mit Monza vergleichbar, sollte uns aber wieder besser liegen."


Fotos: WTCC in Monza


"Wir erwarten , in Okayama nicht besonders schnell zu sein." Gabriele Tarquini

Der Stadtkurs im Herzen der Spielerstadt besticht nicht zuletzt durch lange Geraden, wo hohe Geschwindigkeiten erzielt werden - Vorteil SEAT, möchte man meinen. Und die Iberer stehen unmittelbar vor dem ganz großen Triumph: dem Gewinn der Fahrerwertung und den Sieg bei den Herstellern. Doch die Spanier weisen vor dem Endspurt der Saison jegliche Favoritenrollen weit von sich - so auch Tarquini.

"So nahe dran sind wir nun auch wieder nicht, auch wenn wir einen Abstand zur Konkurrenz haben", stapelte der Italiener bewusst tief. "Die beiden Rennen in Imola und Monza waren aber auf alle Fälle tolle Booster für uns, denn jetzt stehen noch vier Läufe an, in denen 40 Punkte zu vergeben sind. Da mögen neun Punkte zunächst viel erscheinen, doch in dieser Meisterschaft ist das eine Kleinigkeit..."