• 21.07.2009 19:48

  • von Andy Priaulx

Priaulx-Kolumne: "Unser Sport kann grausam sein"

Andy Priaulx in seiner neusten Kolumne bei 'Motorsport-Total.com' über den tödlichen Unfall von Henry Surtees und das Wochenende in England

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

Andy Priaulx erlebte in Brands Hatch ein Wochenende mit Höhen und Tiefen

unser Sport kann grausam sein - ganz besonders, wenn er ein Todesopfer fordert. Es ist eine große Tragödie, wenn so etwas passiert. Am Sonntag wurden wir in Brands Hatch Augenzeugen von einem solchen Ereignis. Henry Surtees war ein netter junger Mann, der noch am Anfang seiner Karriere im Motorsport stand. Als Tutor hatte ich das Vergnügen, ihn in der Formel BMW zu betreuen.

Sein Tod verdeutlicht einmal mehr die Gefahren, denen wir uns aussetzen. Mein Mitgefühl gilt seinen Eltern, Jane und John Surtees. John ist einer meiner Helden im Rennsport. Er hat in seinem Leben so viel in diesem Sport erreicht. Als Rennfahrer und auch als Vater eines Sohnes, der eines Tages in meine sportlichen Fußstapfen treten könnte, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, einen solchen Verlust zu ertragen.#w1#

Ein Rennsieg war das große Ziel

Ich bin mit dem Ziel zu meinem Heimrennen nach Brands Hatch gefahren, dort einen Sieg zu erringen. Ich muss wohl eingestehen, dass diese Mission gescheitert ist. Dennoch weiß ich, dass ich das Auto habe, um Rennen zu gewinnen. Obwohl der Titel für mich im Prinzip nicht mehr in Reichweite liegt, werde ich nicht aufhören zu kämpfen, bis ich mein Ziel erreicht habe.

Andy Priaulx

Andy Priaulx bescherte seinen Fans beim Heimspiel in Brands einen dritten Rang Zoom

Die Qualifikation verlief vielversprechend, denn der dritte Platz in der Startaufstellung war eine gute Ausgangsposition für den fliegenden Start. Wir wussten nicht, ob es nass oder trocken sein würde. Mitten in den Startvorbereitungen fielen die ersten Regentropfen und die Verantwortlichen erklärten das Rennen zum "Wet Race". Glücklicherweise gab es nur wenige feuchte Stellen und das Rennen konnte im Trockenen ausgetragen werden.

Ich war fest entschlossen, zumindest den dritten Rang zu behalten, doch das war keine einfache Aufgabe. Ich konnte mich in der ersten Runde aus dem Getümmel heraushalten. Als sich der Staub lichtete und das Safety-Car wieder in die Boxengasse abbog, war ich froh, noch immer Dritter zu sein. Ich wusste, dass mein Auto so schnell war wie die Fahrzeuge von Alain Menu und Rob Huff - und das obwohl sie einen Gewichtsvorteil von 30 Kilogramm hatten.

Spannende Duelle in beiden Sprintrennen

Ich hing Huff regelrecht im Getriebe, als unglücklicherweise ein Schwall seiner Abgase in meinen Motor gelangte und das Aggregat für kurze Zeit seiner Kraft beraubte. Dadurch erhielt Gabriele Tarquini die Chance, auf die er nur gewartet hatte. Dank des Drehmoments seines Dieselmotors ging er ausgangs Kurve drei an mir vorbei. Es gab nichts, was ich dagegen hätte unternehmen können. Ich gebe aber niemals auf, und so konnte ich mir den Platz noch zurückholen.

Andy Priaulx

Die beiden Sprintrennen von Brands Hatch sorgten für viele spannende Duelle Zoom

Aufgrund meiner Erfahrungen aus den vergangenen sechs Jahren wusste ich, dass Gabriele vorsichtig sein musste, weil er ja mitten im WM-Kampf steckt. Ich habe mich daher in Kurve vier innen an ihm vorbeigedrückt und konnte anschließend davonziehen. So lag ich wieder hinter Huff, doch er hat sich so gut verteidigt, dass ich mich mit Rang drei zufrieden geben musste.

Im zweiten Rennen ist mir ein guter Start gelungen, und ich befand mich in Druids sogar direkt neben den SEATs. Leider konnte ich diese Position nicht festigen und musste mich mit dem fünften Platz zufrieden geben. Ich habe diesen Platz im Laufe des Rennens verloren, konnte mich aber wieder zurückkämpfen. Anschließend ging es für mich wieder darum, Tarquini zu überholen und gleichzeitig Huff hinter mir zu halten. Dieses Mal waren die Vorzeichen also umgekehrt. Ich konnte zwar einige Manöver platzieren, doch leider waren sie nicht von Erfolg gekrönt. Das war frustrierend, weil ich wusste, dass der Wagen letztendlich schneller war. Aber so ist das nun einmal im Rennsport.

Nichtsdestotrotz habe ich insgesamt zehn Punkte geholt. So viele konnte ich auch in Pau einfahren. Das sind vier Zähler weniger als in Puebla, meinem bislang besten Wochenende in dieser Saison.

WTCC-Champion trifft Tour-König

Abseits der Rennstrecke hatte ich eine großartige Zeit. Dank 'Eurosport', die mich an diesem Wochenende auf Schritt und Tritt beobachtet haben, durfte ich am vergangenen Donnerstag nach Frankreich reisen und dort eine Etappe der Tour de France verfolgen. Als wäre das allein nicht herrlich genug, konnte ich mir auch noch einen Herzenswunsch erfüllen und einen wahren Helden treffen. Als sich die Jungs in Tonnerre auf den Start der Etappe vorbereiteten, die sie nach Vittel führen sollte, konnte ich Lance Armstrong die Hand schütteln und mich mit ihm unterhalten.

Ich habe größten Respekt vor ihm und all seinen Konkurrenten in diesem anstrengenden Sport. Das sind wirklich ultimative Athleten. In der ersten Stunde dieser Etappe brachten sie es auf einen Durchschnittswert von 48 Stundenkilometern. Und das bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Man kann sich gewiss vorstellen, was ich geantwortet habe, als ich gefragt wurde, ob ich nicht gerne den Platz mit ihnen tauschen würde...

Ihr

Andy Priaulx

Folgen Sie uns!

Folge uns auf Facebook

Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!

Folge uns auf Instagram

Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt