• 18.05.2009 09:15

  • von Andy Priaulx

Priaulx-Kolumne: "Ich habe alle Register gezogen"

Andy Priaulx in seiner neusten Kolumne über die Streitigkeiten auf und abseits der Rennstrecke sowie das schwierige WTCC-Wochenende in Frankreich

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

BMW Team UK Pilot Andy Priaulx holte sich die Pole, startete aber nur von Rang 5...

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Womit soll ich nur beginnen? Das gesamte Wochenende war ja geradezu gespickt mit Dramen und Kontroversen. Für mich war Pau wie eine Achterbahnfahrt. Erst ging es nach oben, dann nach unten. Es gab Schwierigkeiten mit den Regeln und auch auf der Strecke war einiges geboten.

Fangen wir doch einfach einmal mit den Geschehnissen abseits der Rennstrecke an. SEAT hat die Toleranz beim Ladedruck der Turbomotoren verloren und wurde für zu hohe Drehzahlen bestraft. Ich will jetzt aber gar nicht groß über technische Details sprechen. Es genügt wohl zu sagen, dass ich dank einer großartigen Runde die Pole-Position erobern konnte, die ich anschließend allerdings wieder verlor, weil mein Motor beim Zurückschalten zu hoch gedreht hat!#w1#


Fotos: Andy Priaulx, Rennwochenende in Pau


So fand ich mich plötzlich auf Startplatz fünf wieder. Das ist keine angenehme Position, zumal wir es hier in Pau mit einem Stadtkurs zu tun haben, wo Überholen fast unmöglich ist. Den fliegenden Start im ersten Rennen habe ich glücklicherweise ohne Kollisionen überstanden und konnte mir gleich einige Wagen zur Brust nehmen. Letztendlich wurde ich Vierter und sammelte eine handvoll Punkte.

Dann begann Lauf zwei und dabei überschlugen sich die Ereignisse. Ich bin zwischen zwei anderen BMW Fahrzeugen in Kurve zwei eingebogen - und drei Autos passen einfach nicht in diese Ecke. Der Kontakt mit Jörg Müller hat dafür gesorgt, dass ich hinten links einen schleichenden Plattfuss erhielt und beschädigte obendrein noch meinen hinteren rechten Stoßdämpfer. Das war natürlich sehr unglücklich, zumal wir uns eigentlich eher mit Chevrolet und SEAT anlegen sollten. Doch dann wurde es völlig verrückt. Nach dem Unfall zwischen Franz Engstler und dem Safety-Car musste das Rennen abgebrochen werden.

Ich muss gestehen: So etwas habe ich noch niemals zuvor gesehen. Da war ich wirklich froh, nicht an der Spitze gewesen zu sein. Wenn man sich die Bilder noch einmal ansieht, dann ist klar, dass der Fahrer des Safety-Cars blindlings auf die Strecke gefahren und auf die Ideallinie eingebogen ist. Es gab nichts, was Franz hätte tun können, um den Crash zu vermeiden. Das muss sehr schlimm für ihn gewesen sein, denn immerhin hatte er zu diesem Zeitpunkt erstmals ein WTCC-Rennen angeführt.

Andy Priaulx

Andy Priaulx raste in Pau in beiden Rennen knapp am Podium vorbei auf Platz 4 Zoom

So seltsam das klingen mag, aber ich konnte aus diesem ungewöhnlichen Zwischenfall Kapital schlagen. Wäre das Rennen nicht abgebrochen worden, dann hätte ich in die Box fahren müssen und hätte keine Chance mehr auf Punkte gehabt. Für mich bestand jedenfalls keine Möglichkeit, mit einem solchen Schaden weiter im Rennen zu verbleiben.

In der Folge habe ich alle Register gezogen, um Rob Huff noch von Rang drei zu verdrängen. Er hat seine Position allerdings sehr gut verteidigt. Ich darf in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass man mir dafür die schwarz-weiße Flagge gezeigt und mich verwarnt hat. Rob wird aber sicherlich bestätigen, dass ich das Heck seines Chevrolets nicht ernsthaft berührt sondern viel eher zärtlich getätschelt habe.

So war es alles in allem ein enttäuschendes Wochenende, denn mein Wagen war stark und ich hätte gewiss eines der beiden Rennen gewinnen können. Jetzt ist meine Entschlossenheit aber noch deutlich größer, meinen ersten Saisonsieg zu landen. In Valencia werde ich wieder sämtliche Geschütze auffahren!

Ihr

Andy Priaulx