• 08.10.2010 17:44

  • von Andy Priaulx

Priaulx-Kolumne: "Ich habe mein Möglichstes getan"

BMW Pilot Andy Priaulx schreibt in seiner Kolumne bei 'Motorsport-Total.com' über den WTCC-Event in Valencia und die Taktiken der Konkurrenz

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

Unterwegs in Valencia: Dieses Mal war leider kein Podiumsergebnis für BMW drin

ich bin regelrecht begeistert von meiner Leistung in Valencia! Das ist ein Kurs, der nicht gerade für uns gemacht ist, also hat niemand sehr viel von BMW erwartet. Meine erste Runde in Lauf eins halte ich allerdings für die beste erste Runde, die ich jemals absolviert habe. Gleichwohl muss ich sagen: Das Wochenende in Spanien war vielleicht eines der härtesten des Jahres.

Für mich waren die WM-Läufe 17 und 18 von entscheidender Bedeutung. Ich brauchte gute Ergebnisse und in dieser Phase der Saison - bei nur noch vier ausstehenden Rennen - zählt einfach jeder Punkt. Die zehn Zähler aus dem ersten Lauf und die zwölf Punkte für Lauf zwei nahm ich also nur zu gerne mit.

Im Rennen war BMW plötzlich voll da

Zu Beginn des Wochenendes war ich allerdings weitaus weniger zufrieden. Valencia ist ein enger und kurvenreicher Kurs, der für BMW noch nie einen guten Jagdgrund darstellte. Wir hatten unsere Zweifel, ob es uns gelingen würde, in die zweite Teilsession der Qualifikation vorzudringen. Zum Glück schafften wir es, doch mehr war leider nicht für uns drin: Nach dem Top-10-Shootout belegte ich den zehnten Platz. Weil Tom Coronel zurückgestuft wurde, erhielt ich den neunten Startrang.

Augusto Farfus, Andy Priaulx

Augusto und ich nach der Qualifikation: Wir hatten gerade so die Top 10 erreicht Zoom

Im Warmup fühlte sich das Auto schon viel besser an als im Qualifying und ich war auch schneller unterwegs. Vor mir lag allerdings einer dieser berüchtigten fliegenden Starts vor einer tückischen ersten Kurve, wo schon einige Fahrer ihre Siegträume im Kiesbett begraben mussten. Als die Ampeln aber auf Grün umsprangen, startete ich meinen Angriff, wo die Punktesituation an der Tabellenspitze doch recht ausgeglichen war. Bei einem solchen Rennen darfst du nicht zögern, also legte ich los.

Meine Strategie funktionierte, denn am Ausgang der ersten Kurve hatte ich bereits zwei Plätze gewonnen und war weiter auf dem Vormarsch. Vor mir lagen einige harte Gegner, doch ich konnte sie der Reihe nach überholen und kam schlussendlich auf Position fünf ins Ziel - nur wenige Zehntel hinter meinem Kontrahenten, der seinen Platz als nächstes hätte räumen müssen. Leider schnitt mein BMW Team RBM Stallgefährte Augusto Farfus im ersten Rennen weniger glücklich ab.¿pbvin|0|3158|wtcc|0|1pb¿

Nicht jedes Manöver findet Gefallen

Fredy Barth zählt mit seinem SEAT zu den gefährlichen Burschen in dieser Rennserie. Ich hatte ihn mir bereits am Start geschnappt, also war nun Augusto an der Reihe, es mir gleichzutun. Was hinter mir genau passiert ist, habe ich natürlich nicht gesehen. Ich erfuhr aber, dass Augusto ähnlich engagiert zu Werke ging und recht gut unterwegs war - bis Fredy ihn rechts hinten touchierte und einige Teile in das rechte Hinterrad meines Teamkollegen drückte. Das Ergebnis war ein Plattfuß.

Andy Priaulx

Hinter mir lieferten sich Fredy Barth und Augusto einen intensiven Zweikampf Zoom

Das war natürlich sehr schade, denn zum Zeitpunkt dieses Zwischenfalls hatte Augusto die Pole-Position für den zweiten Lauf inne. Apropos: Ich liebe den Motorsport und möchte mich aus der Politik heraushalten, doch die Taktiken, wonach sich ein Fahrer aus den Top 3 absichtlich zurückfallen ließ, um die Pole für Lauf zwei einzunehmen, enttäuschten mich sehr. Ich habe kein Problem damit, dass Yvan Muller seinen Teamkollegen Rob Huff kampflos überholte, um Zweiter zu werden.


Fotos: Andy Priaulx, WTCC in Valencia


So gewinnt man nun einmal Meisterschaften. Sich zurückfallen zu lassen wie ein Stein, halte ich aber für ziemlich unsportlich und sehr unfair gegenüber den Fans. Wenn unsere Rivalen allerdings derlei Spielchen spielen wollen, kann ich nichts machen. Ich werde jedenfalls weiterhin mein Bestes geben und versuchen, die Fans gut zu unterhalten. Sie sollen wissen, dass die Jungs auf der Strecke mit vollem Herzen bei der Sache sind und sich nicht irgendwelcher hinterlistigen Taktiken bedienen.

Der Titelkampf bleibt überaus spannend

Das zweite Rennen war erneut eine ziemlich harte Nummer. In der ersten Kurve gab es das übliche Chaos. Mein Start war eigentlich gut genug, um mich bis auf Platz zwei nach vorne zu bringen, doch leider zog ich letztendlich den Kürzeren und fand mich auf Position vier wieder. Ich stand während des gesamten Laufs unter Druck und rutschte in Runde fünf sogar hinter Jordi Gené und Gabriele Tarquini zurück. Weil Fredy zurückfiel und ich in Runde neun an Jordi vorbeikam, war ich wieder Vierter.

Gabriele Tarquini, Andy Priaulx

Gabriele Tarquini und ich schenkten uns nichts, doch er blieb letztendlich vor mir Zoom

Leider gab es im Hinblick auf mein Manöver gegen Jordi eine kleine Kontroverse. Nach dem Rennen warf ich einen Blick in die TV-Bilder und erkannte, dass er die betreffende Kurve zu früh angebremst hatte. Er stand fast zehn Meter eher auf der Bremse und ließ mir zudem die Türe offen. Ich berührte ihn leider, doch da gab es nichts, was ich hätte tun können, um eben dies zu verhindern. Ich wurde vor die Rennleitung zitiert, doch die Rennkommissare kamen zum gleichen Schluss wie ich.

So lieferte ich mir am Ende des Rennens ein spannendes Duell mit Gabriele. Es war hart, aber fair. Er behielt die Oberhand, doch ich hatte mein Bestes versucht. An diesem Wochenende ging es für mich ohnehin um Schadensbegrenzung. Ich habe mein Möglichstes getan. Leider liegt Yvan nun 25 Punkte vor mir, doch ich bin noch immer Zweiter in der Fahrerwertung. Vier Rennen und einhundert Zähler stehen noch aus - es braucht aber schon mehr als 25 Punkte Abstand, damit ich aufgebe!

Euer

Andy Priaulx