Porteiro: Das Testen macht den Unterschied
Félix Porteiro über die Herausforderungen der Privatfahrer und den Vergleich zwischen Werkspiloten und Privatiers in der Tourenwagen-WM
(Motorsport-Total.com) - Bis einschließlich 2008 war Félix Porteiro für das BMW Team Italy-Spain als Werkspilot in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) unterwegs, musste sich in der Winterpause aber einen neuen Arbeitgeber suchen. Fündig wurde der junge Spanier beim italienischen Proteam, das für ihn in dieser Saison einen BMW 320si in der Privatfahrerwertung einsetzt - mit großem Erfolg.

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Félix Porteiro ist der aktuelle Spitzenreiter bei den Privatfahrern in der WTCC
Doch auch wenn Porteiro nach 16 von insgesamt 24 WM-Läufen die Nase in der Tabelle der Independents' Trophy klar vorne hat, so musste sich der 25-Jährige in der kurzen Zeit zwischen seinem Abschied von BMW und seiner Ankunft beim Proteam doch gewaltig umstellen. Am meisten vermisst Porteiro das intensive Testen, wie er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erläutert.#w1#
Brasilien: Ein Sprung ins kalte Wasser
Schon beim Saisonauftakt im brasilianischen Curitiba geriet der Youngster nach eigenen Angaben ins Hintertreffen: "Das hat man speziell beim zweiten Rennen gesehen", meint Porteiro rückblickend und berichtet von seinen Erlebnissen: "Ich war Erster beim Start, doch unmittelbar davor hat es angefangen zu regnen - und ich hatte das Proteam-Auto davor noch niemals im Regen gefahren."
"Zuletzt hatte ich einen solchen Rennwagen unter solchen Bedingungen in Okayama bewegt. Das lag allerdings schon ein halbes Jahr zurück", so Porteiro. "Die Werksfahrer hatten hingegen im Februar die Chance, im Rahmen ihrer Testfahrten ein paar Runs im Nassen hinzulegen. Davon haben sie in diesem Rennen ganz klar profitiert. Die erste Runde war für mich hingegen ein großes Abenteuer."
"Ich hatte keine Referenzpunkte, aber dafür eine große Gruppe von Verfolgern im Heck. Das hat den großen Unterschied ausgemacht", meint der 25-Jährige. "Wenn du dich im Auto wohlfühlst, dann kannst du auch etwas zeigen. Ich musste dagegen ein bisschen experimentieren. Ich habe also in den ersten Runden ständig an den Einstellungen herumgespielt, als ich mit Andy Priaulx im Clinch lag."
Porteiro muss 2009 kleine Testbrötchen backen
So kommt Porteiro nach einigen Privatier-Einsätzen zur wenig überraschenden Einschätzung: "Wenn du nicht testen kannst, dann hast du's eben schwer" - vor allem bei den privaten Rennställen der WTCC sitzt das Budget angesichts der schwierigen Wirtschaftslage nicht gerade locker. Porteiro: "Mit dem Geld, was die Werksteams für Testfahrten aufwenden, könnte ich eine ganze Saison bestreiten."
"Ein Testtag kostet - mit allem drum und dran wie Streckenmiete, Motoren, Mechaniker und so weiter - zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Wenn du also nur zehn Tage lang Testen gehst, dann kommen rund 400.000 Euro zusammen. Das ist mein Jahresbudget", sagt der frühere GP2-Pilot, der sich allerdings auch noch mit anderen Problemen herumschlagen muss, die ein Werksfahrer nicht kennt.
"Wenn ich einen Unfall baue, dann verpasse ich im schlimmsten Falle ein Rennen. Das ist meinen Teamkollegen passiert", meint Porteiro und verweist auf die Proteam-Unfälle aus Marrakesch. "Bei einem Werksteam musst du dir über solche Sachen eben keinerlei Gedanken machen", so Porteiro. "Du kannst dich auf andere Sachen konzentrieren und musst nicht ständig ans Geld denken."

