• 05.12.2009 12:44

  • von Stefan Ziegler

Nève: "Wir wollen 2010 ein Titelkandidat sein"

Chevrolets Motorsport-Manager Eric Nève im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Saison 2009 und die Aussichten für das neue Jahr

(Motorsport-Total.com) - Sechs Siege, drei Pole-Positions und fünf schnellste Rennrunden - für Chevrolet war die Saison 2009 ein voller Erfolg. Als einziges der drei großen Werksteams schickte die Mannschaft von Eric Nève einen Neuwagen an den Start und konnte schon im fünften Rennen den ersten Sieg bejubeln. Unterm Strich war man vor allem auf Stadtkursen sehr schnell, insgesamt reichte es aber noch nicht zum ganz großen Wurf. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' nimmt Nève ausführlich Stellung zur abgelaufenen Saison.

Titel-Bild zur News: Eric Nève

Eric Nève und seine Mannschaft haben ein erfolgreiches Rennjahr hinter sich

Frage: "Herr Nève, ihr Team holte in Macao die Pole-Position und einen Sieg - ein erfolgreiches Wochenende..."
Eric Nève: "Ja, sehr sogar. Vor allem der Sieg im ersten Rennen war toll. Das hatte nichts mit der umgekehrten Startaufstellung zu tun. Es ist einfach ein Beweis dafür, dass Rob in Macao sehr, sehr stark unterwegs war."#w1#

"Gleichzeitig unterstreicht dieser Erfolg natürlich auch, wie gut der Cruze auf Stadtkursen ist. Damit bin ich sehr zufrieden. Jetzt müssen wir weiterarbeiten und sicherstellen, dass das Auto überall konkurrenzfähig wird. Wir wollen im kommenden Jahr schließlich ein Titelkandidat sein."

Frage: "Ihr Team war in diesem Jahr erstmals mit dem Cruze am Start. Wie lautet ihr Saisonfazit?"
Nève: "Das fällt sehr positiv aus. Wir haben bereits am dritten Wochenende in Marrakesch zwei Rennen gewonnen. Für uns waren ja im Prinzip alle Strecken neu, weil wir mit einem neuen Wagen antraten. Das Auto hat aber gezeigt, dass es noch Potenzial hat. Insgesamt sehe ich dieses Jahr also sehr positiv."

Noch gibt es Verbesserungsbedarf bei Chevrolet

Frage: "Chevrolet hat in diesem Jahr zumeist Siege auf Straßenkursen geholt und nur einen Erfolg auf einem traditionellen Rundkurs. Lautet der nächste Schritt also, auch auf 'normalen' Rennstrecken erfolgreich zu sein?"
Nève: "Von mir aus können wir auch weiterhin auf Stadtkursen gewinnen (lacht; Anm. d. Red.). Aber es stimmt natürlich: Wir müssen auf traditionellen Rennstrecken noch etwas schneller werden."

Frage: "Ist das die einzige Baustelle oder sehen sie noch woanders Verbesserungsbedarf?"
Nève: "Das liegt ja nicht an der Strecke, sondern eher am Gesamtpaket. Wir haben weder Turbolader noch Heckantrieb und das sind zwei Vorteile unserer Konkurrenten. Das müssen wir erst einmal kompensieren und dementsprechend noch härter arbeiten."

"Wir müssen auf traditionellen Rennstrecken noch etwas schneller werden." Eric Nève

Frage: "Waren sie unabhängig von den Ergebnissen mit dieser Saison zufrieden? Es gab ziemlich viele politische Nebengeräusche..."
Nève: "Nicht mehr als sonst (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Würden sie dieses Jahr als Erfolg für die Rennserie verbuchen?"
Nève: "Ja, absolut. Die Meisterschaft hat sich positiv entwickelt. Man spricht mehr und mehr darüber - auch in Deutschland. Diese Entwicklung ist prima und wir sind sehr froh, dabei zu sein."¿pbvin|64|1647|chevrolet|0|1pb¿

Neue Impulse durch Ex-Champion Yvan Muller?

Frage: "Wird Chevrolet der WTCC langfristig die Treue halten oder warten sie erst einmal ab, wie das kommende Rennjahr verläuft?"
Nève: "Ich hoffe natürlich, dass wir für längere Zeit dabei sind. Allerdings werden solche Programme Jahr für Jahr neu hinterfragt. Der Motorsport muss immer wieder gerechtfertigt werden. Das ist vollkommen normal."

Frage: "2010 stößt Yvan Muller zum Team. Wie sehr freuen sie sich auf ihren neuen Piloten?"
Nève: "Sehr. Wenn man so einen Fahrer unter Vertrag nehmen kann, kann man nur zufrieden sein. Wir hatten in den vergangenen fünf Jahren ein tolles Arbeitsverhältnis mit unseren drei Piloten."

"Wir wollen um die Meisterschaft fahren." Eric Nève

"Da Nicola aussteigen und nicht mehr so anspruchsvolle Rennwochenenden absolvieren wollte, war das für uns natürlich eine Gelegenheit, frischen Wind ins Team zu bringen. Vielleicht bekommen wir dadurch auch neuen Input für die Ingenieure und können neue Wege einschlagen, die wir bisher nicht kannten."

Frage: "In Yvan Muller haben sie einen Weltmeister verpflichtet. Ist der WM-Titel daher das erklärte Saisonziel für 2010?"
Nève: "Ja. Wir wollen um die Meisterschaft fahren. In der Herstellerwertung wird das vermutlich schwierig werden, denn wir bleiben bei drei Autos. Wir haben aber drei tolle Fahrer - Alain, Rob und Yvan haben alle das Potenzial, um Weltmeister zu werden."


Fotos: WTCC in Macao


Chevrolet: Rob Huff als Zukunftshoffnung

Frage: "Was versprechen sie sich speziell von Rob Huff?"
Nève: "Rob hat sich super entwickelt - vor allem auch in der Qualifikation. Das hat er aber schon im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Er war schon immer ein toller Racer und jetzt ist er auch im Qualifying sehr schnell unterwegs. Er hat über die Jahre eine sehr positive Entwicklung an den Tag gelegt."

Frage: "Nicola Larini tritt nach 20 Jahren im Tourenwagensport etwas kürzer. Wie sehr schmerzt es sie, ihn jetzt gehen zu sehen?"
Nève: "Das war sehr emotional. Ich bin froh, dass es seine Entscheidung war. Solche Momente zu erleben, ist immer sehr schwierig. Wir sind aber nun eben am Ende einer Phase angekommen und schreiten nun voran."

"Rob war schon immer ein toller Racer." Eric Nève

Frage: "Gabriele Tarquini ist mit 47 Jahren der älteste Weltmeister aller Zeiten. Wie lautet ihr Kommentar zum neuen WTCC-Champion?"
Nève: "Man sieht einfach ganz deutlich, dass man im Tourenwagensport Erfahrung haben muss. Das Alter spielt dabei eigentlich keine große Rolle - im Gegenteil. So gesehen haben wir mit Rob ja noch fast 20 Jahre Zeit (lacht; Anm. d. Red.). Das gibt doch Hoffnung!"