• 14.08.2011 15:16

  • von Stefan Ziegler

Nach fünf Events in acht Wochen: Die WTCC atmet durch

Die heiße Sommerphase mit fünf Rennevents binnen acht Wochen ist geschafft, doch sind es auch die Beteiligten? 'Motorsport-Total.com' fragte nach

(Motorsport-Total.com) - In diesem Jahr haben sich Fahrer und Teams der WTCC ihre Sommerpause redlich verdient. In der Motorsport Arena Oschersleben endete vor zwei Wochen nämlich eine überaus stressige Phase der Tourenwagen-WM: Selten zuvor mussten die Rennställe binnen acht Wochen gleich fünf Rennevents absolvieren. Der "Marathon-Sommer" der WTCC ist nun aber vorbei - Zeit für eine Zwischenbilanz.

Titel-Bild zur News: Stefano D

Stefano D'Aste und die WTCC bogen in Oschersleben in die Sommerpause ab

Seit der Premiere in Ungarn am 5. Juni 2011 war das Fahrerlager schließlich beinahe pausenlos in Bewegung. Am 19. Juni standen die Sprintrennen von Tschechien auf dem Programm, am 3. Juli wurde in Portugal gefahren. Via Großbritannien am 17. Juli und Deutschland am 31. Juli bog die WTCC ab in die Sommerpause, die am 4. September 2011 im spanischen Valencia ihr Ende findet.

Die Formel 1 als Termin-Platzhirsch

Doch WM-Promoter Marcello Lotti hat bei der Erstellung seines Kalenders meist nicht viel Auswahl, was die Termine anbelangt. Dem Italiener sind manchmal regelrecht die Hände gebunden, wie er gegenüber 'Motorsport-Total.com' bestätigt. "Je mehr Events die Formel 1 ausrichtet, umso schwieriger wird es für uns", meint Lotti. Der Branchenprimus zieht das meiste Interesse auf sich.

"Mehr Formel-1-Events machen uns das Leben schwer." Marcello Lotti

"Wir bekommen dann immer größere Probleme, unsere Rennen so zu legen, damit wir nicht mit ihren Rennen kollidieren", erklärt der Serienchef der WTCC. "Mehr Formel-1-Events machen uns das Leben schwer. Da bleiben uns vielleicht sieben Wochenenden übrig, an denen wir unsere Läufe absolvieren können. Der Haken daran ist jedoch, dass an solchen Terminen alle weiteren Events stattfinden."

"Die MotoGP möchte Rennen fahren, die GT-Fahrzeuge sind unterwegs und auch wir brauchen unsere Auftritte. Alle wollen es vermeiden, am gleichen Tag zu fahren wie die Formel 1", stellt Lotti heraus. Auch 2012 müsse man sich wieder auf Kompromisse und Terminkollisionen einlassen. "Das dürfte aber nicht weiter dramatisch sein, denn wir befinden uns dann jeweils in anderen Zeitzonen."¿pbvin|0|3942|inside|0|1pb¿

Coronel: Rennsport ist eine Lebenseinstellung

Für Tom Coronel (ROAL) ist das kein Problem. Der Niederländer lebt den Motorsport und würde "am liebsten an jedem Wochenende ins Lenkrad greifen", wie er selbst sagt. "So viel wie möglich, lautet das Motto. Ich muss einfach Autos fahren. Das ist wie eine Sucht. Deshalb möchte ich am liebsten an jedem Wochenende irgendwo antreten. Für uns Rennfahrer ist das ja nicht wirklich dramatisch."

"Wem das nicht passt, der muss sich einen anderen Job suchen." Tom Coronel

Wer sich nicht damit anfreunden könne, pro Saison viele Renntermine wahrzunehmen, der habe unter Umständen den falschen Beruf gewählt, witzelt Coronel. "Wem das nicht passt, der muss sich einen anderen Job suchen. Motorsport ist eine Lebenseinstellung und kein Beruf, für den man morgens um neun Uhr auf der Matte stehen muss und bei dem das Tagewerk abends gegen 17 Uhr beendet ist."

"Vielfahrer" Darryl O'Young (Bamboo), der - ähnlich wie Coronel - rund um den Globus jettet, um so viele Rennen wie möglich zu fahren, stellt ein straffer Rennplan ebenfalls keine Hürde dar. "Ich beschwere mich nicht", sagt der Chinese. "Solange ich eine ordentliche Winterpause habe, ist mir alles recht. Und je mehr Rennen ich bestreiten kann, umso glücklicher bin ich", meint O'Young.

Mehr Stress für die Teams?

"Ich würde am liebsten an jedem Wochenende im Auto sitzen, wenn da nur nicht immer diese Fliegerei wäre. Seit 2007 wuchs mein Meilenkonto wirklich immer schneller an", erläutert der in Hongkong wohnhafte Rennfahrer. "Wie gesagt: Ich möchte mich nicht beklagen, denn ich genieße ja, was ich tue." Kürzere Ruhephasen zwischen den Events seien nur für die Teams ziemlich hart.

"Wir Fahrer haben eine vergleichsweise kurze Woche..." Darryl O'Young

"Wir Fahrer haben eine vergleichsweise kurze Woche, doch die Crew reist immer schon frühzeitig an, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Wenn ihnen da nur eine kleine Verschnaufpause bleibt, ist das sicher nicht einfach", erläutert O'Young. Volvo-Pilot Robert Dahlgren (Polestar) kann diesem Szenario aber auch etwas Positives abgewinnen: Viel Streckenzeit bedeutet viele Entwicklungsdaten.


Fotos: WTCC in Oschersleben


"Für uns heißt dieser enge Zeitplan, dass wir uns rasch verbessern können. Es sollte möglich sein, kontinuierlich Fortschritte zu machen", sagt der Schwede. In der Tat: Seit Ungarn steigerte sich Volvo mit dem C30 unübersehbar schnell und kam auch mit dem neuen 1,6-Liter-Turbomotor immer besser in Fahrt. Aktivitäten abseits der Rennstrecke sind bei diesem Terminplan aber kaum mehr möglich.

Ein technisches Gebrechen und das Feld zieht davon...

Dies beklagen vor allem die Privatteams im Starterfeld. "Möglich ist alles. Die Frage ist: Was macht Sinn?", sagt Franz Engstler (Engstler) zum Thema Rennstress in der WTCC. "Bei einem so engen Kalender kommst du nicht mehr zum Testen. Ist irgendwo der Wurm drin, schleppst du das über eine halbe Saison hinweg mit, weil du einfach keine Möglichkeit hast, um so etwas auszusortieren."

"Ein Rhythmus von drei bis vier Wochen wäre ideal, denke ich." Franz Engstler

"Das kannst du abhaken. Bei der aktuellen Leistungsdichte kannst du dir das einfach nicht leisten", meint der 50-jährige Routinier. "Meiner Meinung nach ist der Kalender doch sehr eng gestrickt. Ein Rhythmus von drei bis vier Wochen wäre ideal, denke ich. Das würde ich mir wünschen", sagt Engstler und erntet die Zustimmung seines Teammanagers Kurt Treml: "Es ist ziemlich heftig."

"Bei uns kommt ja noch hinzu: Wir sind auch noch in anderen Projekten engagiert. So ist das nun aber, wenn man in einer Weltmeisterschaft aktiv ist. Das war uns von vorneherein klar. Schade ist nur, dass wir mit dem neuen Auto eine recht gute Basis haben, aber kaum Entwicklungsarbeit leisten können. Das wäre jetzt wichtig. Ganz ehrlich: Da fehlt uns das Werksteam", meint der Österreicher.

Privatiers wünschen sich längere Rennpausen

Auch das deutsche Wiechers-Team würde sich mehr zeitliche Freiräume wünschen: "Als privater Rennstall operieren wir da natürlich am Limit", sagt Teammanager Dominik Greiner. "Uns stehen einfach nicht so viele Kapazitäten wie den Werksteams zur Verfügung. Hinzu kommt noch, dass wir die WM-Wochenenden in Budapest und Porto jeweils mit einem kaputten Auto verlassen haben."

"Man muss zwischendurch ja auch einmal Luft holen." Thomas Schiemann

"Für unsere Mechaniker bedeutete das einige Nachtschichten in Nienburg", erklärt Greiner. Eile war geboten, wie Wiechers' Technischer Leiter, Thomas Schiemann, hinzufügt: "Der Truck ist so lange unterwegs, dass wir teilweise nur drei bis vier Tage für Reparaturen übrig haben. Bis auf die Kohlefaser-Bauteile, die meist drei Tage brauchen, machen wir aber alles selbst in unserem Werk."

Bei technischer Neuaufrüstung, Richtarbeiten und Lackierung sind Nachtschichten "in dieser Zeit schon einmal an der Tagesordnung", meint Schiemann. "Ein größerer Abstand wäre mir daher durchaus lieber. Man muss zwischendurch ja auch einmal Luft holen." Zumindest bis September haben die Teams nun Gelegenheit dazu, denn die Sommerpause dauert noch drei Wochen lang an...

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