Muller: "Testen und Entwickeln gefällt mir am meisten"
Chevrolet-Fahrer Yvan Muller im Interview über seinen zweiten Titelgewinn in der WTCC, sein souveränes Auftreten 2010 und seine Pläne für 2011
(Motorsport-Total.com) - Sehr viel besser hätte die Debütsaison von Yvan Muller bei Chevrolet kaum verlaufen können: Der französische Rennfahrer dockte in der Winterpause bei seinem neuen Rennstall an, testete ausgiebig und stellte seinen Cruze schon beim ersten Event auf die Pole-Position. Beim Saisonfinale in Macao krönte Muller sein Rennjahr schließlich noch mit dem Titelgewinn in der WTCC. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht der 41-Jährige unter anderem über seine beeindruckende Konstanz.

© Chevrolet
Yvan Muller machte Chevrolet 2010 zu Titelträgern in der Tourenwagen-WM
Frage: "Yvan, in diesem Jahr musstest du in Macao nicht mehr um den Titel kämpfen, denn du kamst bereits als Weltmeister an den Guia Circuit..."
Yvan Muller: "Ich konnte mir meiner Sache noch nicht ganz sicher sein, doch mathematisch hatte ich den Titel bereits sicher. Das stimmt mich natürlich sehr zufrieden."
"Es war ein überaus gutes erstes Jahr bei Chevrolet. Wir stellten unter Beweis, dass ein Benzinerauto einen Dieselwagen schlagen kann. Wir verbesserten den Cruze kontinuierlich und waren überall schnell. In jedem Rennen fuhren wir um den Sieg oder das Podium. Das ist der Schlüssel zum Erfolg."
Frage: "Du bist der erste Fahrer, der den WM-Titel zurückerobern konnte. Außerdem bist du der einzige Rennfahrer überhaupt, der sowohl auf einem Benzinerauto als auch auf einem Dieselfahrzeug Weltmeister wurde..."
Muller: "...und ich bin der Erste, der mit zwei unterschiedlichen Herstellern siegte. Das ist eine richtig tolle Geschichte für mich."
Wer keine Fehler macht, steht am Ende vorne...
Frage: "Du hast es eben schon angesprochen: Vor der Saison bist du zu Chevrolet gegangen und hattest dort auf Anhieb Erfolg. Du musst sehr zufrieden sein mit deinem Teamwechsel..."
Muller: "Allerdings! Besonders, weil es nicht einfach war. Die Umstellung vom SEAT León zum Chevrolet Cruze, vom Dieselauto zum Benzinerfahrzeug, war größer, als ich das erwartet hatte."
"Damit hatte ich anfangs sehr zu kämpfen - und in Macao war das nochmals massiv der Fall. Der SEAT hat nun eben seine bestimmten Stärken und Schwächen und beim Chevrolet war es zum Teil genau umgekehrt. Ich musste mich und meinen Fahrstil umstellen und natürlich auch ein anderes Setup verwenden."
"Das war eine große Herausforderung, die mich das gesamte Jahr über beschäftigte. Normalerweise braucht man nämlich etwa eine Saison, um sein Auto richtig zu verstehen und sich wohlzufühlen. Im ersten Jahr bereits den Titel zu holen ist also eine klasse Leistung."
Frage: "Du warst überaus konstant unterwegs. War es der Schlüssel zum Erfolg in diesem Jahr, kontinuierlich in den vorderen Punkterängen anzukommen und keine Fehler zu machen?"
Muller: "Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Einer davon ist aber sicherlich, schnell und fehlerlos zu sein. Das konnte ich umsetzen."
"Ein Fehler ist mir 2010 unterlaufen. Das war bei meinem ersten Anlauf in Einheit zwei des Qualifyings in Brands Hatch. Ich rutschte ins Kiesbett, fuhr anschließend aber trotzdem zur Pole-Position. Macao ist aber freilich eine andere Baustelle als Brands Hatch."
"Sehr schade also, dass ich in der dortigen Qualifikation leicht verunfallte. Ich hatte die Geschwindigkeit und hätte in Macao um die Pole-Position kämpfen können. Nach meinem Crash konnte ich aber nicht zu viele Risiken eingehen. Ich nahm zehn Prozent an Tempo heraus."¿pbvin|0|3365|wtcc|0|1pb¿
Der Teamspirit bei Chevrolet ist besser denn je
Frage: "Du hattest in diesem Jahr einige Konkurrenten: Gabriele Tarquini, Andy Priaulx und Rob Huff - zwei Weltmeister und deinen Teamkollegen. Wie schwierig war es für dich, diese Drei ständig im Auge zu behalten?"
Muller: "Die drei sind durch die Bank großartige Fahrer, tolle Gegner und haben reichlich Erfahrung. Die gute Nachricht ist: Sie sind nicht mehr die Allerjüngsten, also machte sich Erfahrung noch bezahlt."
"Wir können noch immer mitmischen. Ich bin sehr zufrieden, denn wir sind eine Weltmeisterschaft und hier treten die besten Fahrer an. Leute wie Gabriele, Andy, Rob und auch Menu zu schlagen, ist klasse. Sie sind schnell und erfahren, was die WTCC anbelangt. Das ist klasse."
Frage: "Es hatte 2010 den Anschein, als ob Chevrolet einen hervorragenden Teamspirit hatte. Wie siehst du das?"
Muller: "Der Teamspirit kommt natürlich mit den guten Ergebnissen. Wir arbeiten aber allesamt Schritt für Schritt daran. Ich versuche stets, Ansätze aus der Vergangenheit mit einzubringen."
"Jordi, Gabriele, Tiago und ich waren gute Teamkollegen und wir arbeiteten sehr eng zusammen. Das zeigte sich auch auf der Strecke. Nun haben wir auch bei Chevrolet einen ziemlich guten Teamspirit. Ich gehe fest davon aus, dass dieser in der Zukunft sogar noch besser sein wird."
Frage: "Im kommenden Jahr wird ein neues Motorenreglement Einzug halten. Wie viel Spaß hast du an der Entwicklung des Fahrzeugs und am Testen?"
Muller: "Ich muss gestehen: Das Testen und Entwickeln gefällt mir im Motorsport am meisten."
"Ich wäre schon sehr damit zufrieden, nur in der Entwicklung tätig zu sein. Das Rennfahren an sich ist nicht aufregender für mich. Ich freue mich daher sehr auf die neuen Regeln."
Frage: "Wie lauten deine Pläne für 2011?"
Muller: "Mein Plan ist immer derselbe: Ich versuche, den bestmöglichen Job zu machen."

