• 12.07.2010 16:04

  • von Stefan Ziegler

Menu: "Ich mache mir keine Sorgen"

Alain Menu im Interview über Glück und Pech in der WTCC, die WM-Chancen von Chevrolet und die Schweizer Konkurrenz durch Fredy Barth

(Motorsport-Total.com) - Die Achterbahnfahrt geht weiter: Alain Menu erwischte beim Saisonauftakt der WTCC einen guten Start in das neue Rennjahr, fiel bei den Rennen in Marrakesch und Monza aber einmal mehr in ein tiefes Loch - und das nicht immer durch eigenes Verschulden. In Zolder und Portimão gelang es dem Schweizer indes, reichlich Punkte einzufahren, sodass er nun den sechsten WM-Rang bekleidet. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Menu über seine Saison und die jüngsten Entwicklungen.

Titel-Bild zur News: Alain Menu

Alain Menu durfte 2010 bereits beim Saisonauftakt über ein Podium jubeln

Frage: "Alain, du hattest in dieser Saison bislang nicht übermäßig viel Glück. Wann läuft es endlich einmal für dich?"
Alain Menu: "Ich hatte in dieser Saison schon sehr viel Pech, doch irgendwann wird sich das Blatt endgültig wenden. Chevrolet ist konkurrenzfähig und das ist gut zu wissen."#w1#

"Das Team arbeitet prima und wir Fahrer kommen sehr gut miteinander aus. Ich fühle mich deutlich besser als in den vergangenen Jahren. Ich bin in guter Verfassung und überaus positiv gestimmt. Außerdem bin ich noch immer sehr schnell. Die Erfolge werden sich schon einstellen. Da mache ich mir keine Sorgen."

Frage: "Du hast es angesprochen: Chevrolet ist in diesem Jahr richtig schnell. Ist der WM-Titel nun erstmals in greifbarer Nähe?"
Menu: "Die Chancen sind sicher da, doch wir haben nicht unbedingt das schnellste Auto. Wir bringen unsere Leistung aber immer auf den Punkt. Sowohl in der Fahrerwertung als auch bei den Herstellern stehen wir sehr gut da. Wir haben also definitiv eine gute Ausgangslage."

"Die Chancen sind sicher da, doch wir haben nicht unbedingt das schnellste Auto." Alain Menu

"Für mich wird es allerdings schwierig, weil ich schon einen zu großen Rückstand aufweise. Der Titel war aber schon immer das Ziel von Chevrolet. Mittlerweile bestreiten wir unsere sechste Saison - es wird also langsam Zeit! Ich denke, nun sind wir an der Reihe. Das Auto ist mittlerweile auf jeder Art von Strecke konkurrenzfähig. Das sind gute Aussichten für den Titelkampf."¿pbvin|0|2774|chevrolet|0|1pb¿

Muller als Bereicherung für Chevrolet

Frage: "In diesem Jahr gibt es mehr Dieselautos in der Startaufstellung als jemals zuvor. Wie stehst du dazu? Ist das ein Problem?"
Menu: "Ich würde nicht sagen, dass das ein Problem darstellt. Schnell sind diese Autos aber allemal. Dieselfahrzeuge sind nicht einfach zu überholen, denn auf der Geraden ziehen sie dir halt davon."

"Dabei fällst du als Verfolger so weit zurück, dass du auf der Bremse nichts ausrichten kannst. Das macht dir das Leben natürlich einen Tick härter. Dazu kommt, dass die Fahrer prima mit ihren Fahrzeugen umgehen, was natürlich gut ist für die Meisterschaft."

Frage: "Freust du dich aus diesem Grund schon auf die neue Saison? 2011 müssen ja bekanntlich alle Autos mit dem gleichen Motorentyp ausgestattet sein..."
Menu: "Das wird bestimmt eine schöne Sache. Nur weiß ich halt jetzt noch nicht, ob ich 2011 noch immer dieser Meisterschaft angehören werde."

"Das hängt von Chevrolet ab und somit auch ich. Sagen kann ich allerdings: Ich würde dieser Rennserie gerne erhalten bleiben. Dass das Spielfeld in Bezug auf die Motoren im kommenden Jahr eingeebnet wird, ist auf jeden Fall zu begrüßen."

"Ich würde dieser Rennserie gerne erhalten bleiben." Alain Menu

Frage: "Seit 2010 hat Chevrolet einen Weltmeister in seinen Reihen. Wie ist es, Yvan Muller als Teamkollegen zu haben?"
Menu: "Das ist prima. Er ist überaus erfahren und brachte einige frische Ideen ins Team ein. Yvan hat schon einige Titel geholt, ist überaus talentiert und hat noch dazu einiges mit mir gemeinsam - zum Beispiel den Fahrstil."

"Wir haben darüber hinaus oftmals die gleichen Ansätze, wie wir die Dinge angehen wollen. Unsere Zusammenarbeit ist klasse. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht so weiterlaufen sollte. Ich halte diese Situation für ausschließlich positiv. Yvan hat schließlich schon bei den ersten Rennen unter Beweis gestellt, dass es keine schlechte Idee war, ihn unter Vertrag zu nehmen."


Fotos: Alain Menu, WTCC in Portimão


Menu freut sich für und mit Fredy Barth

Frage: "In Fredy Barth hast du seit diesem Jahr einen Konkurrenten um die Gunst der Schweizer Fans. Wie gefällt dir das?"
Menu: "Das ist toll! Er verdient es, in dieser Serie am Start zu sein. Ich muss gestehen: Bis vor zwei oder drei Jahren habe ich ihn noch gar nicht gekannt. Erst als er in den SEAT-Cups an den Start ging, trafen wir uns das erste Mal."

"Fredy ist ein umtriebiger Kerl. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um das Budget zusammen zu tragen, damit er Rennen fahren kann. Er steckt sein ganzes Leben in diese Sache. Das erinnert mich ein bisschen an mich selbst vor 25 Jahren. Ich finde das großartig."

"Das erinnert mich ein bisschen an mich selbst vor 25 Jahren." Alain Menu

Frage: "In der Gesamtwertung lag Fredy lange Zeit unmittelbar hinter dir. Beschäftigt dich das oder lässt dich so etwas kalt?"
Menu: "Das war mir so gar nicht bewusst, um ehrlich zu sein. Aber das ist ja auch gar nicht das Thema. Es geht nicht darum, vor dem anderen Schweizer Fahrer zu sein."

"Wen interessiert das denn schon? Du musst am Ende des Jahres den Titel gewinnen. Dabei spielt es nun wirklich keine Rolle, ob du nun gegen einen Franzosen, einen Italiener oder einen Briten antrittst. Ich wünsche Fredy aber viel Erfolg, denn er ist ein netter Bursche."