Die Saison im Rückblick (1): SEAT gibt den Ton an
Das Rennjahr der Tourenwagen-WM ist beendet: 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf eine spannende und aufregende WTCC-Saison
(Motorsport-Total.com) - Am 22. November 2009 fiel die Entscheidung: Nach 24 WM-Läufen und über 1.200 Rennkilometern sahen die Protagonisten der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) in Macao die Saison-Zielflagge. Viele spannende Duelle, aber auch einige politische Kontroversen prägten den Jahresverlauf, der vollkommen im Zeichen des Duells zwischen BMW und SEAT stand. 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf das Geschehen und die WTCC-Saison 2009. Heute: Das erste Saisondrittel.

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Start frei zur fünften Saison der WTCC: SEAT hatte zu Beginn leichtes Spiel
Lange mussten die Fans der Tourenwagen-WM zittern, doch Anfang 2009 stand endlich fest: BMW und SEAT würden sich auch in diesem Jahr wieder um den Titel in der WTCC balgen, denn beide Hersteller hatten sich zur WM bekannt. Chevrolet wählte als einziger Konstrukteur einen anderen Weg und brachte im Cruze einen Neuwagen an den Start, Lada war erstmals als WTCC-Hersteller dabei.#w1#
Curitiba (Brasilien) - 8. März 2009
Unter diesen Vorzeichen begann im März die Rennsaison im brasilianischen Curitiba. Doch schon nach den ersten Trainingssessions war klar: Wer 2009 ein Wörtchen um die Titel mitreden wollte, der würde unbedingt die SEAT-Armada schlagen müssen - die "gelbe Macht" aus Spanien manövrierte sich bereits vor dem ersten Rennen in die Favoritenrolle. Dieser wurde sie in Brasilien auch gerecht.

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"Land unter" im zweiten Rennen: Die WTCC ging in Brasilien überraschend baden Zoom
Nachdem SEAT die Qualifikation dominiert hatte, zogen die Dieselrennwagen im ersten Sprintrennen der neuen Saison auf und davon und ließen der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Titelverteidiger Yvan Muller schnappte sich vollkommen ungefährdet den Sieg und verwies seine Markenkollegen Jordi Gené, Rickard Rydell und Gabriele Tarquini auf die weiteren Positionen.
Chevrolet erlebte dagegen einen schwierigen Saisonauftakt und auch bei BMW lief nicht viel zusammen: Augusto Farfus rettete den Bayern im ersten Rennen einen fünften Rang und Sergio Hernández strich gleich in seinem ersten Lauf als Werkspilot drei Punkte ein. Andy Priaulx und Jörg Müller wurden hingegen in Kollisionen verwickelt und verloren so die Chance auf bessere Ergebnisse.
Pünktlich zum zweiten Rennen kam der Regen, aber die SEAT-Dominanz blieb: Tarquini sicherte sich Rang eins vor Rydell, Gené und Muller - die große Sensation war aber BMW Fahrer Müller, der eine beeindruckende Aufholjagd auf dem fünften Platz abschloss. Grandios auch die Leistung von Privatier Félix Porteiro (BMW): Er fuhr gleich zweimal in die Punkte und holte in Curitiba zwei Klassensiege.
Puebla (Mexiko) - 22. März 2009
Nichts anderes hatten auch die Topfavoriten von SEAT im Sinn, als sich der WM-Zirkus nach Puebla begab. Dort kam allerdings alles anders, als man es erwartet hatte: Statt der für die mexikanische Rennstrecke üblichen SEAT-Vorherrschaft, wurden die Zuschauer von einem Zweikampf auf Augenhöhe überrascht - BMW war in Puebla ein großer Gegner und auch Chevrolet war gut dabei.

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Ausgeglichen: BMW und SEAT boten in Mexiko ein munteres Hauen und Stechen Zoom
In der Qualifikation hatten Farfus und Priaulx die Konkurrenz düpiert, doch schon auf dem Weg zur ersten Kurve wurden die beiden BMW Piloten von Rydell überrumpelt, der gleich in Runde eins in Führung ging. Damit war die Entscheidung gefallen, denn der Schwede ließ in der Folge nichts mehr anbrennen. Farfus und Priaulx duellierten sich hingegen bis aufs Messer um die zweite Position.
Während das BMW Duo mit auf das Siegerpodest steigen konnte, hatte auch Chevrolet Grund zum Jubeln: Nicola Larini raste in Lauf eins als Achter über die Ziellinie und stellte seinen Cruze damit auf die Pole-Position für das zweite Rennen. Dort sollte sich der Italiener aber nicht allzu lange aufhalten - in Mexiko war Chevrolet (noch) nicht siegfähig. Weltmeister Muller hingegen allerdings sehr wohl.
Der Franzose profitierte von einem Schnitzer seines Teamkollegen Gené und ging in Führung, wobei Priaulx seinem WM-Nachfolger auf den Fersen blieb. Die beiden Weltmeister lieferten sich ein tolles Duell, doch Muller behielt die Oberhand und siegte. Pech dagegen für Müller: Nach einer Kollision mit Tarquini war für den Deutschen nichts mehr zu holen. Bei den Privatiers gewann wieder Porteiro.
Marrakesch (Marokko) - 3. Mai 2009
Die beiden Sprintrennen von Mexiko hatten Lust auf mehr gemacht - und Marrakesch bot genau die richtige Kulisse dafür: Der neue Straßenkurs im Herzen der afrikanischen Millionenstadt gab im Mai sein Debüt im Rennkalender der WTCC und zeichnete sogleich für mehrere Premieren verantwortlich: Rob Huff stellte den neuen Cruze aus dem Hause Chevrolet erstmals überhaupt auf die Pole-Position.

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Fast fünf Saisons musste Nicola Larini auf seinen ersten WTCC-Rennerfolg warten Zoom
Tags darauf machte sich der britische Rennfahrer die Charakteristik der brandneuen Rennanlage zunutze und verteidigte die Spitzenposition geschickt gegen die Angriffe der SEAT-Meute: Der erste Cruze-Sieg war perfekt! Doch auch SEAT konnte zufrieden sein - Tarquini, Gené, Muller und Tiago Monteiro rasten auf den Verfolgerpositionen ins Ziel bescherten den Spaniern zahlreiche WM-Punkte.
Am meisten freuten sich die lokalen Zuschauer aber über das Ergebnis ihres Landsmanns Mehdi Bennani (SEAT), der sein erstes WTCC-Rennen auf Platz eins der Independents' Trophy beschloss und sogleich an der Siegerehrung teilnehmen durfte. Doch damit nicht genug der Premieren, denn auch das zweite Sprintrennen von Afrika sollte noch einmal eine Überraschung bereithalten.
Müller hatte gleich nach dem Start die Führung übernommen - Larini witterte aber seine große Chance: Der Italiener klopfte bei seinem Rivalen an und Müller ließ sich tatsächlich in einen Fehler treiben, was Larini gnadenlos ausnutzte. Einmal vorbei, gab es kein Halten mehr und Larini siegte erstmals überhaupt in der WTCC. Franz Engstler (BMW) wurde Siebter und siegte bei den Privatiers.
Pau (Frankreich) - 17. Mai 2009
Nur zwei Wochen später sollte der deutsche Privatfahrer erneut im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, denn auf dem Circuit de Pau Ville schien der gesamte WM-Zirkus verrückt zu spielen. Im Regelstreit zwischen BMW, SEAT und der FIA drohte das Wochenende schon im Chaos zu versinken, doch der große Knall folgte erst am Sonntag: Das Safety-Car rammte BMW Rennfahrer Engstler vom Kurs!

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Der kuriose Crash von Pau: Das Safety-Car räumte Spitzenreiter Franz Engstler ab Zoom
Der 48-Jährige Routinier war im zweiten Rennen auf dem Weg zu einer faustdicken Sensation, als er in seinem Fahrzeug das WM-Feld anführte und sich anschickte, die Ziellinie als Erster zu überqueren. Wie aus dem Nichts - und ohne Anordnung der Rennleitung - tuckerte nun aber das "Sicherheitsauto" auf die Fahrbahn und kreuzte die Strecke. Engstler hatte keine Chance und konnte nicht ausweichen.
"Das habe ich in 30 Jahren Rennsport noch nicht erlebt", sollte Teammanger Kurt Treml hinterher sagen - glücklicherweise blieben sämtliche Beteiligten unverletzt, doch der Schaden war groß. Das zweiten Rennen komplettierte indes ein gelungenes Rennwochenende für Chevrolet: Nachdem Huff den ersten Lauf für sich entschieden hatte, landete Alain Menu nun seinen ersten Volltreffer 2009.
Für Farfus begann in Pau die große Aufholjagd in der Gesamtwertung: Der brasilianische BMW Fahrer profitierte von der Ladedruck-Beschneidung der SEAT-Fahrzeuge und fuhr gleich zweimal auf Rang zwei ins Ziel. Engstler, der Lauf eins auf dem herausragenden sechsten Platz beendet hatte, und Gaststarter Eric Cayrolle (SEAT) teilten sich die Rennerfolge in der Independents' Trophy.

