• 21.12.2009 11:32

  • von Stefan Ziegler

Die Saison im Rückblick (2): BMW schlägt zurück

Das Rennjahr der Tourenwagen-WM ist beendet: 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf eine spannende und aufregende WTCC-Saison

(Motorsport-Total.com) - Am 22. November 2009 fiel die Entscheidung: Nach 24 WM-Läufen und über 1.200 Rennkilometern sahen die Protagonisten der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) in Macao die Saison-Zielflagge. Viele spannende Duelle, aber auch einige politische Kontroversen prägten den Jahresverlauf, der vollkommen im Zeichen des Duells zwischen BMW und SEAT stand. 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf das Geschehen und die WTCC-Saison 2009. Heute: Das zweite Saisondrittel.

Titel-Bild zur News: Robert Huff, Gabriele Tarquini, Yvan Muller

Blechlawine: In Porto bestritt die WTCC ihr 100. Sprintrennen seit der Saison 2005

In den vier aufregenden Rennwochenenden in Südamerika, Nordafrika und Zentraleuropa hatten die Rennställe der Tourenwagen-WM ihre Reviere abgesteckt - nun ging es darum, die jeweiligen Positionen zu festigen oder zu verbessern. Trotz der Rückschläge von Pau galt SEAT nach wie vor als Favorit, doch BMW ließ sich nicht abschütteln. Chevrolet hatte reichlich Selbstvertrauen getankt und Lada machte weiter Fortschritte. In Valencia trafen die Teams wieder aufeinander...#w1#

Valencia (Spanien) - 31. Mai 2009

In Spanien treten die Lokalmatadoren von SEAT stets besonders motiviert auf den Plan - und das war 2009 nicht viel anders: Die Schwächephase von Pau hatten die gelben Flitzer schnell überwunden und waren im ersten Lauf prompt wieder das Maß aller Dinge. Yvan Muller sicherte sich auf der Startrunde den ersten Platz und gab diesen bis ins Ziel nicht mehr ab. Anders Gabriele Tarquini.

Der Italiener leistete sich einen seiner wenigen Fehler in diesem Jahr und musste sich nach einem Ausrutscher hinter Teamkollege Tiago Monteiro einreihen. Die eigentliche Sensation war aber Augusto Farfus: Der BMW Fahrer war schon in Kurve eins das unschuldige Opfer eines Scharmützels geworden und brannte in der Folge ein Feuerwerk ab, das ihn auf Rang vier nach vorne brachte.

Jörg Müller, Augusto Farfus

Augusto Farfus holte in Spanien den ersten BMW Sieg 2009 vor Jörg Müller Zoom

Doch damit nicht genug: Im zweiten Rennen des Tages gab es kein Halten für den Brasilianer, der - nach hinten geschickt abgeschirmt von Teamkollege Jörg Müller - souverän zum ersten Saisonsieg für die BMW Länderteams raste. Während die restlichen SEAT-Autos auf mysteriöse Weise beinahe im Nirgendwo verschwanden, holte Tarquini mit Position drei einen sehr wichtigen Podestplatz.

Tom Coronel (SEAT) und Wiechers-Pilot Stefano D'Aste (BMW) machten auf dem Circuit Ricardo Tormo die Siege in der Privatierwertung unter sich aus, für Chevrolet und Lada gab es in Spanien aber nichts zu holen: Die Cruze-Mannschaft haderte mit der Technik und einigen unglücklichen Kollisionen, Lada litt an einem zu kurzlebigen Motor - doch das Potenzial war deutlich erkennbar.


Fotos: Rennwochenende in Valencia


Brünn (Tschechien) - 21. Juni 2009

Pünktlich zum Rennauftritt im tschechischen Brünn war BMW wieder dick im WTCC-Geschäft - und das Automotodrom Brno gilt noch dazu als klassische BMW Rennstrecke. Diese Erfahrung machte das Starterfeld auch in diesem Jahr, denn die Münchener hatten das Wochenende zunächst gut im Griff. Beim Start zum ersten Rennen folgte aber der Supergau für die WM-Hoffnungen der Bayern.

Farfus zog auf der langen Geraden plötzlich nach links und übersah Markenkollege Andy Priaulx, was zu einer größeren Kollision an der Spitze führte, die zahlreiche Favoriten mit ins Aus riss. Neben dem Chevrolet-Trio mussten auch Farfus und Priaulx die Segel streichen - doch BMW hatte trotzdem noch einige Asse im Ärmel: Alessandro Zanardi und Müller sprangen nur zu gerne in die Bresche.

Augusto Farfus

Einer kam quer: Augusto Farfus räumte in der ersten Kurve einige Fahrzeuge ab Zoom

Während Zanardi seinen Gegnern nach dem Neustart keine Chance ließ und auf unwiderstehliche Art und Weise in Führung ging, rollte Müller das Feld von hinten auf und jagte seinen Markenkollegen in der Schlussphase vor sich her. Gegen Zanardi konnte der Deutsche aber nichts ausrichten - der Italiener feierte in Brünn einmal mehr einen viel umjubelten Rennerfolg in der Tourenwagen-WM.

Auch im zweiten Lauf durfte BMW wieder feiern, denn Sergio Hernández hielt die heranstürmende SEAT-Meute gekonnt in Schach und landete zum ersten Mal auf dem obersten Treppchen und verwies Muller und Monteiro auf die Plätze. Félix Porteiro (BMW) zeichnete indes für zwei Erfolge in der Privatierwertung verantwortlich und sicherte sich in Brünn die Trophy-Rekordpunktzahl 44.


Fotos: Rennwochenende in Brünn


Porto (Portugal) - 5. Juli 2009

Wer dachte, dass ein Rennsonntag wohl kaum turbulenter ablaufen konnte, der wurde beim Jubiläum der WTCC in Porto eines Besseren belehrt. Die WM-Läufe 99 und 100 standen in Bezug auf Sachschäden unter keinem guten Stern, denn bereits am Start schepperte es gleich mehrfach heftig: Jaap van Lagen (Lada) und Hernández flogen schon auf der langen Zielgeraden in die Boxenmauer.

Während van Lagen kräftig durchgeschüttelt wurde, verletzte sich Hernández bei seinem Einschlag sogar leicht und musste für den Rest des Tages zuschauen. So wurde der Spanier am TV-Monitor Zeuge von vielen weiteren Zwischenfällen und Unterbrechungen, die schließlich in den Sieg von Tarquini mündeten. Letzterer konnte Rob Huff (Chevrolet) nur durch Abkürzen auf Distanz halten.

Sergio Hernandez, Jaap van Lagen

Der schwerste Unfall des Tages von Sergio Hernández und Rivale Jaap van Lagen Zoom

Kurioserweise wurde Tarquini dafür nicht belangt - Farfus hingegen schon: Der Brasilianer hatte sich für ein etwas optimistisches Manöver eine Durchfahrtsstrafe eingefangen, die BMW durch Teamtaktik zu korrigieren suchte. Priaulx und Müller opferten ihre Punkteposition für Farfus, der Lauf eins somit auf Rang acht beendete. Im zweiten Rennen sollte sich diese Strategie aber sehr bezahlt machen.

Ohne Fehl und Tadel spulte Farfus die 13 Runden in Porto ab und sicherte sich den Sieg im 100. WTCC-Rennen seit 2005 vor Muller und Rickard Rydell (SEAT). Auch dieser Lauf wurde wieder von einigen schweren Unfällen überschattet - was D'Aste aber nicht davon abhielt, in Portugal gleich zwei Privatiererfolge einzufahren. James Thompson (Lada) überzeugte beim Comeback nur bedingt.


Fotos: Rennwochenende in Porto


Brands Hatch (Großbritannien) - 19. Juli 2009

Bei seinem Heimrennen in Brands Hatch lief es hingegen schon weitaus besser für den Briten, konnte er den neuen Lada Priora - seit Porto im Renneinsatz - doch im Warmup in die Top 10 stellen. In den Rennen gaben allerdings wieder andere den Ton an: Huff und Teamkollege Alain Menu (Chevrolet) düpierten in Lauf eins die versammelte Konkurrenz und holten einen starken Cruze-Doppelsieg.

Aber wo waren eigentlich Muller und Farfus abgeblieben? Die beiden WM-Kandidaten waren just in Kurve zwei aneinander geraten und hatten reichlich Federn lassen müssen: Muller musste aufgeben und Farfus fand sich auf einmal im Hinterfeld wieder. Einmal mehr setzte der 26-Jährige damit zu einer sehenswerten Aufholjagd an, die ihm letztendlich den so wichtigen achten Platz einbrachte.

Alain Menu

Rob Huff applaudiert: Alain Menu hat das erste Rennen in Brands Hatch gewonnen Zoom

Das zweite Rennen verlief schließlich absolut planmäßig für BMW: Farfus und Müller setzten sich gleich am Start von der Konkurrenz ab und fuhren nach 16 Runden einen nie gefährdeten Doppelsieg vor Tarquini ein. Muller machte indes sein Handicap wett und arbeitete sich von ganz hinten noch vor bis auf den siebten Rang - mehr als zwei Punkte nahm der Franzose aus Großbritannien nicht mit.

Auch für Lada waren wieder keine Punkte drin, obwohl das Wochenende so hoffnungsvoll für das russische Team begonnen hatte. Letztendlich musste man sich sogar den Volvo-Rennwagen beugen, die in Brands Hatch als Gaststarter unterwegs waren. Gegen D'Aste und Tom Boardman (SEAT) waren die restlichen Privatfahrer aber chancenlos - dieses Duo schnappte sich die Trophysiege.