• 25.11.2008 17:08

  • von Stefan Ziegler

Das Macao-Drama: Farfus vs. Thompson - was ist passiert?

Mit einem Paukenschlag-Finale und einem großen Crash ging die WTCC-Saison 2008 in Macao zu Ende - 'Motorsport-Total.com' betreibt Ursachenforschung

(Motorsport-Total.com) - Das letzte Sprintrennen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC 2008 war schon fast vorüber, da überschlugen sich in Macao die Ereignisse. Honda-Fahrer James Thompson lag souverän in Führung, BMW Pilot Augusto Farfus musste sich mit der Verfolgerrolle zufrieden geben. Zwei Runden vor Schluss dann der Big Bang: Thompson in den Leitplanken! Doch dabei sollte es nicht bleiben: Nur eine Runde später strandete auch Farfus auf dem schwierigen Stadtkurs. 'Motorsport-Total.com' suchte Erklärungen.

Titel-Bild zur News: James Thompson vor Augusto Farfus und Gabriele Tarquini

James Thompson, Augusto Farfus und Gabriele Tarquini - keiner kam ins Ziel...

Die Fernsehbilder aus Macao konnten keinen Aufschluss darüber geben, was sich genau im kurvenreichen oberen Streckenteil des 'Guia Circuit' ereignet hatte. Die einzigen TV-Szenen vom Zwischenfall an der Spitze zeigten einen havarierten Thompson, der seinen Honda Accord Euro R zurück an die Boxen zu retten versuchte. Gab es eine Kollision zwischen den beiden oder schieden Farfus und Thompson durch individuelle Fahrfehler aus?#w1#

Farfus sieht die Lücke und seine Chance

Nachdem sich der Staub in Macao wieder etwas gelegt hatte, befragte 'Motorsport-Total.com' Farfus an Ort und Stelle zu seinen Eindrücken: "Mein Start in Lauf zwei war ziemlich gut und ich habe mich auf die Verfolgung von James gemacht, der auf den Geraden äußerst schnell war. Meine einzige Chance war, ihn im Infield zu schnappen. In der vorletzten Runde kam er schließlich in Kurve neun von der Linie ab und war für Kurve zehn auf der Außenlinie."

"Das ist zwar keine Paradestelle um ein Überholmanöver zu starten, doch er hätte genug Platz gehabt, um mich vorbeizulassen", meinte Farfus, der so eine Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte - schließlich ging es um den Rennsieg. "Ich stieß also in die Lücke und habe es sogar hinbekommen, mich dabei nicht zu verbremsen, und lenkte ein. Er hat mich nicht neben sich erwartet und als er schließlich einlenkte, war ich plötzlich da."

"Das war wohl ein Missverständnis", bilanzierte der Brasilianer, der zunächst weiterfahren konnte. "Ich hätte ihn an dieser Stelle überholen können, das war durchaus drin - hätte er mich nur gesehen. Das ist die ganze Geschichte." Gegenüber 'fiawtcc.com' schilderte Thompson indes seine Sicht der Dinge: "Augusto hat mich an einer Stelle angegriffen, wo man für gewöhnlich nicht überholen kann", sagte der Brite.

Thompson wird wieder einmal abgeräumt

"Ich musste mich dort eigentlich auch nie verteidigen, denn er war zwar durch 'Mandarin' und 'Lisboa' schnell, aber danach wird es in Macao einfach schwierig, an einem Konkurrenten vorbeizugehen. In der engen Rechtskurve auf dem Hügel hat er es schließlich versucht, ist mir dabei in die Kiste gefahren und hat mich in die Mauer gedrückt. Ich bin von den Leitplanken abgeprallt und kam noch bis in die nächste Kurve, aber danach war mein Rennen vorbei."

James Thompson vor Augusto Farfus

Augusto Farfus hielt es nicht allzu lange aus hinter Leader James Thompson... Zoom

"Ich habe noch niemals erlebt, dass dort jemand überholt hätte", meinte Routinier Thompson. "Er hat es aber versucht. Offensichtlich ist er mir direkt in die Flanke gefahren und hat mich so in die Mauern bugsiert. Das war's dann auch schon für mich, denn meine linke Aufhängung brach dabei. Ich bin sehr enttäuscht, weil es für uns ein wirklich herausragendes Saisonfinish hätte werden können", so Thompson, der den sicheren Sieg in Macao vor Augen hatte.

"Wir haben wieder einmal einhundert Prozent gegeben und ich hätte nicht besser fahren können, ohne selbst einen Fehler zu begehen. Es wäre sicherlich ganz toll gewesen, die Saison in Macao mit einem Sieg zu beschließen - oder mit einem Platz auf dem Siegerpodest", klagte Thompson und meinte abschließend: "Ich wurde in diesem Jahr einfach zu oft abgeräumt - wir lagen oftmals wirklich gut im Rennen, bis einige Leute uns abgeschossen haben."

Doppeltes K.O. auf den letzten Rennkilometern der Saison

Allerdings sollte auch der vermeintliche Sieger aus diesem Fight nicht viel Freude in zweiten Lauf in Macao haben, denn nur eine Runde später war auch für Farfus Schluss: "Was auf der letzten Runde in Macao geschehen ist, wissen wir selbst noch nicht so genau", sagte der BMW Team Germany Fahrer gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Möglicherweise ist ein Dämpfer gebrochen oder ein Reifen hat Luft verloren. Einige Wagen vor mir hatten an dieser Stelle zudem etwas Öl verstreut und möglicherweise war ich der Erste, der diese Stelle überfahren hat."

"Ich habe den Wagen auf ungewöhnliche Art und Weise verloren - das müssen wir uns deshalb noch einmal genauer anschauen. Umso schlimmer, dass ich auf dieser letzten Runde überhaupt nicht mehr gepusht habe! Wenn man sich die Daten ansieht, dann war ich sogar um zehn Stundenkilometer langsamer als in den Runden davor. Und auf einmal saß ich in der Mauer, ohne die Chance zu haben, noch zu bremsen."

"Es ist sehr traurig, ein Rennen auf diese Weise zu beenden - man hat nun mal nicht gerne einen Unfall", so Trainings-Weltmeister Farfus abschließend. Wenigstens dabei waren sich die beiden Streithähne von Macao einig, denn auch Thompson zeigte sich naturgemäß sehr enttäuscht: "Das stimmt, es ist wirklich sehr traurig. Wir haben als Team in diesem Jahr so hart dafür gearbeitet, um das zu erreichen, was wir erreicht haben."


Fotos: WTCC in Macao


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