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  • 16.11.2008 08:34

  • von Stefan Ziegler

Lauf zwei: Chaos pur - Thompson und Farfus patzen!

Die WTCC-Saison endete mit einer turbulenten letzten Rennrunde in Macao, bei der erst James Thompson und dann Augusto Farfus den Sieg wegwarfen

(Motorsport-Total.com) - James Thompson (Honda) war auf dem Weg zum Sieg in Macao, doch in der letzten Runde überschlugen sich auf dem 'Guia Circuit' noch einmal die Ereignisse: Die drei Führenden räumten sich gegenseitig ab, sodass Chevrolet-Pilot Rob Huff am Ende die Nase vorn hatte. Die großen Überraschungen waren aber die Privatiers, die von den zahlreichen Ausfällen der Werksfahrer profitierten. So feierte Franz Engstler im letzten Rennen des Jahres den ersten Erfolg bei den Privatfahrern.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Weltmeister Yvan Muller fuhr abschließend noch einmal aufs Podium

Als sich das Feld zur Aufwärmrunde aufmachte, stand Félix Porteiro (BMW) noch mit offener Motorhaube in der Boxengasse. Es war nicht unbedingt das Wochenende des Spaniers, der schon in den Freien Trainings und in der Qualifikation nicht mit Glück gesegnet war. Am zweiten Rennen sollte Porteiro jedenfalls nicht teilnehmen. Auch Tiago Monteiro (SEAT) und Porteiro-Teamkollege Alessandro Zanardi (BMW) hatten ein Handicap, indem sie aus der Box ins Rennen gingen.#w1#

Die Privatiers trumpfen auf

Schon vor dem Erlöschen der roten Ampeln war Nicola Larini (Chevrolet) unterwegs, was logischerweise eine Strafe nach sich zog. Der Italiener mischte anfangs zwar noch in der Spitzengruppe mit, musste das Rennen aber nach einigen Runden beenden - seiner Strafe entging der Chevrolet-Fahrer durch den Ausfall. Thompson entschied indes den Start für sich und bog vor Augusto Farfus (BMW) und Larini in die 'Lisboa'-Kurve.

Alle Fahrer kamen sauber durch die ersten Ecken, doch ein Umlauf später begann das Chaos in Macao: N.Technology-Gaststarter André Couto verlor seinen Wagen in dieser engen Ecke und schoss frontal in die Reifenstapel. Dem wieder auf die Rennstrecke zurückfliegenden Honda konnte einzig Jörg Müller (BMW) nicht ausweichen - der Deutsche erwischte seinen havarierten Kontrahenten und schied aus. Wäre Couto nicht verunfallt, hätte er ein Podium holen können.

Doch nicht nur der Lokalmatador wusste in Macao zu begeistern. In der Anfangsphase machte vor allem Farfus Druck auf Thompson, der sich allerdings nicht aus dem Konzept bringen ließ. Der Brasilianer kam auf den Geraden nie nahe genug heran, um einen ernsthaften Überholversuch zu wagen. Inzwischen hatten sich die Privatiers um Sergio Hernández (BMW), Franz Engstler (BMW) und Manabu Orido (Chevrolet) im Mittelfeld positioniert.

Für Weltmeister Hernández war das Rennen aber schon bald vorbei, denn der Spanier musste mit einem Defekt aufgeben. Damit war die Bahn frei für Engstler, der im letzten Rennen der Saison urplötzlich in Führung bei den Privatfahrern lag. Unmittelbar hinter Farfus lag zu dieser Zeit Gabriele Tarquini (SEAT), der den Titel in dieser Saison knapp verpasst hatte. Der Italiener versuchte es in der 'Lisboa'-Kurve, doch Farfus wehrte sich heftig.


Fotos: WTCC in Macao


Huff der lachende Vierte

"Ich wollte ihn garantiert nicht vorbeilassen", sagte Farfus nach dem Rennen gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Aufgrund seines Drehmoments wollte er sich neben mich setzen, also habe ich die Türe zugemacht." 'Zugeworfen' träfe es wohl eher, denn bei diesem Manöver flogen die Fetzen. Beide Piloten schienen aber noch immer einsatztüchtige Gefährte zu haben, sodass der Rennbetrieb weiter uneingeschränkt möglich war.

Das Rennen schien sich zu beruhigen und Thompson den sicheren Sieg einzufahren, doch eine Runde vor Schluss überschlugen sich die Ereignisse: Thompson kam etwas von der Linie ab, Farfus stach in die Lücke, Thompson bog in die Kurve - und es kam zur Kollision. Der Brite knallte in die Leitplanken und beschädigte sein Auto schwer, während auch Farfus seinen Wagen nur wenige Meter danach abstellen musste.

Ein Rad des Brasilianers hatte sich selbstständig gemacht, das seinerseits von Tarquini voll erwischt wurde. Der Vizeweltmeister rammte den Pneu und stieg auf wie eine Rakete - damit war auch für ihn das Rennen vorbei. Rob Huff (Chevrolet) fand irgendwie eine Linie durch die Trümmer und tauchte plötzlich als Führender in der Zielkurve auf. Der Brite sollte später zu Protokoll geben, extrem vorsichtig zu Werke gegangen zu sein.

Während Teamkollege und Laufsieger Alain Menu seinen Chevrolet in den letzten Kurven noch in den Leitplanken versenkte, holte sich Huff den Sieg in Macao und bescherte Chevrolet zum Abschied des Lacettis den zweiten Erfolg im zweiten Rennen. Weltmeister Muller wurde Zweiter vor Andy Priaulx (BMW), Rickard Rydell (SEAT), einem überraschenden Zanardi sowie Privatier Engstler. Gaststarter Orido und Wiechers-Neuzugang Matthew Marsh komplettierten die Top 8 - somit holten beim Saisonfinale gleich drei Privatiers WM-Punkte.