• 22.08.2012 09:56

  • von Roman Wittemeier

WEC in Silverstone: Das zweite Duell Audi vs. Toyota

Vorschau auf den vierten Saisonlauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC: 35 Autos kämpfen in Silverstone um wichtige WM-Punkte - Luxury-Ferrari nicht dabei

(Motorsport-Total.com) - Nachdem die Langstreckenszene nach dem Jahreshöhepunkt in Le Mans die traditionelle Atempause erhalten hat, geht es nun endlich wieder in den Wettkampf. Am kommenden Wochenende werden insgesamt 35 Fahrzeuge beim vierten Saisonlauf in Silverstone antreten. Im Fokus steht dabei das zweite Aufeinandertreffen der Werksmannschaften von Audi und Toyota. Man darf gespannt sein, ob die Japaner über sechs Stunden siegfähig sein werden.

Titel-Bild zur News:

Einige WEC-Autos wurden vor dem Rennen in London präsentiert Zoom

Toyota war in den Wochen nach Le Mans ebenso mit der weiteren Entwicklung des LMP1-Fahrzeuges beschäftigt wie Audi. Beide Hersteller absolvierten wichtige Tests, um dem Aerodynamikpaket für die noch ausstehenden Saisonrennen den letzten Schliff zu verpassen. Nach der Highspeed-Jagd an der Sarthe stehen nun Rennen an, bei denen deutlich mehr Abtrieb gefragt ist. Toyota probierte die neuen Varianten am TS030 zuletzt bei einem zweitägigen Test in Aragon aus.

Die Japaner aus Köln werden ein Auto für die Stammpiloten Alexander Wurz, Nicolas Lapierre und Kazuki Nakajima einsetzen. Audi stellt dem einzelnen Toyota in Silverstone zwei verschiedene Audis entgegen. Die Le-Mans-Sieger Andre Lotterer, Benoit Treluyer und Marcel Fässler sitzen im R18-Hybrid (e-tron quattro), die Markenkollegen Allan McNish und Tom Kristensen im Leichtbau-R18 (ultra). Audi kann bei einem Erfolg in Silverstone schon am Wochenende den Markentitel sichern - echte Gegner hat man diesbezüglich ohnehin nicht.

LMP1: Pescarolo und OAK fehlen

Hinter den beiden Werksmannschaften wird es einen Dreikampf um den Ruf als bestes Privatteam der LMP1 geben. Um die in Le Mans sehr starken Rebellion (Lola-Toyota) war es zuletzt sehr ruhig, JRM und Strakka (HPD) waren im Rahmen von Tests auf der Suche nach verbesserter Performance. Die Honda-Teams müssen aufholen, denn im Vergleich zu den starken Auftritten von Pickett in der ALMS mit dem baugleichen Auto waren die Leistungen von JRM und Strakka bislang enttäuschend.

JRM nahm noch einmal reichlich Geld in die Hand, um bei Probefahrten in Spanien bessere Abstimmungen zu finden. Die Fahrer Karun Chandhok, David Brabham und Peter Dumbreck bekamen außerdem die Gelegenheit, sich besser auf ihr Arbeitsgerät einzuschießen. "Wir müssen unsere Chancen weiterhin realistisch einschätzen", so Chandhok. "Wir geben aber unser Bestes." Bei Strakka veränderte man die Teamstrukturen. Rennleiter Piers Phillips wurde verabschiedet, Ingenieur Dan Walmsley steht nun in der Verantwortung.

"Ich freue mich auf unser Heimrennen", so Danny Watts, der sich den Strakka-HPD mit Nick Leventis und Jonny Kane teilt. "Ich war früher Instruktor in Silverstone, die Strecke liegt mir sehr am Herzen. Viel wichtiger ist, dass wir zur Saisonhalbzeit sportlich überzeugen. Die neue Streckenführung in Silverstone ist wie gemacht für LMP1-Autos. Wenn wir ein gutes Setup hinbekommen, mit guter Fahrzeugbalance, dann sollte es ein erfolgreiches Wochenende werden."


Silverstone im Toyota-Simulator

Im Lager von Rebellion bleibt abzuwarten, was man aus dem vorhandenen Lola-Paket in Silverstone herausholen kann. Da seitens der insolventen britischen LMP-Schmiede kaum Entwicklungen zu erwarten sind, könnte man in den kommenden Rennen Probleme bekommen. Mit zwei Autos will man den Vorsprung aus JRM und Strakka halten. Nicolas Prost und Neel Jani (Startnummer 12) sowie Andrea Belicchi und Harold Primat (Startnummer 13) werden sich jeweils ein Auto teilen.

Kraihamer im LMP2-Morgan

In der LMP1 starten somit nur sieben Fahrzeuge. Pescarolo ist nach dem schwachen Auftritt in Le Mans wohl endgültig am Ende, OAK hat sein LMP1-Auto aufgrund der anhaltenden Probleme mit dem Judd-Motor bis auf Weiteres zurückgezogen. In der LMP2-Klasse sind die Franzosen allerdings weiterhin am Start. Ab sofort sind beide Morgan mit Nissan-Motoren ausgestattet. Der Österreicher Dominik Kraihamer teilt sich ein Fahrzeug mit Bertrand Baguette und dem schnellen Paydriver David Heinemeier-Hansson.

Über ein erneut starkes Aufgebot an LMP2-Fahrzeugen freut sich Oreca. Insgesamt fünf Oreca-Nissan von den Teams Signatech (zwei Autos), ADR-Delta, Murphy und Pecom rangeln unter anderem auch mit den sensationellen Sebring- und Le-Mans-Siegern von Starworks. Dort wird neben Enzo Potolicchio und Ryan Dalziel auch Stephane Sarrazin wieder zum Einsatz kommen. Der Franzose war in Le Mans an Toyota ausgeliehen. Ebenfalls im Fokus: Lotus-LMP2. Im zweiten Auto der Mannschaft aus Greding gibt Tonio Liuzzi sein Debüt.

In den GT-Klassen ist nicht allzu viel los. Immerhin verzeichnet man in der Pro-Kategorie einen Neuzugang. James Walker setzt den gelben JMW-Ferrari gemeinsam mit Johnny Cocker ein. "Den letzten Lauf zur ELMS musste ich leider auslassen, weil an jenem Wochenende meine Tochter zur Welt kam. Jetzt freue ich mich natürlich umso mehr, dass ich im Rahmen der WEC in Silverstone fahren darf", kommentiert Walker. JMW hat die Einladung der ELMS-Organisatoren zur Teilnahme am Petit Le Mans in den USA nicht angenommen. Man startet lieber im Rahmen der WEC, wo man kommendes Jahr fahren möchte.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Girls


Die beiden Ferraris von AF Corse, der Aston Martin von Stefan Mücke und Kollegen und der Porsche von Marc Lieb und Richard Lietz komplettieren das GTE-Pro-Feld. Der starke Luxury-Ferrari von Jaime Melo und Fred Makowiecki wird fehlen. "Nach Le Mans hatten wir eine versprochene Finanzspritze eines Investors gebraucht, aber die kam nicht", heißt es vom Team. "Wir suchen nun nach anderen Geldgebern." Luxury will möglichst beim folgenden Lauf in Brasilien wieder starten. In der GTE-Am-Klasse fahren acht Autos.