WSBK Estoril (Lauf 1): Razgatlioglu gewinnt, Bautistas WM-Traum platzt!

Toprak Razgatlioglu gewinnt bei der Superbike-WM in Estoril das Samstags-Rennen - Alvaro Bautista geht leer aus - Honda feiert erstes Podium der Saison

(Motorsport-Total.com) - BMW-Werkspilot Toprak Razgatlioglu hat bei der Superbike-WM in Estoril (Portugal) das erste Hauptrennen gewonnen (zum Ergebnis). Mit dem Sieg machte Razgatlioglu einen großen Schritt in Richtung WM-Titel. Der Erfolg am Samstag war Razgatlioglus erster Laufsieg nach dem schweren Sturz in Magny-Cours (Frankreich).

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu fuhr am Samstag in seiner eigenen Welt Zoom

Komplettiert wurde das Podium am Samstag durch Nicolo Bulega (Ducati) und Iker Lecuona (Honda). Lecuona stellt Hondas erstes Top-3-Ergebnis der laufenden Saison sicher und bestätigte damit den Aufwärtstrend der zurückliegenden Rennwochenenden (Analyse: Warum Honda plötzlich so stark ist und was noch fehlt, um Rennen zu gewinnen).

Toprak Razgatlioglu, Danilo Petrucci (Barni-Ducati) und Jonathan Rea (Yamaha) bildeten am Samstagnachmittag die erste Startreihe. In der Superpole am Vormittag fuhren die Piloten noch auf nasser Strecke. Bis zum Start des Samstags-Rennens war der Kurs beinahe komplett abgetrocknet.


Fotos: WSBK 2024: Estoril (Portugal)


Slicks waren demzufolge die korrekte Wahl. Der Großteil des 24 Fahrer starken Feldes setzte auf die beiden angebotenen SCX-Hinterreifen-Mischungen. Polesetter Razgatlioglu verwendete als einziger Fahrer die härtere SC0-Mischung.

Toprak Razgatlioglu wird beim Start durchgereicht

Beim Start übernahm Petrucci die Führung. Razgatlioglu wurde bis auf die vierte Position durchgereicht. Sowohl Yamaha-Werkspilot Andrea Locatelli als auch Ducati-Werkspilot Nicolo Bulega zogen vorbei.

Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) machte bereits in der ersten Runde viele Positionen gut und schob sich von Startplatz elf in die Top 6 vor.

Fraktur in der linken Hand: WSBK 2024 für Remy Gardner beendet

Locatelli fuhr zu Beginn sehr aggressiv und übernahm am Ende der ersten Runde die Führung. Yamaha-Markenkollege Remy Gardner schied in der zweiten Runde aus und ärgerte sich über seinen Fehler.

Der Australier wurde nach seinem Sturz ins Medical-Center eingeliefert und als nicht fit eingestuft Gardner hatte sich eine Fraktur in der Hand zugezogen. Die Verletzung bedeutet nicht nur das Aus für den Rest des Estoril-Wochenendes. Gardner muss auch das Event in Jerez auslassen. Somit ist die WSBK-Saison 2024 für den Australier bereits gelaufen.

In der dritten Runde gerieten Jonathan Rea und Nicolo Bulega aneinander. Rea drückte sich aggressiv an Bulega vorbei und schickte den Italiener neben die Strecke. Rea übernahm kurzzeitig die vierte Position, Bulega rutschte bis auf P8 zurück (nach dem Rennen kritisierte Bulega das Manöver, Rea wollte die Verantwortung nicht übernehmen).

Der Favorit setzt sich mühelos an die Spitze

Am Ende der vierten Runde übernahm Razgatlioglu die Führung. Der Türke nutzte den Topspeed-Vorteil seiner BMW und fuhr mühelos an Ex-Yamaha-Teamkollege Locatelli vorbei. Bautista hatte sich an Petrucci und Rea vorbei gekämpft und fuhr auf der dritten Position.

Petrucci verlor von Runde zu Runde mehr Boden und wurde zuerst von Rea und wenig später von Bulega überrumpelt. Es wurde hart um die Positionen gekämpft. Auch in der Spitzengruppe gab es eine Änderung: Bautista ging zu Beginn von Runde sieben an Locatelli vorbei.

Danilo Petrucci, Axel Bassani und Alvaro Bautista stürzen

In der siebten Runde kamen Axel Bassani (Kawasaki) und Danilo Petrucci zu Sturz. Bassani rutschte in Kurve 6 ins Kiesbett. Petrucci erwischte es wenige Kurven später. Die Reihenfolge nach einem Drittel der Renndistanz: Razgatlioglu vor Bautista, Locatelli und Bulega und Rea.

Rea verlor in Runde acht gleich zwei Positionen. Zuerst drückte sich Iker Lecuona vorbei und wenig später ging auch Alex Lowes (Kawasaki) vorbei. Von hinten kam Michael van der Mark (BMW) näher.

Kurz vor der Rennhalbzeit übernahm Bulega die dritte Position von Locatelli. An der Spitze hatte sich Razgatlioglu klar abgesetzt. In Runde elf rutschte Bautista in Kurve 9 in die Auslaufzone und brachte seine lädierte Ducati an die Box zurück. Damit war klar, dass die Titelverteidigung scheitert. Bautista fuhr nach einer Reparaturpause erneut auf die Strecke, um Informationen für die beiden Rennen am Sonntag zu sammeln.

Frust bei Yamaha: Andrea Locatelli stürzt und wirft Podium weg

Razgatlioglus Vorsprung wuchs auf vier Sekunden. Bulega hatte sich nach wenigen Runden von Locatelli frei gefahren. In Runde 15 schied Locatelli durch einen Sturz in Kurve 7 aus. Dadurch rückte Iker Lecuona auf die dritte Position vor und befand sich auf Kurs zum ersten Honda-Podium der laufenden Saison.

Im finalen Renndrittel gab es an der Spitze keine Überraschungen. Razgatlioglu kontrollierte einen souveränen Vorsprung. Bulegas Rundenzeiten wurden zwischenzeitlich langsamer, stabilisierten sich aber in den finalen Runden.

Erster Sieg nach dem Horrorcrash: Razgatlioglu auf WM-Kurs

Nach 21 Runden hatte Razgatlioglu einen Vorsprung von gut neun Sekunden herausgefahren. "Ich riskierte den SC0-Reifen, den kein anderer Fahrer sonst verwendete. Ich fühlte mich im Rennen gut, das Tempo war gut", bemerkt Razgatlioglu nach seinem Sieg.

"Es ist unglaublich, wieder zu gewinnen", freut sich der BMW-Pilot. "Ich bin sehr happy, das Team auch, was mich noch mehr freut. Für morgen müssen wir aber noch einige Dinge verbessern. Ich will zwei weitere Siege einfahren. Alle arbeiten sehr hart und ich bin jetzt wieder stärker."

Mit Platz zwei verlor Bulega fünf weitere Punkte auf Razgatlioglu. Der Rückstand im Gesamtklassement vergrößerte sich von 39 auf 44 Punkte. "Das war meine erste Session im Trockenen", kommentiert Bulega.

"Ich musste einige Dinge verstehen. Es lief nicht schlecht", zeigt sich der WSBK-Rookie zufrieden. "Ich holte viele Positionen auf, nachdem mich Johnny in Kurve 2 von der Strecke gedrückt hat. Ich blieb ruhig. Toprak war wie immer sehr schnell. Platz zwei war das Maximum heute."

Honda auf dem Podium: Freudentränken bei Iker Lecuona

Platz drei ging im Samstags-Rennen an Iker Lecuona, der Hondas Fortschritte mit dem ersten Podium der laufenden Saison krönte. "Als ich zum Parc Ferme fuhr, musste ich weinen", gesteht Lecuona. "Es war ein sehr hartes Jahr für mich. Ich war mir unsicher, ob ich gut genug bin, um hier zu sein", gesteht Lecuona.

"Ich hatte zu viele Verletzungen, es gab gute und schlechte Momente. Doch bei den zurückliegenden Wochenenden haben wir sehr hart gearbeitet. Jetzt hatten wir den nötigen Speed für das Podium und haben es geschafft", freut sich Lecuona

Kawasaki und Yamaha in den Top 5

Alex Lowes kam als Vierter ins Ziel. Jonathan Rea komplettierte die Top 5. Garrett Gerloff (Bonovo-BMW) setzte sich in der Schlussphase gegen Markenkollege Michael van der Mark durch und war als Sechster zweitbester BMW-Pilot.

Xavi Vierge (Honda) beendete das Rennen auf P8. Andrea Iannone (GoEleven-Ducati) fuhr ein unauffälliges Rennen und landete auf P9. Damit war Iannone am Samstag immerhin bester Independent-Pilot.

Ex-Moto2-Weltmeister Tito Rabat (Puccetti-Kawasaki) komplettierte die Top 10. Michael Rinaldi (Motocorsa-Ducati), Scott Redding (Bonovo-BMW), Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati), Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) und Ivo Lopes (MIE-Honda) kamen auf den Positionen 11 bis 15 ins Ziel und kassierten Punkte.

Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) ging als 17. leer aus. Der Deutsche lag nach 21 Runden 51 Sekunden zurück.

Am Sonntag folgen das Superpole-Rennen (12:00 Uhr MESZ) und das zweite Hauptrennen (15:00 Uhr MESZ).