Neukirchner-Kolumne: "Ich muss meinen Fahrstil ändern"
Max Neukircher über die Erkenntnisse vom Assen-Test, einen netten Abend in Groningen und die Atmosphäre beim Ten-Kate-Heimspiel
Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

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Die Atmosphäre in Assen ist wie immer einfach großartig
ich melde mich aus Assen, wo am Wochenende die nächsten Läufe der Superbike-Weltmeisterschaft anstehen. Das Rennen ist für Ten-Kate-Honda ein echtes Heimspiel, denn die Zentrale des Teams liegt ja nur rund 70 Kilometer von der Rennstrecke in Assen entfernt.
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, waren wir nach den Rennen in Valencia schon mal vor Ort, um uns an die leicht umgebaute Strecke zu gewöhnen. Zudem wollten wir herausfinden, warum ich mit der Honda bisher nicht so gut zurechtgekommen bin. Schon an den ersten drei Rennwochenenden der Saison hat sich gezeigt, dass mein eher weicher, runder Fahrstil mit der Charakteristik der Maschine nicht besonders gut harmoniert.#w1#
Deshalb haben wir uns entschieden, dass wir für mich eine Art Kompromiss erarbeiten müssen. Zum einen werde ich meinen Fahrstil etwas anpassen müssen. Ich muss künftig einfach direkter und härter in die Kurven reinhalten. Zum anderen ändern wir das Setup der Maschine dahingehend, dass es dann passen sollte.
Das "Problem" war bisher, dass mein Teamkollege Jonathan Rea die Kurven immer sehr spitz angeht und nur sehr wenig in Schräglage fährt. Dadurch spürt er das Chattering gar nicht, das mir so viel Kopfzerbrechen bereitet. Wenn ich dagegen versuche, mit einem möglichst hohen Speed und viel Schräglage durch die Kurven zu fahren, springt das Motorrad regelrecht hin und her. Das kann man selbst von außen sehr gut sehen.
Ganz so leicht wird das mit der Umstellung meines Fahrstils allerdings nicht. Schließlich hat da jeder Fahrer so seine Eigenheiten, die er sich über die Jahre angewöhnt hat. Das ist in etwa so wie mit der eigenen Handschrift - die kann man auch nicht einfach so von einen Tag auf den anderen ändern.

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Ganz so leicht wird das mit der Umstellung meines Fahrstils allerdings nicht Zoom
Doch ich habe mich nach dem Test mit all meinen Ingenieuren und Mechanikern zusammengesetzt und dabei haben wir besprochen, wie wir diesen Kompromiss aus Setup-Änderungen einerseits und Fahrstil-Änderung andererseits am besten hinbekommen. Und ich muss sagen, dass wir recht zuversichtlich sind. Wir glauben, jetzt am Rennwochenende in Assen schon einen Schritt nach vorne machen zu können.
Nach unseren Tests in Assen stand am Sitz des Ten-Kate-Teams der berühmte 'Pit-Stop-Day' auf dem Programm. Den Tag zwischen den Tests und dem Fan-Event habe ich zusammen mit Jonathan und Michele Pirro in Groningen verbracht. Groningen ist eine wunderschöne Universitätsstadt unweit von Assen, mit vielen netten Restaurants und Kneipen. Und ich muss sagen: Die Jungs sind echt locker drauf und wir hatten eine super Zeit.
Mein Tipp an euch, falls ihr mal in der Gegend seid: Das "Drie Gezusters" direkt am großen Marktplatz ist eine echt schöne Kneipe, die genau genommen aus drei Kneipen besteht, die direkt nebeneinander liegen und auch miteinander verbunden sind. In diesem netten Ambiente haben wir dann das eine oder andere Kaltgetränk genossen.
Die Nacht danach war dann allerdings etwas zu kurz für meinen Geschmack. Aber nicht, weil wir bis zum Morgengrauen auf Achse gewesen wären, sondern weil wir am Samstagmorgen schon früh geweckt wurden. Ich hatte mein Wohnmobil auf dem Teamgelände abgestellt und dort war ab Samstagfrüh unter anderem ein Motorenprüfstand aufgebaut, wo die zahlreichen Besucher des 'Pit-Stop-Days' Motorenmessungen vornehmen lassen konnten. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie laut es da plötzlich wurde!

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Wir sind zuversichtlich, dass es nach den Tests bald wieder aufwärts geht Zoom
Die Veranstaltung selbst war dann ein großer Erfolg und hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Das Wetter war echt klasse und die Hütte war im wahrsten Sinne des Wortes voll. Das Team hatte die Rennabteilung für die Fans geöffnet und so konnte sich jeder mal aus der Nähe ein Bild davon machen, was für einen Aufwand so ein Superbike-WM-Team wie Ten Kate betreibt. Besonders gefreut hat es mich, dass auch so viele Fans aus Deutschland extra angereist sind. Dafür möchte ich mich bei euch noch mal ausdrücklich bedanken!
Danach bin ich für zwei Tage ins 'Tropical Islands' bei Berlin gefahren, wo ich am Dienstag auch meinen Geburtstag gefeiert habe. Das war wirklich nett und ich konnte noch einmal richtig schön entspannen. Am Dienstagabend bin ich aber schon wieder früh ins Bett, denn am Mittwoch stand wieder ein ordentliches Fitnessprogramm auf meinem Plan.
Am Mittwochabend bin ich dann wieder zurück nach Assen gefahren und bereite mich auf das Rennwochenende vor. Die Atmosphäre hier ist einfach großartig und es ist ein tolles Gefühl, von so vielen Ten-Kate-Fans unterstützt zu werden. Das gesamte Team hat sich für das Heimspiel natürlich eine Menge vorgenommen und ich hoffe, dass ich meinen Teil zu einem tollen Ergebnis beitragen kann. Drückt mir die Daumen!
Bis bald,


