• 23.02.2010 12:50

  • von Max Neukirchner

Neukirchner-Kolumne: "Drei Dinge machen mir Sorgen"

Max Neukircher in seiner Kolumne über die wichtige Testarbeit in Australien, die Aussichten für den Saisonstart und die vermeintliche Ducati-Dominanz

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Max Neukirchner

Am kommenden Wochenende wird es endlich wieder richtig ernst

ich nehme euch in diesem Jahr mit auf meine Reise durch die Superbike-Saison. In meiner neuen Kolumne werde ich euch nicht nur die rein sportlichen Geschehnisse aus meiner Sicht beschreiben, sondern ihr sollt auch mal erfahren, was hinter den Kulissen läuft, wer im Fahrerlager den besten Fußball spielt, oder welches Mittagessen schwer zu verdauen war.

Endlich geht es am Wochenende wieder richtig los. Wir sind schon auf dem wunderschönen Phillip Island und haben in den vergangenen Tagen Regen, Wind, Sonne und Meer erlebt. Aber im Mittelpunkt stand natürlich der zweitägige Test auf der genialen Strecke, am anderen Ende der Welt. Auch wenn ihr mich in den Zeitenlisten nicht ganz vorne gesehen habt, so habe ich mit meinem neuen Hanspree Ten Kate Honda Team doch erhebliche Fortschritte gemacht.#w1#

Auf Phillip Island fühlte sich sofort alles besser an. Beim Test in Portugal konnte ich noch kein richtiges Gefühl für die Honda aufbauen, aber in Australien war es von Beginn an da. Ich bin am Sonntag auf das Bike gesprungen und habe sofort gemerkt, dass ich endlich eine Beziehung zu meinem neuen Bike habe. Das ist die Grundlage für weitere Verbesserungen, denn jetzt kann ich meiner Technikcrew endlich erklären, woran wir noch arbeiten müssen.

Die Rundenzeiten kamen ziemlich schnell in einen ganz guten Bereich. Ich habe aber bei längeren Runs gemerkt, dass wir dringend noch am Hinterrad arbeiten müssen. Der hintere Gummi hält nur ein paar Runden, danach baut das Teil extrem schnell ab. Das wäre im Rennen am Wochenende natürlich fatal, deshalb müssen wir daran noch was machen. Meinem Teamkollegen Jonathan geht es genauso, wir leiden also zurzeit noch gemeinsam.

Max Neukirchner

Auf der schnellen Strecke geht es am Sonntag richtig hart zur Sache Zoom

Aber es ist natürlich nicht so, dass wir uns gegenseitig die Ohren vollheulen. Im Gegenteil: Wir haben schon viele gute Ideen für Verbesserungen. Ich habe zum Beispiel beim Test sehr viel über Gewichtsverlagerung probiert. Dabei haben wir festgestellt, dass wir am Fahrwerk noch einige Einstellungen vornehmen sollten.

Leider konnte ich diese Versuche nicht mehr am Testmontag ausprobieren, denn es fehlte mir schlicht die Zeit. Erst war die Strecke vormittags nicht ganz perfekt, am Nachmittag kam dann Wind dazu. Dummerweise habe ich dann wegen eines Sturzes noch wichtige Zeit verloren. Mir hat es bei der Anfahrt zu einer Kurve der Gang rausgehauen. Als wieder Schub kam, war ich schon außen auf der schmutzigen Linie und landete im Kies. Kein Problem: Die Kombi war dreckig, das Bike zerschrammt, aber ich völlig in Ordnung.

Insgesamt drei Dinge machen mir vor dem Saisonstart noch etwas Sorgen. Erstens müssen wir mehr Grip am Hinterrad finden und zusehen, dass die Reifen hinten länger halten. Zweitens kann ich zwar gute Rundenzeiten fahren, aber dafür muss ich immer extrem pushen. Da ist man ständig über dem Limit, was auf Dauer nicht gut gehen kann...

Carlos Checa

Beim Fahren haben wir leider keine Zeit, die schöne Aussicht zu genießen Zoom

Die dritte Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet, liegt leider außerhalb unseres Einflussbereichs. Ducati ist nämlich offenbar bärenstark. Das sieht man nicht nur an der Bestzeit vom Michel, sondern vielmehr an den Rundenzeiten der Jungs auf den Kundenmaschinen. Dass ein Lorenzo Lanzi vorne mitfahren kann, ist ein deutliches Signal der Ducati-Stärke. Nichts gegen Lorenzo, der kann sicher gut am Hahn drehen, aber bisher war er nie ein echter Überflieger.

Mal sehen, ob wir am Wochenende was gegen die Ducatis ausrichten können. Eigentlich war Honda auf Phillip Island immer ganz gut dabei. Wir haben für das Training am Freitag noch ein paar Ideen, die uns helfen sollten. Und in den Rennen muss man dann auch erstmal abwarten, ob die Herren auf den italienischen Bikes das Tempo auf Dauer dermaßen hoch halten können. Ich bin extrem gespannt!

Nach diesen Testtagen folgt für mich erstmal ein Tag Ruhe, danach mache ich am Mittwoch noch etwas Fitness, am Donnerstag geht es dann schon mit Fotoshootings und Pressearbeit ins Wochenende. Ich genieße die Zeit hier. Ich wohne gemeinsam mit meiner Crew in einem Haus am Meer. Abends essen wir alle zusammen. Unser holländischer Koch gibt am Herd immer Vollgas. Die Stimmung in der Truppe passt wirklich gut, auch mit den Supersportfahrern gibt es eine Menge Spaß. Drückt mir für das Wochenende kräftig die Daumen!

Bis bald,

Max Neukirchner