Keine Teamorder bei Aprilia: Wurde in Jerez die WM verspielt?
Marco Melandri raubt Sylvain Guintoli in Jerez zehn wichtige Punkte: Profitiert Tom Sykes am Ende der Saison vom teaminternen Duell bei Aprilia?
(Motorsport-Total.com) - Weltmeister Tom Sykes konnte gelassen in das Jerez-Wochenende gehen. Durch die Absage der Veranstaltung in Südafrika gab es nur noch 150 Punkte zu holen. Sykes reiste mit 44 Punkten Vorsprung nach Jerez. Zudem gab Aprilia in der Sommerpause bekannt, keine Teamorder anzuwenden. Dieses Versprechen brachen die Italiener nicht. Marco Melandri gewann beide Rennen und raubte Teamkollege Sylvain Guintoli damit zehn wertvolle Punkte für die Meisterschaft.

© Aprilia Racing
Sylvain Guintoli musste hinnehmen, wie ihm Marco Melandri wichtige Punkte raubte Zoom
Bei zwei noch zu auszutragenden Rennwochenenden liegt Guintoli 31 Punkte zurück. Hätte Melandri im Sinne des Teams gehandelt, wären es nur 21 Zähler. "Diese Entscheidung liegt nicht in meinen Händen. Meine Aufgabe ist es, mich zu konzentrieren und die Kawasaki zu schlagen", bemerkt Guintoli nüchtern. Der WM-Zweite möchte sein Team nicht auffordern, Melandri zurückzupfeifen, weiß aber auch, dass seine Chancen auf den Titel dadurch steigen würden: "Ich würde nicht einmal daran denken. Sicher wäre es rechnerischer Sicht sinnvoll, was die Meisterschaft angeht."
In Lauf eins führte Guintoli lange Zeit. In den finalen Runden ging Melandri vorbei und fuhr eine kleine Lücke heraus. "Es lief besser als gedacht, um ehrlich zu sein. Der Kurs zählt nicht zu meinen Lieblingsstrecken. Wir hatten etwas zu kämpfen", gesteht Guintoli. "Sicher wäre es besser gewesen, die Rennen zu gewinnen, doch wir konnten einige Punkte auf Tom aufholen. Das ist sehr gut."
Sykes wurde im ersten Lauf nur Fünfter. In Lauf zwei kam der Kawasaki-Pilot aber besser zurecht und wurde Dritter. Melandri schnappte Guintoli erneut den Sieg weg. Dadurch machte der Franzose nur vier Punkte auf Sykes gut. "Marco war auf diesem Kurs sehr stark. Das erwartete ich und gab deshalb mein Bestes. Jede Runde, jede Kurve versuchte ich, keine Fehler zu machen, präzise zu fahren und bis zum Ende zu pushen. Ich bin nicht enttäuscht, weil ich alles gab, was möglich war", wird Guintoli von 'Crash.net' zitiert.
"Mir war bewusst, dass Marco gegen Ende stark sein wird. Zudem hatte ich Tom für eine ganze Weile direkt hinter mir. Ich versuchte, ihn beim Start abzuschütteln, weil ich nicht mit ihm in einer Gruppe fahren wollte. Vermutlich hatte er die gleichen Gedanken. Ich versuchte, zu entkommen und als ich das tat, wusste ich, dass Marco aufholen wird. Ich wollte meine Reifen bis zum Ende verwalten. Ich konnte Tom kontrollieren, doch es reichte nicht ganz", bedauert Guintoli, der in Magny-Cours und Doha auf Schützenhilfe angewiesen ist. Aus eigener Kraft kann der Aprilia-Pilot nicht mehr Weltmeister werden.

