"Es ist ein großes Problem" - Spritfluss-Limitierung in der WSBK besorgt Ducati

Der Spritfluss wird in der WSBK 2024 gemessen und in der WSBK 2025 begrenzt: Ducati wird aus zweierlei Hinsicht das wohl größte Opfer der neuen Regel sein

(Motorsport-Total.com) - Auf Grund des neuen MotoGP-Reglements (was sich alles ändert) werden die Prototypen der Königsklasse ab der Saison 2027 deutlich eingebremst. Die Reduzierung des Hubraums von 1.000 cm³ auf 850 cm³ wird die Leistung um voraussichtlich 40 bis 50 PS reduzieren. Zudem gehören die Ride-Height-Devices der Vergangenheit an. Um zu verhindern, dass die Superbike-WM ab 2027 die schnellste Motorrad-Kategorie ist, wird es auch in der seriennahen Meisterschaft gewisse Einbremsungen geben.

Titel-Bild zur News: Ducati Panigale V4R

Ducati Panigale V4R: Hohe Drehzahl führt zu hohem Verbrauch Zoom

Ein Wechsel der Hubraum-Formel ist auf den ersten Blick naheliegend, aber sehr unwahrscheinlich. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich das Format der 1.000er-Superbikes etabliert. Deshalb müssen die WSBK-Verantwortlichen kreativ werden.

Bereits in diesem Jahr gibt es einen Vorboten zukünftiger Einbremsungen. Die Regeln der WSBK 2024 besagen, dass der Spritfluss von allen Herstellern gemessen und an Motorrad-Weltverband FIM weitergeleitet werden muss. Die WSBK-Verantwortlichen von FIM und Dorna analysieren diese Werte und legen für die kommende Saison einen maximalen Spritfluss fest.

Warum Ducati am härtesten getroffen wird

Damit kann die Leistung der Superbikes ohne großen Aufwand reduziert werden. Der Abstand zur MotoGP bleibt bestehen und die Geschwindigkeiten werden reduziert, um die Sicherheit zu gewährleisten. Es wird allerdings erwartet, dass die leistungsstärksten Motorräder am stärksten leiden. Wir haben bei Ducati nachgehakt, welche Erwartungen man an die bevorstehende Spritfluss-Regel hat.

"Es ist ein großes Problem", stellt Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Total.com klar. "Wir wissen aktuell aber nicht, wie groß das Problem sein wird. Mit diesem Spritfluss-Messer kann die Leistung des Motors direkt limitiert werden."

Marco Zambenedetti

Marco Zambenedetti von Ducati macht sich bereits Gedanken für 2025 Zoom

Klar ist, dass die Limitierung der Durchflussmenge für leistungsstärkere Motoren ein Problem sein wird. Hohe Leistungen gehen mit hohem Verbrauch einher. Ducati hat neben Honda und BMW den wohl potentesten Motor im Feld der Superbike-WM.

Da der V4-Motor der Panigale V4R seine Leistung durch ein sehr hoch drehendes Konzept erreicht, dürfte Ducati der Hersteller sein, der am härtesten getroffen wird. In der Serie erreicht das R-Modell der Panigale-Reihe eine Drehzahl von 16.500 Umdrehungen pro Minute. Die Superbikes der Konkurrenz sind davon teilweise weit entfernt.

Ducati Panigale V4R

Die Ducati Panigale V4R ist das WSBK-Bike mit der höchsten Drehzahl Zoom

"Wir sind diejenigen, die den größten Nachteil haben, weil unser Motor die höchste Drehzahl erreicht", bestätigt Marco Zambenedetti und fügt hinzu: "Hohe Drehzahl verlangen nach viel Sprit." Dass die Einbremsung der Superbike-WM ausgerechnet über den Spritfluss geht, sieht der Ducati-Ingenieur kritisch.

"Sie haben einen Bereich anvisiert, in dem wir in der Vergangenheit einen Vorteil hatten und diesen nicht mehr ausspielen können", erklärt Marco Zambenedetti. Ducati rechnet damit, dass die Spritfluss-Regel zum Problem wird und arbeitet im Hintergrund an Lösungen.

Welche Lösungsansätze verfolgt werden, um den Schaden zu minimieren

"Wir beschäftigen uns bereits damit, können aber nicht einschätzen, wie groß die Einschränkungen werden. Die Limits müssen noch definiert werden", schildert Marco Zambenedetti und hofft auf baldige Informationen.

Alvaro Bautista

WSBK 2025: Drohen mehr Motorschäden, weil die Bikes zu mager laufen? Zoom

"Wir werden uns in Misano nach einem großen Bereich erkundigen. Wir hoffen, dass wir vor der Sommerpause dann einen konkreten Wert erfahren, damit wir einschätzen können, wie groß die Auswirkungen sind", bemerkt der italienische Ducati-Ingenieur und prophezeit: "Jeder wird betroffen sein, doch aktuell ist nicht auszumachen, wie stark."

Doch welche Lösungsansätze verfolgt Ducati, um die Auswirkungen zu begrenzen? "Man muss den Motor magerer abstimmen, doch das führt zu Problemen mit der Temperatur. Es gibt Grenzen", grübelt Marco Zambenedetti.


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"Es wird das Ziel verfolgt, die Leistung der Motoren zu limitieren. Das wird sicher erreicht, denn mit diesen Motoren hat man nur begrenzte Möglichkeiten. Man kann das Gemisch nur bis zu einem bestimmten Punkt abmagern, bevor man zu hohe Motortemperaturen erreicht. Man muss also die Leistung reduzieren", nennt er das Problem.

Welche Einbremsung laut Ducati naheliegender wäre

Die Geschwindigkeiten über den Spritfluss zu limitieren, sieht Marco Zambenedetti nicht als eleganteste Lösung an. "Es gibt einfachere Möglichkeiten, die Topspeeds zu reduzieren", ist der Ducati-Technikkoordinator überzeugt.

BMW M1000RR

Die Racing-Verkleidungen in der WSBK haben gewisse Toleranzen zur Serie Zoom

Welche Ideen schweben ihm vor? "Alle verwenden Verkleidungen, die ziemlich große Toleranzen zur Serie nutzen. Warum sagen wir nicht, dass jeder die Serien-Verkleidung verwenden muss? Dann würde jeder Hersteller drei bis fünf km/h Topspeed verlieren", ist Marco Zambenedetti überzeugt.

"Es würde der Philosophie der Superbike-WM entsprechen und wäre viel einfacher", stützt er diese Idee. "Doch es ist eine FIM-Entscheidung und sie sitzen am längeren Hebel. Ich bin gespannt, welchen Einfluss diese neue Regel haben wird."