Crutchlow: "Die Leistungsdichte ist unglaublich"

Cal Crutchlow ist in der Superbike-WM angekommen - Der Brite über seine Anfangszeit im Motorradsport und das Ziel MotoGP

(Motorsport-Total.com) - Cal Crutchlow ist nach seinem Supersport-Titel in die die Superbike-WM aufgestiegen. Yamaha hat sich damit neben Ben Spies ein weiteres hochkarätiges Talent gesichert. In der ersten Saisonhälfte konnte er bereits sein Potenzial zeigen. Trotzdem bleibt Crutchlow auf dem Boden und hat immer ein offenes Ohr für seine Fans. Das Fernziel bleibt die MotoGP.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Supersport-Weltmeister Cal Crutchlow lebt den Motorradsport durch und durch

Zum Rennsport kam der 24-Jährige sehr spontan. "Mein Vater wollte nie, dass ich Rennen fahre", so Crutchlow im Gespräch mit 'MotoMatters.com'. "Eines Tages habe ich Fußball gespielt und zu ihm gesagt, dass ich Rennen fahren will. Also hat er mir ein Motorrad besorgt und wir sind zu einer Strecke gefahren. Nach drei Kurven bin ich gestürzt und mein Vater meinte, dass wäre nichts für mich. Am nächsten Tag habe ich es aber nochmals versucht und bin Erster und Zweiter geworden."#w1#

Damals war der Brite 13 Jahre alt. Für einige Zeit spielte er neben den Motorradrennen auch noch Fußball. Doch die Trainer waren mit diesem Umstand nicht zufrieden, da ihn Sturzverletzungen auf der Wiese behinderten, und Fußballblessuren auf dem Motorrad. Im Alter von 17 wurde der Fokus dann rein auf die Maschine gelegt. "Das hat mir mehr Spaß gemacht, so einfach war das", beschreibt Crutchlow seinen Karriereweg.

Die Freude ist dem Weltmeister nach wie vor anzusehen. Auch im Kreis der Superbike-Elite sprüht Crutchlow vor Elan: "Ich versuche mir immer Zeit für die Fans zu nehmen. Auf der einen Seite sind sie es, und das meine ich nicht negativ, die hier alles bezahlen. Aber eigentlich kommen die Fans zu den Rennen, um Spaß zu haben - so wie wir Fahrer auch. Ich liebe meinen Job, aber der Druck ist groß. Die Leute denken, dass man immer an der Spitze sein kann."


Fotos: Superbike-WM in Salt Lake City


Das langfristige Ziel lautet auch für den 24-Jährigen MotoGP. Ein Vorteil ist, dass Crutchlow in den vergangenen Jahren immer mit Werkteams gearbeitet hat. "Manche sagen, dass ich es verdient habe, manche nicht. Ich habe nie mit einer italienischen Marke gearbeitet, aber ich weiß wie die Japaner denken. Ich weiß nicht wie es in der MotoGP wäre, aber ich kann abschätzen, was man tun kann und was nicht."

"In der MotoGP kommt der Druck nicht von den Teams. Das Fernsehen und die zahlreichen Fans üben eine große Erwartungshaltung aus", findet Crutchlow. "Die besten fünf, sechs Leute der Superbike-WM könnten schöne Erfolge im Grand-Prix-Sport feiern. Man muss sich nur Ben Spies ansehen. Er hatte zwar etwas Pech, aber er macht einen fantastischen Job. Ich glaube nicht, dass er im vergangenen Jahr das beste Material zur Verfügung hatte." Crutchlow muss es wissen, da er bei Yamaha auf die Daten aus dem Vorjahr zurückgreifen kann.

"Mindestens zehn Fahrer können jederzeit ein Rennen gewinnen, man muss ständig auf der Hut sein." Cal Crutchlow

In dieser Saison spielen mit Ausnahme von Kawasaki alle Hersteller an der Spitze mit. Das Feld ist so ausgeglichen wie lange nicht und Crutchlow spielt munter mit. "Wie kann es nur funktionieren, dass verschiedene Hersteller und unterschiedliche Fahrer praktisch gleich schnell sind?", fragt sich der Yamaha-Pilot. "Die Leistungsdichte ist einfach unglaublich. Mindestens zehn Fahrer können jederzeit ein Rennen gewinnen, man muss ständig auf der Hut sein."

Derzeit lebt Crutchlow auf der Isle of Man, wo jedes Jahr das berühmte Motorradrennen stattfindet. Das beobachtet er natürlich ganz genau. "Ich kann genau sehen, warum diese Jungs die Herausforderung der schwierigen Strecke annehmen. Ich würde das selbst niemals tun, aber der Adrenalinspiegel muss gewaltig sein. Es ist eigentlich ein Sport innerhalb des Motorradsports. Die Geschwindigkeiten auf den Landstraßen sind enorm, aber ich bevorzuge geschlossene Rennstrecken."

Wie viele andere Rennfahrer auch fährt er nicht im normalen Straßenverkehr mit einem Motorrad. "Der Verkauf von normalen Motorrädern sichert mir ja eigentlich mein Gehalt. Trotzdem hoffe ich, dass alle vorsichtig fahren und nur auf der Strecke Gas geben. Ich habe einen Führerschein, aber ich fahre nicht. Es könnte jemand einen Fehler machen und mich dabei schwer verletzen. Das Risiko möchte ich nicht eingehen."