BMW: Ressourcen und Know-how der PKW-Abteilung helfen dem WSBK-Projekt
Wir haben bei BMW nachgehakt, welche Vorteile sich durch die Konzernstruktur ergeben: Besonders bei der Aerodynamik ergeben sich Synergien für das WSBK-Team
(Motorsport-Total.com) - Die BMW M1000RR zählt zu den modernsten Superbikes, die sich aktuell auf dem Markt befinden. Die für 2025 vorgestellte dritte Generation der M-Version (mehr Details zum neuen Modell) legt die Latte noch einmal höher als Toprak Razgatlioglus Weltmeister-Bike der Superbike-WM 2024. Wir haben bei BMW nachgehakt, welchen Austausch es zwischen der Automobil- und Motorrad-Abteilung gibt und wie konzernintern voneinander profitiert wird.
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BMW M1000RR: Für die Entwicklung der 2025er-Version nutzte BMW Motorrad die Windkanäle der PKW-Kollegen Zoom
"Es gibt schon Bereiche, in denen wir einen Mehrwert generieren können", schaut BMW-Sportdirektor Marc Bongers auf die spezielle Situation bei BMW und fügt hinzu: "Es gibt einige große Entwicklungsprojekte, die sich eine Motorradmarke allein nicht leisten könnte."
Damit gemeint sind Projekte, bei denen an neuen Technologien und Lösungen getüftelt wird. Auf dem Gebiet der Aerodynamik sah man in den vergangenen Jahren einige Entwicklungen.
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BMW-Sportdirektor Marc Bongers mit Toprak Razgatlioglu Zoom
Das Know-how aus dem Automobilbereich ist eine große Hilfe, auch wenn die Lösungen nicht direkt übernommen werden können. Aber auch bei den Werkstoffen ist es ein Vorteil, ein mächtiges Automobilunternehmen im Rücken zu haben.
"Es geht auch um die Ressourcen", bemerkt Marc Bongers gegenüber Motorsport-Total.com. "In München haben wir mehrere Windkanäle, die wir mit nutzen können. Im Norden von München haben wir einen kompletten Campus, auf dem wir alle möglichen Materialien drucken können. Als reines Motorradunternehmen wäre so etwas nicht möglich."
BMW-Rennleiter warnt: "Nicht alles funktioniert"
BMW-Motorrad-Rennleiter Sven Blusch kennt sich auf Grund seiner Vergangenheit im Unternehmen gut im Automobilbereich aus und weiß genau, wie sich die beiden Sparten befruchten können.
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Sven Blusch unterstreicht, dass sich Motorrad und Auto teilweise stark unterscheiden Zoom
In diesem Zusammenhang warnt der BMW-Manager: "Man muss vorsichtig sein. Nicht alles, was beim Auto funktioniert, muss auch beim Motorrad funktionieren."
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Chris Gonschor stellt sich regelmäßig neuen Herausforderungen Zoom
"Grundsätzlich gibt es schon einige Synergien, wie zum Beispiel bei der Aerodynamik, die physikalisch die gleiche ist", kommentiert Technikdirektor Chris Gonschor und erklärt: "Beim Motorrad haben wir auf Grund der Schräglage aber einen Freiheitsgrad mehr. Das macht es beim Motorrad so kompliziert."
Warum die Motorad-Aerodynamik so kompliziert ist
Die Ergebnisse der Windkanal-Tests sind bei den Motorrädern weniger eindeutig. "Bei einem PKW hat man eine klare Anströmung. Beim Motorrad mit dem Fahrer als beweglichen Element verändert sich der Windstrom, allein schon auf Grund der Bewegung des Fahrers. Das kann man schwer simulieren und daraus ergibt sich auch die Herausforderung", schildert der BMW-Technikdirektor.
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BMW M1000RR (2025): Im Vergleich zur 2024er-Version wurde die Aerodynamik weiter optimiert Zoom
Er verweist auf die unterschiedlichen Staturen der Fahrer und deren unterschiedliche Bewegungen. "Der Luftstrom, den ich als Ingenieur perfekt um die Front führe, trifft bei einem Fahrer auf das Knie, bei einem anderen auf den Oberschenkel. Das Feintuning bei der Aerodynamik ist demzufolge sehr herausfordernd", nennt Chris Gonschor eine der Schwierigkeiten bei der Entwicklung.
"Aber mit der Formgestaltung kann man auch beim Motorrad Abtrieb erzeugen. Das große Ziel ist natürlich der perfekte Kompromiss aus Topspeed und Agilität", erklärt der BMW-Ingenieur im Exklusiv-Interview.
Auch andere Hersteller nutzen konzerninterne Synergien
BMW ist aber nicht der einzige in der Superbike-WM aktive Hersteller, der auf die konzerninterne Unterstützung aus anderen Bereichen zählen kann. Ducati als Audi-Tochter befindet sich in einer ähnlichen Situation. Bei Kawasaki steht mit Kawasaki Heavy Industries ein Schwerindustrie-Konzern im Hintergrund, der in der Schiffs- Luft- und Raumfahrttechnik aktiv ist.
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Über 22 Millionen Motoren: Honda ist der größte Motorenbauer der Welt Zoom
Und auch Honda hat sich nicht nur mit dem Bau von Motorrädern einen Namen gemacht. Der japanische Konzern, der unter anderem eine große Automobilabteilung betreibt, ist mit 22 Millionen gebauten Motoren pro Jahr der weltweit größte Hersteller für Motoren und verfügt über entsprechend viel Know-how.
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