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  • 19.02.2013 17:14

BMW: Es ist angerichtet

Das lange Warten hat ein Ende: BMW geht mit viel Optimismus, aber auch ein paar kleinen Sorgen, in die neue Saison

(Motorsport-Total.com) - Die Vorfreude und die Spannung im BMW-Team sind groß: Am kommenden Wochenende (22. bis 24. Februar) endet im australischen Sommer die Winterpause der Superbike-Weltmeisterschaft. Mit den ersten Rennen des Jahres fällt auf Phillip Island in der Nähe von Melbourne der Startschuss zur Saison 2013. Nach dem erfolgreichen Vorjahr lautet die Zielsetzung von BMW in dieser Saison, sich im Feld der Spitzenteams zu etablieren und möglichst viele Siege und Podiumsplatzierungen zu sammeln.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Marco Melandri beendete den Test als Zweitschnellster hinter Carlos Checa Zoom

Der Italiener Marco Melandri bestreitet seine zweite Saison als BMW-Werksfahrer. Im vergangenen Jahr fuhr er auf seiner BMW S 1000 RR sechs Siege, insgesamt elf Podiumsplätze und vier schnellste Rennrunden ein. Er mischte bis zum letzten Rennen im Kampf um den Weltmeisterstitel mit und belegte am Ende den dritten Gesamtrang der Fahrerwertung. Sein neuer Teamkollege ist der Brite Chaz Davies. Der Supersport-Weltmeister des Jahres 2011 gab im vergangenen Jahr sein Debüt in der Superbike-Weltmeisterschaft und beeindruckte in seiner ersten Saison in der Königsklasse des produktnahen Motorsports mit einem Sieg und insgesamt vier Podiumsplätzen.

Das BMW-Team reiste bereits Anfang der vergangenen Woche nach Australien. Zur Vorbereitung auf den Saisonauftakt bestritt die Mannschaft am Donnerstag und Freitag in Phillip Island einen privaten Zwei-Tages-Test, am gestrigen Montag und am heutigen Dienstag nahm das Team an den offiziellen Testfahrten auf dem südaustralischen Küstenkurs teil. Während es am Montag sonnig und sehr heiß war, herrschten am heutigen Dienstag vollkommen andere Wetterbedingungen.

Es war bewölkt und kühl, zeitweise nieselte es leicht. Melandri und Davies nutzten den Test, um an der Feinabstimmung der RRs zu feilen und die Motorräder auf die speziellen Anforderungen der Strecke in Phillip Island abzustimmen. Zudem stellte Pirelli beim offiziellen Test die für das Rennwochenende ausgewählten Typen der neuen 17-Zoll-Reifen bereit. Das Team testete sie im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit über eine Renndistanz.

Melandri beklagt Chattering

"Der Kurs in Phillip Island ist wirklich toll. Er ist anspruchsvoll, schnell und flüssig", schwärmt Melandri. "Was Phillip Island so speziell macht, ist auch die besondere Atmosphäre dort - und ich liebe diese schnellen Kurven. Der neue Asphalt ist ziemlich aggressiv zu den Reifen, und für uns Fahrer ist es nicht einfach einzuschätzen, wie gut die Haftung ist. An den beiden Testtagen hatten wir die unterschiedlichsten Wetterbedingungen. Bei den kühleren Temperaturen heute war die Strecke schneller als gestern, und es war einfacher zu fahren, da der Wind nicht so stark war."

Marco Melandri

Melandris Schulter verursacht momentan noch einige Beschwerden Zoom

"Wir haben an den beiden Testtagen eine Menge Arbeit an unserer RR erledigt. Insgesamt bin ich mit dem Motorrad recht zufrieden. Wir haben eine gute Basis für das erste Rennwochenende. Aber in zwei Bereichen, in denen wir noch zu kämpfen haben, haben wir weitere Arbeit vor uns. Die Reifenabnutzung bereitet uns noch Schwierigkeiten, und wir müssen das bis zu den Rennen verbessern", berichtet Melandri. "Das zweite Thema, das uns beschäftigt, ist dass wir mit Chattering zu kämpfen haben, ähnlich wie im vergangenen Jahr am Rennwochenende in Phillip Island. Wir arbeiten daran, das zu beheben. Leider bereitet mir meine Schulter weiter Schwierigkeiten, sie schmerzt nach wie vor. Ich hoffe, dass ich mich am Rennwochenende besser fühle."

Davies kämpft mit den Bedingungen

"Phillip Island ist immer eine Herausforderung", betont Teamkollege Davies. "Zum einen ist es eine extrem schnelle Rennstrecke, zum anderen ist es das erste Rennen des Jahres, und nach der Winterpause fühlt es sich an, als ob man mit 500 km/h in die erste Kurve geht. Es ist eine richtig schwierige, aber tolle Strecke. Ich freue mich wirklich darauf, endlich wieder Rennen zu fahren. Die Pause war nun doch recht lang."

"Das wechselnde Wetter an den vergangenen beiden Tagen hat uns das Leben nicht gerade einfach gemacht. Gestern, als es so heiß war, war ich recht zufrieden mit der Richtung, die wir eingeschlagen haben. Aber heute schien sich wieder alles geändert zu haben. Als es heute kühler war, hatte ich mit Vibrationen zu kämpfen, die ich gestern in der Hitze nicht hatte", grübelt Davies. "Wir müssen die Daten analysieren und versuchen, das zu ändern und herauszufinden, wie das Bike bei solchen Bedingungen gut arbeiten kann. Alles in allem sind wir gut vorbereitet. An den kommenden beiden Tagen werden wir nun unsere Testerkenntnisse analysieren und versuchen, ein gutes Paket zu schnüren."

BMW ist optimistisch

"Wir sind gut vorbereitet auf den Saisonauftakt", schätzt Stephan Fischer, der Technischer Direktor von BMW, ein. "Bereits bei den Wintertestfahrten in Jerez haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen und auf der Rennstrecke die Bestätigung bekommen, dass wir in der Entwicklung die richtige Richtung eingeschlagen haben. Entsprechend viel Schwung und Motivation haben wir mit nach Phillip Island genommen. Doch die erste richtige Standortbestimmung im Vergleich mit unseren Mitbewerbern ist erst am Rennwochenende selbst möglich. Denn bei den Testfahrten weiß man noch nicht genau, wer welches Programm fährt; die wirkliche Performance zeigt sich erst am Rennwochenende."

"Die Strecke in Phillip Island ist eine der schönsten, die man sich im Rennsport vorstellen kann. Der Blick aus der letzten Linkskurve über die Start-Ziel-Gerade auf das Meer ist einmalig. Der Kurs wurde neu asphaltiert, und der Belag wird sich noch verändern, je mehr Gummi drauf liegt. Dann wird sich zeigen, welche Qualitäten er hat", erklärt Fischer. "Die Strecke ist teilweise sehr schnell, hat aber auch technische Abschnitte, in denen das Augenmerk mehr auf der Fahrbarkeit liegt. Es ist ein guter Streckenmix, und es gibt viele mögliche Sieganwärter. Von daher ist ein toller und spannender Saisonauftakt garantiert. Wir freuen uns auf Phillip Island, eine Strecke, mit der wir gute Erinnerungen verbinden. In den vergangenen beiden Jahren ist uns dort jeweils mit Podiumsplätzen ein guter Saisonstart gelungen."

Chaz Davies

Chaz Davies sucht noch nach dem optimalen Gefühl für die S 1000 RR Zoom

"Wir hatten an den beiden offiziellen Testtagen zum ersten Mal die Gelegenheit, die Reifen auszuprobieren, die Pirelli für das erste Rennen mitgebracht hat", bemerkt Andrea Dosoli, der Technische Direktor des Teams. "Leider war es gestern sehr heiß, und die hohen Temperaturen haben sich auf die Lebensdauer der Reifen ausgewirkt. Heute schien dann eine vollkommen andere Jahreszeit zu herrschen, es war wesentlich kühler. Wie bei vielen Teams ist bei uns die enorm hohe Reifenabnutzung ein Thema, und das ist die größte Schwierigkeit, die wir vor den Rennen am Sonntag beheben möchten."

"Wir haben eine Menge Daten gesammelt und beide Crews haben eine Vielzahl von Einstellungen am Fahrwerk und bezüglich der Gewichtsverteilung ausprobiert, um die Haltbarkeit der Reifen zu verbessern. Die kommenden beiden Tage werden sehr wichtig für uns, da wir die Daten genau analysieren und unser Programm für das Freitagstraining ausarbeiten werden. Alles in allem freuen wir uns auf das erste Rennen. Nach einem langen Winter der Vorbereitung sind wir zuversichtlich, dass wir mit beiden Fahrern im Kampf um die Spitzenplätze mitmischen können."

Foti sorgt sich um Melandris Schulter

"Das Team hat während der privaten und der offiziellen Testfahrten sehr hart daran gearbeitet, zahlreiche Komponenten zu evaluieren und die beste Abstimmung für die Bikes zu finden. Leider haben mehrere externe Faktoren die Arbeit der Fahrer und des Teams erschwert: der neue Streckenbelag, die neuen 17-Zoll-Reifen und das wechselhafte Wetter", betont Serafino Foti, der Sportdirektor des BMW-Teams.

"Marco hatte große Schwierigkeiten mit seiner rechten Schulter. Unsere Hauptsorge ist nun, medizinisch eine Lösung zu finden, die ihm ermöglicht, die beiden Rennen ohne allzu große Schmerzen zu fahren. Glücklicherweise haben wir nach Phillip Island eineinhalb Monate Zeit, in denen er seine Schulterprobleme ganz auskurieren kann. Chaz hat sein Gefühl für die RR weiter verbessert, auch wenn er sich selbst sogar noch größere Fortschritte erhofft hatte."

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