• 04.01.2011 13:52

  • von Roman Wittemeier

Warum Jetalliance 2011 auf Lotus fliegt

Interview mit Jetalliance-Chef Lukas Lichtner-Hoyer: Der Weg zum großen Lotus-GT-Deal und die Erwartungen im Kampf gegen Porsche, BMW, Ferrari und Co.

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Paukenschlag wird sich Jetalliance 2011 in Le Mans zurückmelden. Die Österreicher werden nach zwei eher ruhigen Jahren wieder auf die große Bühne treten - und wie. Jetalliance-Boss Lukas Lichtner-Hoyer landete einen großen Deal mit Lotus. Sein Team wird den Werkseinsatz der neuen Lotus Evora im Intercontinental Le Mans Cup (inklusive 24 Stunden von Le Mans) betreuen und wichtige Entwicklungsarbeit leisten. Die Hintergründe erklärt Lichtner-Hoyer im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News:

Der Lotus Evora wird in Le Mans wohl in anderen Farben fahren

Frage: "Lukas, Gratulation zu dem Deal mit Lotus. Wie kam es zu dem Vertrag?"
Lichtner-Hoyer: "Wir haben zwei Jahre lang den Ball etwas flach gehalten. Dieser Lotus-Deal kam unter anderem auch deswegen zustande, weil wir eine gute Verbindung zum Top-Management haben. Außerdem ist unser Team als guter Partner bekannt, wenn es zum Beispiel um Co-Branding und Marketing geht. Die Jetalliance-Gruppe hat einen sehr guten Namen, wir bedienen ein interessantes Netzwerk von Kunden. Wir verkaufen, verleasen und betreiben Flugzeuge - sogenannte Privatjets. Für uns war Motorsport immer schon die Plattform für Marketing."

"Wir hatten in den vergangenen Jahren mit einem anderen Hersteller großen Erfolg, weil wir perfektes Marketing und Co-Branding betreiben konnten. Das ist jetzt auch wieder der Plan. So sind wir zu Lotus gekommen. Wir haben eine renommierte Marke gesucht, eine mit toller Motorsport-Historie, was bei Lotus zweifellos gegeben ist. Das passt einfach gut. Das ist die eine Seite."

"Die andere Seite: Man hat uns zwei Autos angeboten, auf Basis derer Lotus das Produkt im Motorsport später etwas breiter aufstellten möchte. Wir bekommen sozusagen die Entwicklungsträger und arbeiten mit bekannten Leuten zusammen. Wir haben Entwicklungsarbeit zu leisten, auch die Fahrermannschaft steht noch nicht fest. Wir präsentieren uns im März in Wien, vorher werde ich noch nichts verraten."

Frage: "Die Lotus-Gruppe greift im Motorsport in der Formel 1, Indycar, GP2 und in Le Mans ganz groß an. Sie sind derjenige, der die Marke Lotus wieder nach Le Mans bringen wird, weil der LMP2-Wagen erst 2012 kommen wird. Macht sie das stolz?"
Lichtner-Hoyer: "Ja! Das war für uns ein ganz wichtiger Faktor. Ich bin ein absoluter 'Le-Mans-Freak'. Wir waren 2009 dort und hatten die große Gnade, dort auf dem Podium zu landen. Schon vor sieben Jahren als Zuschauer habe ich gedacht, dass man dort mit einem eigenen Team hin muss."

Lukas Lichtner-Hoyer sieht den Motorsport als große Plattform für Marketing Zoom

"Die Türe war mit Lotus nun ganz weit offen. Daher haben wir uns für den Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) entschieden, der uns sehr gut gefällt. Ich bin einfach ein Fan der Langstreckenrennen. Ein englisches Auto wieder nach Le Mans zu bringen, das sollte auch dem Veranstalter ACO recht gut gefallen."

Frage: "Wie viel Arbeit ist nötig, um den Lotus Evora dem ACO-GT-Reglement anzupassen?"
Lichtner-Hoyer: "Die Arbeiten haben schon vor einiger Zeit begonnen. Ich weiß nur, dass es sehr viel Arbeit ist. Das Team um Claudio Berro und Miodrag Kotur ist perfekt, man könnte sich es nicht besser wünschen. Wir rechnen damit, dass wir die Autos einsatzbereit und ausgetestet Anfang März bekommen."

"Unsere Leute sind dort auch mit im Team. Daher glaube ich, dass wir keine Schwierigkeiten zu Beginn des Programms haben werden. Wir haben den Kern unseres Teams auch über die Krise hinweg behalten. Unsere erfahrenen Mechaniker werden auch die ersten Tests begleiten."

Frage: "Wie umfangreich wird das Testprogramm?"
Lichtner-Hoyer: "Die Lotus-Teststrecke in Hethel soll im Februar fertig sein. Die wird derzeit umfassend umgestaltet. Dort werden wir jede Menge Möglichkeiten haben, die neuen Autos zu testen. Erst wird Lotus die Tests absolvieren und dann wir. Ich habe großes Vertrauen in Lotus und bin sehr beeindruckt, was dort passiert. Ja, die haben Großes vor. Aber man muss Großes vor haben, wenn man Großes erreichen will!"

Frage: "Werden die Jetalliance-Lotus im klassischen grün-gelb der britischen Marke fahren?"
Lichtner-Hoyer: "Da darf ich nichts verraten. Wer Jetalliance in den vergangenen Jahren beobachtet hat, der weiß, dass wir immer sehr stark vertreten sind auf den Autos. Wir werden das Design im März vorstellen. Da muss ich um etwas Geduld bitten. Wir werden aber in einem eigenen Lotus-Jetalliance-Design fahren."

In der internationalen tschechischen Meisterschaft reichte es 2010 zum Titel Zoom

Frage: "Die GT-Szene war in den vergangenen Jahren oft gut vertreten und stark. Wie wird es 2011 in Le Mans sein?"
Lichtner-Hoyer: "Schwierig zu sagen, weil sich das Reglement derart verändert hat. Die GT1 gibt es nicht mehr, die ehemalige GT2 bildet nun bezüglich der Homologation die Basis. Es heißt nun GTE und teilt sich in die Profi- und Amateurklasse auf. Ich erwarte die Profiklasse sehr stark, weil dort die renommierten Teams und Autos wie Porsche, Ferrari, BMW und Corvette sein werden."

"Mit einem neuen Auto wird es schwierig. Aber wenn es klappt, wird der Erfolg umso größer. Ich freue mich auf das Programm. Es geht doch darum, positive Aufmerksamkeit zu erzeugen. Letztlich betreiben wir Motorsport als Marketing. Bezüglich dessen haben wir einen sehr guten Partner. Aber die Szene insgesamt ist sicherlich sehr stark."

Frage: "Jetalliance hat aufgrund der Wirtschaftskrise das Motorsportprogramm in den vergangenen zwei Jahren etwas zurückgefahren. Ist die Krise überwunden, geht es im Motorsport insgesamt wieder bergauf?"
Lichtner-Hoyer: "Das ist schwierig zu beantworten. Ein Blick in die Zukunft ist immer sehr subjektiv. Ich bin guter Dinge, dass wir die schwierigsten Jahre überwunden haben. Inwieweit das dem Motorsport zugute kommt, kann ich nicht sagen. Unser Programm basiert auf privaten, externen Geldern - abgesehen vom Sponsoring, das die Jetalliance-Gruppe aus Marketinggründen macht."

"In unserem Segment habe ich das Gefühl, dass es langsam aber sicher wieder nach oben geht. Wir haben das 2010 schon gespürt. Wir sehen da die richtige Tendenz. Eine Zukunftsprognose ist dennoch genauso schwierig wie eine Einschätzung, wo der US-Dollar in drei Monaten im Vergleich zum Euro stehen wird. Ich erwarte aber, dass wir das wirkliche Tief auch im Motorsport schon hinter uns haben."

Das Jetalliance-Jahr beginnt mit einem Porsche bei den 24 Stunden von Dubai Zoom

Frage: "Die Saison für Jetalliance startet in knapp zehn Tagen mit den 24 Stunden von Dubai. Mit welchen Erwartungen geht ihr dorthin?"
Lichtner-Hoyer: "Mit keinen. Wir wollen eine gute Figur machen, aber man muss sagen, dass die Qualität dort in den vergangenen Jahren erheblich höher geworden ist. Wir sind dort mit einem Cup-Porsche, es sind in diesem Jahr einige schnellere Autos dort. Das Cup-Fahrzeug dient nach wie vor als Referenz, die anderen sollen eingebremst werden, aber es gibt dort ein Übergewicht an schnelleren Cup-S, Cup-R oder RSR Porsche. Auch der neue Mercedes SLS ist dort. Das wird sehr interessant."

"Unser Ziel muss es sein, trotzdem in die Top 5 zu kommen. Ich halte das für möglich. Wir haben zwar ein schwächeres Auto, aber einen größeren Tank und etwas weniger Gewicht. Wir treten mit einem Profi und vier Amateuren an. Jarek Janis aus Tschechien ist unser Profi, mit ihm habe ich schon einige Rennen bestritten. Als Amateure sind meine Wenigkeit, der Vitus Eckert, Oskar Slingerland und Martin Rich am Steuer. Wir sind eine Amateurtruppe, die das Auto gut kennt. Wenn bei uns allen der Tag passt, dann sind wir podiumsfähig."

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