• 28.12.2009 10:46

  • von Britta Weddige

Hannawald: Endgültig im Motorsport gelandet

Skisprunglegende Sven Hannawald wird in der kommenden Saison als Vollzeitpilot im ADAC-GT-Masters antreten - Süchtig nach Adrenalin

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Ende seiner Karriere als aktiver Skispringer war Sven Hannawald schon mehrfach als Gaststarter im SEAT Leon Supercopa und im ADAC-GT-Masters im Einsatz, doch nun ist er endgültig im Motorsport gelandet. Die Sprunglegende startet eine neue Karriere auf vier Rädern und wird in der kommenden Saison als Vollzeitpilot im ADAC-GT-Masters an den Start gehen. Das hat er in Oberstdorf am Rande der Vierschanzentournee bekanntgegeben.

Titel-Bild zur News: Sven Hannawald

Landung auf vier Rädern: Sven Hannawald steigt ganz auf Rennsport um

Hannawald wird in einem von Schnabl Engineering betreuten Buchbinder-Porsche fahren. Als "Neuling" wird er in die Fahrerkategorie "Bronze" eingestuft und bekommt einen Profi als Teamkollegen zur Seite gestellt. Mit wem sich der frühere Skispringer künftig das Cockpit teilen wird, ist noch unklar, es laufen Verhandlungen mit mehreren Fahrern. Hannawalds Favorit wäre jedoch Thomas Jäger, von dem er nach eigener Aussage viel lernen könnte.#w1#

Der heute 35-Jährige hatte seine Karriere als Skispringer (unter anderem konnte er als bisher einziger Athlet alle vier Springen der Vierschanzentournee gewinnen) beendet, nachdem er unter Depressionen und dem Burnout-Syndrom gelitten hatte. Das hat er inzwischen überstanden: "Es geht mir gut. Und wenn ich heute sage, dass es mir gut geht, dann stimmt das auch. Früher habe ich es oft gesagt, um einfach meine Ruhe zu haben, doch jetzt geht es mir wirklich gut", betont er.

"Da geht es nicht ums Geld, sondern um das körperliche Wohlbefinden." Sven Hannawald

Nach vier Jahren Pause sucht Hannawald neue Herausforderungen und die findet er im Motorsport. Warum er sich als Quereinsteiger dem Risiko Motorsport aussetzt? "Es macht auf jeden Fall mehr Spaß, als am Bürotisch zu sitzen", antwortet der 35-Jährige. "Das ist sicher auch das Thema gewesen, das Michael Schumacher zum Rücktritt vom Rücktritt bewegt hat, weil er einfach Adrenalin im Blut hat. Der Körper ist süchtig danach und alle anderen Aufgaben sind langweilig. Auch wenn sie vielleicht im Fall Schumacher gut bezahlt werden. Aber da geht es nicht ums Geld, sondern um das körperliche Wohlbefinden."

"Da ist er einfach genauso wie wir auch", fährt Hannawald fort. "Wir Skispringer haben genauso viel Adrenalin in uns und wenn dann die Aufgabe wegfällt, dann sucht man einfach nach ähnlichen Dingen. Klar, mancher freut sich, wenn er spazieren geht und das Wetter schön ist. Aber wir sind einfach anders aufgewachsen. Wir brauchen da einfach mehr und suchen nach Aufgaben, die für uns befriedigend sind."

Für das ADAC-GT-Masters hat sich Hannawald deshalb entschieden, weil er in dieser Serie gemeinsam mit einem Profi fahren kann. In anderen Rennserien wie dem Porsche-Carrera-Cup sei er auf sich allein gestellt. Dort seien die anderen Fahrer Konkurrenten und nicht Kollegen: "Die Zusammenstellung von Profi und Amateur hilft mir weiter, weil Leute mir etwas erklären, was ich nicht verstehe. Der Profi kann dir das Auto schon einmal so einstellen, dass es funktioniert, und das hilft mir ja auch weiter. Ich versuche, in dieser Serie in kürzerer Zeit mehr zu lernen, als wenn ich auf eigenen Beinen stehen würde."

"Ich habe nun Lehrjahre vor mir, auf die ich aber auch gespannt bin." Sven Hannawald

Und lernen muss er noch viel, weiß Hannawald: "Es ist extrem viel Stoff, was alles zusammengehört, wie alles zusammen funktioniert, von Reifendruck bis keine Ahnung was, was sich alles auswirkt." Er hofft, dass er auch schneller lernt, wenn er nun regelmäßig im Auto testet und Rennen fährt: "Das bringt mehr, als nur dann und wann einen Gaststart zu machen."

"Ich habe nun Lehrjahre vor mir, auf die ich aber auch gespannt bin", so Hannawald. Einen konkreten Karriereplan im Motorsport hat er noch nicht gemacht, vorerst will er im ADAC-GT-Masters Fuß fassen: "In den nächsten zwei bis drei Jahren möchte ich erst einmal so viel wie möglich lernen und schauen, dass ich vorwärts komme. Danach werden wir sehen. Aber ich bin wirklich infiziert und will nach vorn kommen."