Folge uns jetzt auf Instagram und erlebe die schönsten und emotionalsten Momente im Motorsport zusammen mit anderen Fans aus der ganzen Welt
Baja 1000: Der ganz normale Wüstenwahnsinn
Armin Schwarz über seine Erlebnisse bei der diesjährigen Baja 1000 - Heute Abend zur Gast in "Blickpunkt Sport" im 'Bayerischen Fernsehen'
(Motorsport-Total.com) - Für Armin Schwarz und seine Kollegen vom Team All German Motorsports war es das Highlight des Jahres - die Baja 1000 in der Wüste Mexikos. Doch das Rennen verlief nicht wie geplant: Gleich am Anfang seines Stints verlor Schwarz viel Zeit, das kostete den Sieg und auch den Titel in der amerikanischen SCORE-Meisterschaft.

© armin-schwarz.com
Armin Schwarz musste dieses Mal in der Wüste richtig hart kämpfen
"Fünfhundert Kilometer können sich selbst in einem 640-PS-Rennwagen unheimlich in die Länge ziehen. Für mich wurden es bei dieser Baja 1000 ziemlich genau 16 Stunden", bilanzierte Schwarz. "Das war ungefähr die doppelte Zeit, die wir bei All German Motorsports für meinen Stint eingeplant hatten. Und es war mehr als doppelt so hart wie alles, was ich im Cockpit eines Renn- oder Rallyeautos bis jetzt erlebt hatte."#w1#
Mit "Adrenalin bis zur Halskrause" stand Schwarz mit seinem Wüstenbuggy am Start in der Hafenstadt Ensenada. Nach den ersten 20 Meilen hatte er bereits zwei Trophy Trucks überholt und befand sich "im lebhaftesten Infight mit anderen Wüstenrennern", berichtete er. "Das Ganze ist ein Chaos aus Nullsicht, teuflischen Schlägen in die Aufhängung, Rabatz von den Motoren und den Ansagen meines Beifahrers im Intercom. Schmerzhafte Konzentration auf die Ansagen und das bisschen, was ich sehen kann. Das Ganze bei einem ziemlich hohen Speed. Ziemlicher Wahnsinn."
Doch dann passierte das Missgeschick. Im tiefen Staub der Piste befand sich auf einer Seite eine Furche. Schwarz' Buggy rutschte hinein und steckte fest. Nach einer halben Stunde konnte er weiterfahren, allerdings kam er nicht weit. Denn er lief auf einen Minitruck auf, der vor ihm ebenfalls steckengeblieben war. Die Folge: Auch Schwarz' Buggy sank wieder im weichen Boden ein.
Zwei Stunden graben und schuften
"Diesmal war es ernst", schilderte er. "Wieder raus aus dem Auto. Zwei Stunden graben und schuften. Nach zweieinhalb Stunden zog uns ein Truck raus. Wir fuhren wieder, aber jetzt waren wir mitten im Verkehr. Es ist der reinste, purste Wahnsinn: Motorräder, Quads, Buggies, Autos, alle zischen wie von der Tarantel gestochen durch die Wüste."
Zwischendrin mussten ging es über 90 Meilen im ersten und zweiten Gang. "Die Buggies haben furchtbare Schläge eingesteckt, und wir auch", so Schwarz. "Schwächere Charaktere wären spätestens hier ausgestiegen, hätten sich neben das Auto gesetzt und geheult."
Gegen 17.15 Uhr setzte die Dämmerung ein. Schwarz war wegen der verlorenen Zeit spät dran und hatte praktisch kein Licht. Bei Geschwindigkeiten von 170 bis 180 Kilometern pro Stunde betrug seien Sichtweite gerade einmal 30 Meter. Zwar kann man sich per GPS orientieren, vor Löchern und Baumstämmen kann das Gerät aber nicht warnen. "Irgendwie war ich auch schon mal lockerer drauf am Lenker...", räumte Schwarz ein.
Durchstarten nach dem Boxenstopp
Der Buggy blieb erneut kurz stecken, dann verweigerte der Stoßdämpfer hinten rechts seine Arbeit: "Bei jedem Poltern von Rad und Achse wussten wir: ab jetzt müssen wir noch langsamer tun." Um neun Uhr abends gab es nach 190 Meilen einen Boxenstopp - frisches Wasser und Aufmunterungen für die Fahrer, ein neuer Dämpfer für den Buggy. Schwarz lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang zwei und hörte, dass der Spitzenreiter wohl auch Probleme hat. "Aufgeben? Ich weiß nicht mal, wie man das wirklich buchstabiert", gab er das Motto vor.
Nach dem Boxenstopp lief es wieder und die Stimmung im Cockpit stieg wieder. Und die nächste Herausforderung stand an: "Die Wüste war jetzt ein riesiger, gigantischer Steingarten", so Schwarz. "Der Buggy begann zu rollen und zu bocken wie ein Boot im schlimmsten Sturm. Wir fuhren mit 60 bis 80 km/h über große Brocken. Die Wüste klopfte uns weich, windelweich, obwohl wir beide fit und mit Muskeln an den richtigen Stellen bepackt ins Rennen gegangen sind. Ich versuchte, zehn, zwanzig km/h schneller zu fahren. Und bekam sofort die Quittung: Es war, als wollte der Buggy uns umbringen. Seitenstiche - ich wusste nicht mehr, wie ich atmen sollte."
Nach 500 Kilometern und 16 Stunden hatte Schwarz es überstanden, Teamkollege Martin Christensen übernahm den Buggy. Er kam schließlich als Neunter ins Ziel. Schwarz' und Christensens härtester Konkurrent BH Richardson wurde Achter und holte sich damit den Sieg in der SCORE-Meisterschaft.
"Ich gratuliere ihm nochmals zu seiner tollen Leistung und seiner großartigen Saison", so Schwarz. "Wir bei All German Motorsports haben mit der Vizemeisterschaft und mit zwei Siegen 2008 unser bisher bestes Jahr zusammen erlebt. Dafür sage ich allen unseren Teammitgliedern und besonders Martin Christensen herzlich Danke!"
Gratulation auch an Volkswagen
Eine Gratulation schickte Schwarz auch an Volkswagen: "Beim ersten Einsatz brachte das Team gleich beide brandneuen Baja Race Touareg TDI in der Topklasse der Trophy Trucks über die Distanz und gut ins Ziel. Hut ab, kann ich da nur sagen. Ich freue mich jetzt schon auf 2009, wenn Volkswagen mit dem Touareg-Bär die gesamte SCORE Off-Road Serie angehen wird."
Für Schwarz selbst beginnt nun die ruhige Weihnachtszeit: "Irgendwie ist es eine tolle Vorstellung, irgendwo zu sitzen, vielleicht im Wohnzimmer, und es wackelt nicht, es staubt nicht und Licht gibt's auch genug..."
Vorher hat er aber noch einen Termin im Fernsehstudio: Am heutigen Montagabend ist Schwarz zu Gast bei "Blickpunkt Sport" im 'Bayerischen Fensehen'. Dort wird er noch einmal vom Wüstenwahnsinn Baja 1000 berichten. Die Sendung beginnt um 21:45 Uhr.

