• 16.10.2008 10:30

  • von Pete Fink

Scott Speed: "NASCAR ist besser als Formel 1"

Scott Speed ist nach Juan Pablo Montoya und Jacques Villeneuve der dritte ehemalige Formel-1-Pilot in der NASCAR - viel Aufsehen schon vor seinem Debüt

(Motorsport-Total.com) - Im November 2006 gab Juan Pablo Montoya sein Sprint-Cup-Debüt in Homestead. Im Oktober 2007 war es Jacques Villeneuve, der in Talladega sein erstes Rennen in der NASCAR-Oberliga fuhr, und am kommenden Wochenende in Martinsville folgt nun die Nummer drei aus der Riege der ehemaligen Formel-1-Piloten.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

US-Boy Scott Speed ist nun endgültig in der NASCAR angekommen

Scott Speed wird auf dem Martinsville Speedway den Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 84 fahren und kann damit das nachholen, was eigentlich bereits schon vor einer Woche in Charlotte stattfinden sollte. Doch Regen verhinderte damals eine Qualifikation - Speed konnte nicht einmal eine einzige Runde drehen.#w1#

In Charlotte brachte Red Bull für den Kalifornier einen dritten Toyota Camry an den Start, der keine Ownerpunkte besaß und sich daher nicht unter den 43 Autos befand, die sich über eben diese Konstrukteurspunkte für das Startfeld qualifizieren konnten. Dies ist in Martinsville anders, denn dort wird Speed jenes Auto fahren, das zuvor A.J. Allmendinger und Mike Skinner in die Top 35 beförderten.

Die Folge: Egal ob Regen oder Sonnenschein, Speed wird in jedem Fall sein Sprint-Cup-Debüt geben - ausgerechnet auf dem kürzesten NASCAR-Kurs überhaupt. "Martinsville ist sicher nicht die netteste Strecke für meine Einführung in den Cup", gab sich der 25-Jährige denn auch sehr zurückhaltend. "Aber irgendwann muss es ja passieren."

Top 35 als Aufgabe

Short-Track-Racing auf einer nur 846,5 Meter langen Bahn, auf der die Elite der StockCar-Piloten in den NASCAR-Playoffs gerade um den Titel kämpfen - Speed weiß, was die Stunde geschlagen hat: "Die Fahrer werden richtig hart zur Sache gehen und ich als Rookie werde mir wahrscheinlich nicht gerade viele Freunde machen."

Scott Speed

In Charlotte klappte das Sprint-Cup-Debüt wegen Regens noch nicht Zoom

Im März 2008 fuhr Speed bereits einmal in Martinsville und wurde in einem Rennen der Truck-Serie Zehnter. Resultate solcher Art sind auch seine große Aufgabe, denn Speed wird aller Wahrscheinlichkeit nach den zweiten Red-Bull-Toyota in der kompletten Saison 2009 fahren, und dazu muss die Startnummer 84 in den Top 35 der Ownerwertung gehalten werden.

Denn nur die besten 35 Cup-Boliden stehen zu Saisonbeginn 2009 sicher im Feld - und damit gleichzeitig im Daytona 500, dem "Great American Race", das im Februar 2009 Saisonauftakt und Höhepunkt ist. "Ich werde mein Bestes geben, um dieses Auto in den Top 35 zu halten", unterstrich Speed.

Auf dem Weg dorthin sollte er sich jedoch Aktionen sparen, wie er es am vergangenen Wochenende in Toledo an den Tag legte, als er im letzten Saisonrennen seinen Titel in der ARCA-Serie verlor. Red Bull gab Speed 2008 ein komplettes Jahr Vorbereitungszeit auf den Cup, die er - sehr erfolgreich - in der ARCA-Serie und bei den Trucks verbrachte.

Scott Speed alias Cole Trickle

Doch in Toledo - die Strecke ist übrigens ebenfalls ein Short-Track - ließ er sich auf ein Scharmützel mit seinem ärgsten Titel-Konkurrenten Ricky Stenhouse Jr. ein, bei dem Speed nach einem Revanchefoul aus dem Rennen genommen wurde.

Scott Speed

Mit Scott Speed bringt Red Bull einen "bunten Vogel" in die NASCAR-Welt Zoom

Zuvor hatte sich Stenhouse - nach Speeds Schilderung - so aggressiv gezeigt, dass er den ehemaligen Formel-1-Piloten aus dem Rennen drehte. Was folgte, war ein Manöver nach bester "Days-of-Thunder-Manier", wie Speed auch mit einigen Tagen Distanz und ohne Reue schilderte.

Durch den Stenhouse-Schubser war sein Auto eigentlich unfahrbar geworden, der Titel war verloren. "Ich ging an die Box, ließ meine Reifen wechseln und fuhr wieder auf die Strecke. Es dauerte eineinhalb Runden, bis ich Stenhouse sah. Und dann tat ich, was er mit mir gemacht hatte."

Mit anderen Worten: Speed fuhr Stenhouse über den Haufen, was auch diesem den ARCA-Titel kostete, und Penske-Youngster Justin Allgaier als lachenden Dritten hinterließ. Speed: "Ich war der Tabellenführer, er hat null Respekt gezeigt und daher gab es keine Möglichkeit, dass ich ihm auf diese Art und Weise den Titel überlassen werde."

In der NASCAR angekommen

"Dummheit kann man nicht heilen. Stenhouse wollte die Meisterschaft offenbar so sehr, aber eben nicht so. Das wäre lächerlich gewesen und ich tat mein Bestes, damit er nicht gewinnen wird. So einfach ist das." Spätestens nach Aktionen dieser Art ist es klar, dass Speeds Cup-Debüt - nur eine Woche später - nun in den USA mit großem Interesse verfolgt wird.

Scott Speed

Scott Speed hat die Formel 1 abgehakt und will 2010 um den Titel fahren Zoom

Aus Sicht von Red Bull wiederum ist dieses natürlich ein wahrer Marketing-Traum, den Dietrich Mateschitz nicht besser hätte planen können. US-Boy Speed ist ganz offensichtlich in der NASCAR angekommen und hat die Spielregeln verinnerlicht.

Wie genau die Saison 2009 aussehen wird, steht derzeit noch nicht fest, denn Speed ist seitens der Teamleitung für den zweiten Red-Bull-Toyota noch nicht bestätigt. Für das Jahr darauf formuliert er jedoch bereits hehre Ziele: "Ich glaube, dass wir 2010 ein kräftiges Wörtchen im Kampf um den Titel mitreden können."

Und auch sein Vergleich zur Formel 1 fällt mittlerweile eindeutig aus: "NASCAR ist eine viel bessere Form des Rennsports. Ihr Geschäftsmodell macht Sinn. In der Formel 1 haben nur eine Handvoll Leute mit sehr viel Geld die absolute Kontrolle und das macht die Sache sehr schwer."