• 07.11.2013 00:10

  • von Pete Fink

Phoenix-Vorschau: Wieviel Chaos gibt es dieses Mal?

Ein Boxkampf, ein Massencrash und ein Reifenschaden: 2012 fiel im chaotischen Phoenix die Vorentscheidung - was passiert ein Jahr später?

(Motorsport-Total.com) - Eines vorweg: Wenn das AdvoCare 500 auf dem Phoenix International Raceway nur annähernd so unterhaltsam ausfällt wie im Vorjahr, dann gibt es einen klaren Gewinner: Die NASCAR-Fans. Im November 2012 kam es zu zahlreichen Kaltverformungen, wobei der Höhepunkt in einem ausgewachsenen Boxkampf zwischen den Crews von Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Clint Bowyer (Waltrip-Toyota) bestand. Gordon hatte Bowyer mit einem üblen Revanchefoul von der Piste gefegt - und in der Boxengasse flogen die Fäuste.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Clint Bowyer

Clint Bowyer gegen Jeff Gordon - oder das böse Revanchefoul von Phoenix Zoom

Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) wiederum büsste in Phoenix nach einem Reifenschaden seine Tabellenführung ein - und weil das alles noch nicht genug war, kam es in einer Green-White-Checkered-Verlängerung zu einem heftigen Massencrash in der letzten Kurve, aus dem Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) als Sieger hervorging. Brad Keselowski (Penske-Dodge) mogelte sich irgendwie durch das entstandene Chaos und ebnete mit einem sechsten Platz den Weg zu seinem NASCAR-Titel 2012.

"Heute ging es dermaßen wild zu, dass ich einfach nur froh bin, heil durch das ganze Chaos durchgekommen zu sein", sagte Keselowski damals. Eigentlich war es das Wochenende von Kyle Busch (Gibbs-Toyota) gewesen, der alle drei Trainingssitzungen bestimmt hatte, die Pole-Position holte und im Rennen dann 237 von 312 Runden in Front lag. Nach dem ganzen Phoenix-Chaos wurde er hinter Harvick und seinem Gibbs-Teamkollegen Denny Hamlin Dritter.

Apropos Harvick: Während die gesamte NASCAR-Welt natürlich von einem Titelduell zwischen Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) und Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) spricht, könnte sich auch der Noch-Childress-Pilot einmischen, der in Phoenix schon dreimal gewann. Allerdings beträgt sein Rückstand auf die Tabellenspitze mittlerweile 40 Punkte. Harvick muss in Phoenix also darauf hoffen, dass Johnson und Kenseth beide Pech haben. Einer alleine reicht dem Kalifornier nicht mehr.

Kenseth als Statistik-Killer?

Schlägerei Bowyer und Gordon

Nach dem Foul kam es in der NASCAR-Garage sogar zu Handgreiflichkeiten Zoom

Für Johnson-Verfolger Kenseth ist das Phoenix-Rennen auf dem Papier ähnlich kitzelig wie vor zwei Wochen Martinsville. Sein einziger Erfolg in der Wüste von Arizona stammt aus der Saison 2002, damals natürlich noch in Diensten von Jack Roush. Schlimmer: Seine letzte Top-5-Platzierung in Phoenix gelang ihm im Frühjahr 2007 als er Dritter wurde. Rang sieben, wie im Frühjahrsrennen, könnte am Sonntagabend bereits zu wenig sein. Das Positive: Bereits vor zwei Wochen in Martinsville widerlegte Kenseth alle Statistiken.

Natürlich führt Johnson diese eindrucksvoll an. Mit seinen vier Siegen ist der Kalifornier der erfolgreichste Phoenix-Pilot aller Zeiten, obwohl er nicht müde wird, darauf hinzuweisen, dass ihm diese Triumphe allesamt vor der Runderneuerung der Strecke gelangen. Und der direkte Vergleich zu Kenseth fällt ebenfalls deutlich aus: Johnson kam in seinen 20 Phoenix-Rennen im Schnitt auf Rang 6,5 ins Ziel, bei Kenseth steht nach 22 Rennen nur die Marke von 17,2. Deutlicher kann es auf dem Papier kaum aussehen. Aber wie gesagt: Kenseth übt sich schon die gesamte Saison 2013 über als Zerstörer der Statistiken.

Insofern erwartet Johnson am Wochenende kein Zuckerschlecken. "Ich werde meine Deckung nicht herunter nehmen", orakelt "Five-Time". "Wir müssen in Phoenix ein tadelloses Rennen zeigen. Wir sind hier im Frühjahr Zweite geworden, weshalb ich in Sachen Setup und Performance große Zuversicht haben kann. Aber das garantiert uns gar nichts und wir müssen ganz einfach ein problemfreies, optimales Wochenende haben." Vor allem ohne Reifenschaden.

Doch auch für andere Chaser gibt es noch Ziele: Joey Logano (Penske-Ford) kämpft um eine Top-10-Platzierung, die ihm erstmals einen Sitz an der festlichen Tafel der NASCAR-Abschlussfeierlichkeiten von Las Vegas garantieren würde. Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) würde seine außergewöhnlich gute Saison 2013 nur allzugerne mit dem so überfälligen ersten Saisonsieg krönen. Und um die einstelligen Gesamtplätze tobt sowieso ein harter Kampf: Kyle Busch (Gibbs-Toyota; 4.) und Greg Biffle (Roush-Ford; 8.) liegen nur um 21 Punkte auseinander.

Neue, alte Strecke

Phoenix

Der idyllische Phoenix International Raceway in der Wüste von Arizona Zoom

Der nach wie vor ganz große Unsicherheitsfaktor im 1964 erbauten Phoenix ist die umfangreiche Neugestaltung im Sommer 2011. Damals wurde die Start-/Zielgerade verbreitert und der Knick zwischen den Kurven zwei und drei nach außen verlagert, wobei der Kurvenradius gleichzeitig verkleinert wurde. Zudem bekamen die vier Kurven eine progressive Erhöhung (1 und 2 mit 10 und 11 Grad, 3 und 4 mit 8 und 9 Grad). Seitdem gilt Phoenix in Crewchief-Kreisen als neue NASCAR-Strecke.

Als Einmeilen-Oval dreht es sich in Phoenix auch um die klassische Frage, ob der runderneuerte Traditionskurs nun zu den Short-Tracks oder eher zu den schnellen Intermediate-Tracks gehört. Viele Piloten (zum Beispiel der nach wie vor verletzte Tony Stewart oder Kurt Busch) sehen in Phoenix große Ähnlichkeiten zum 0,75 Meilen-Oval in Richmond, was in Richtung Short-Track deuten würde. Andere klassifizieren die Sprint-Cup-Einmeiler wie Phoenix, Dover oder Loudon als eine ganz eigene NASCAR-Kategorie.


Fotostrecke: "Supergirl" Danica Patrick

Für Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet) war Phoenix einige Zeit lang das offizielle Heimrennen, als sie noch in ihrem Anwesen im Vorort Scottsdale wohnte. Nach ihrer Scheidung lebt sie nun offiziell wieder bei ihrer Familie nahe Chicago, verbringt die meiste Zeit jedoch im gemieteten Anwesen von Lebensgefährte Ricky Stenhouse (Roush-Ford) am Lake Norman nahe Charlotte. Insofern gibt es in Arizona in diesem Jahr keinen echten prominenten Lokalmatadoren mehr.

Wie nicht anders zu erwarten, ist der Wetterbericht für die Wüste von Arizona hervorragend. Am Wochenende gibt jede Menge Sonne und Temperaturen jenseits der 25 Grad Celsius. 'Motorvision TV' überträgt das vorletzte Saisonrennen der NASCAR am Sonntagabend live ab 20:00 Uhr MEZ inklusive der kompletten Pre-Race-Show. Am Mikrofon sitzen wieder Stefan Heinrich und Lenz Leberkern, die grüne Flagge wird gegen 21:15 Uhr MEZ erwartet.

Der Zeitplan von Phoenix (in MEZ):

Freitag:
19:35 - 21:30 Uhr: Erstes Freies Training
ab 23:40 Uhr: Qualifying

Samstag:
ab 2:00 Uhr: Truck-Rennen
17:30 - 18:25: Zweites Freies Training
20:30 - 21:25: Happy-Hour
ab 22:00 Uhr: Nationwide-Rennen

Sonntag:
ab 20:00 Uhr: AdvoCare 500 (live auf 'Motorvision TV')

Alle Sieger des Chase-Rennens von Phoenix:

2004 - Dale Earnhardt Jr.
2005 - Kyle Busch
2006 - Kevin Harvick
2007 - Jimmie Johnson
2008 - Jimmie Johnson
2009 - Jimmie Johnson
2010 - Carl Edwards
2011 - Kasey Kahne
2012 - Kevin Harvick

Die Meldeliste für Phoenix:

01. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
02. 2 Brad Keselowski (Penske-Ford) - PC1
03. 5 Kasey Kahne (Hendrick-Chevrolet)
04. 7 Dave Blaney (Baldwin-Chevrolet)
05. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
06. 10 Danica Patrick (Stewart/Haas-Chevrolet)
07. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
08. 13 Casey Mears (Germain-Ford)
09. 14 Mark Martin (Stewart/Haas-Chevrolet)
10. 15 Clint Bowyer (Waltrip-Toyota)
11. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
12. 17 Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford)
13. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
14. 20 Matt Kenseth (Gibbs-Toyota) - PC4
15. 22 Joey Logano (Penske-Ford)
16. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) - PC5
17. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
18. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
19. 30 Cole Whitt (Swan-Toyota)
20. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
21. 32 Timmy Hill (FAS-Ford)
22. 33 Tony Raines (Circle-Chevrolet)
23. 34 David Ragan (Front-Row-Ford)
24. 35 Josh Wise (Front-Row-Ford)
25. 36 J.J. Yeley (Baldwin-Chevrolet)
26. 38 David Gilliland (Front-Row-Ford)
27. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
28. 40 Landon Cassill (Circle-Chevrolet)
29. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
30. 43 Aric Almirola (Petty-Ford)
31. 47 Bobby Labonte (JTG-Toyota)
32. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) - PC2
33. 51 Justin Allgaier (Phoenix-Chevrolet)
34. 55 Elliott Sadler (Waltrip-Toyota)
35. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
36. 78 Kurt Busch (Furniture-Row-Chevrolet) - PC3
37. 83 David Reutimann (BK-Toyota)
38. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
39. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
40. 93 Travis Kvapil (BK-Toyota)
41. 95 Reed Sorenson (Leavine-Ford)
42. 98 Michael McDowell (Parsons-Ford)
43. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)