NASCAR zum Thema US-Wirtschaft und Franchise
NASCAR-Präsident Mike Helton nahm in Martinsville zu den schwierigen Rahmenbedingungen Stellung, die die NASCAR in den USA derzeit vorfindet
(Motorsport-Total.com) - Die schwierige wirtschaftliche Situation in den USA hat natürlich auch Einfluss auf die Geschehnisse in der NASCAR. Dem US-Motorsportgiganten droht ein ähnliches Szenario wie in anderen Serien, welches getreu dem Motto "die Reichen werden reicher, die Armen immer ärmer" verläuft.

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NASCAR-Präsident Mike Helton im Gespräch mit Dale Earnhardt Jr.
Eine der unmittelbaren Auswirkungen betrifft die Anzahl der im Feld vertretenen Autos, denn wenn eine flächendeckende Sponsorenunterstüzung ausbleibt, dann erwischt es für gewöhnlich als erstes die Hinterbänkler. NASCAR-Präsident Mike Helton gab sich in Martinsville diesbezüglich zugeknöpft.#w1#
"Wir haben kein Interesse daran, das Starterfeld zu verkleinern", stellte Helton gegenüber dem 'Virginian Pilot' klar. Gleichzeitig gäbe es jedoch auch keinerlei Verpflichtung - zum Beispiel gegenüber den TV-Anstalten - mit einem 43-köpfigen Fahrerfeld aufzuwarten.
Helton: "Wir müssen ein 'angemessenes' Feld von Autos an den Start bringen. Die Entscheidung darüber, was ein angemessenes Feld genau bedeutet, ist die Sache von NASCAR. Der Begriff 'angemessen' wird durch die äußeren Umstände definiert."
Betonung auf der Unabhängigkeit

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Auch Mike Helton weiß: Der Fan ist in der NASCAR die klare Nummer eins Zoom
Diese äußeren Umstände sind, soviel Interpretation ist nachvollziehbar, natürlich vor allem in den Finanzen der Teams und damit bei deren Sponsoren zu suchen. Kein klarer Paragraph also - nur wie genau ist dann die Rolle der NASCAR, wenn die US-Wirtschaft in Richtung einer Rezession steuert und das Geld immer knapper wird?
Helton betonte in dieser Frage die Tatsache, dass die in der NASCAR organisierten Interessensgruppen allesamt unabhängig voneinander aufgestellt seien: "Im Vergleich zu anderen Sportarten ist dies einzigartig. Die Teambesitzer sind genauso unabhängig von den Veranstaltern wie von den Streckenbesitzern."
NASCARs Rolle in diesem Konstrukt beschränke sich also auf eher unterstützende Tätigkeiten: "Wir unterstützen die Teams und die Streckenbetreiber in ihren Gesprächen mit Sponsoren und bei den Themen, die sie interessieren."
Genau diese Unabhängigkeit der Instanzen ist auch die Begründung dafür, warum für Helton das schwelende Thema Franchise keines ist. "Ich sehe das in absehbarer Zukunft nicht kommen", so der NASCAR-Präsident. "Ich kenne dieses Thema seit nunmehr 15 Jahren, und wir haben unendlich viele Diskussionen dazu gehabt."
Franchise nicht die Lösung

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Jack Roush genießt in der NASCAR die eine oder andere Sonderbehandlung Zoom
Denn ähnlich wie auch in der Formel 1 sei es schwierig, auch nur zwei oder drei Teambesitzer in Detailfragen zu einer übereinstimmenden Meinung zu bringen. "Es wird sofort kompliziert, wenn es darum geht, wie ein Franchise-System genau auszusehen hat, ohne dass das wettbewerbsfähige Element der NASCAR verschwindet. Darauf gibt es bisher keine Antwort."
Auch in der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Situation sein ein Schnellschuss bei dem hochsensiblen Thema Franchise eher "ein Schuss ins eigene Knie", wie Helton es formulierte. "So etwas wäre eine Entscheidung von historischem Ausmaß."
Überhaupt geht der Motorsportgigant NASCAR nur ungern schnelle Richtungswechsel ein, was auch das Beispiel der Vier-Wagen-Teams unterstreicht. Viele der Top-Mannschaften leisten sich sogenannte Satellitenmannschaften, um die obere Begrenzung auf vier Autos pro Team zu umgehen.
Roush Fenway Racing - die bis Ende 2009 eine Sonderregelung mit fünf Autos genießen - hat mit Yates Racing ein solches Team am Start. 2008 fuhren dort David Gilliland und Travis Kvapil, 2009 soll mit Paul Menard ein drittes Fahrzeug dazu stoßen, und man benötigt nicht allzu viel Phantasie, dass man 2010 einen vierten Yates-Ford sehen wird, der bis dato als fünftes Rad am Roush-Wagen gedient hat.
Einer hilft dem Anderen

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Rick Hendrick (re.) hat schon vielen Teambesitzern auf die Sprünge geholfen Zoom
NASCAR sieht zu, und dafür gibt es einen ganz einfachen Grund, denn Roush ist das einzige Spitzenteam von Ford. Und unter der Annahme, dass es Dodge nicht mehr lange als eigenständigen Hersteller geben wird, ist man gut beraten, gegenüber Ford Zugeständnisse zu machen, wenn man mittelfristig eine Situation wie zum Beispiel in der DTM vermeiden will.
Helton formulierte dieses wie folgt: "Seit der Einführung dieser Regel ist dieses eine Baustelle, an der wir arbeiten und feintunen. Gut für den Sport ist die Tatsache, dass dieses Leuten wie Doug Yates oder Jeff Moorad (Hall-of-Fame-Racing; Anm.d. Red.) ein qualitativ hochwertiges Produkt auf der Strecke liefert."
"Zudem sollten wir nicht vergessen, dass zum Beispiel Rick Hendrick Leuten wie Joe Gibbs und Felix Sabates erst ermöglicht hat, eigene Organisationen aufzustellen. Da gibt es noch eine ganze Reihe anderer Teambesitzer, denen einmal geholfen wurde, und die heute anderen helfen."
Die Grenze des Erlaubten besteht - wie so oft im NASCAR-Regelwerk - in einer Einzelfallbetrachtung. "Die Intention dieser Regel ist es, anderen eine Existenzmöglichkeit zu gewähren und ich denke, das haben wir auch gesehen." Das schwierige Sponsorenproblem wird dadurch aber nur ganz bedingt gelöst werden können.

