• 18.10.2008 13:29

  • von Pete Fink

Warum NASCAR die Qualifikation so schnell absagt

NASCAR-Präsident Mike Helton erläuterte, warum die Offiziellen die Freitags-Qualifikation bei schlechtem Wetter so schnell absagen und nicht verschieben

(Motorsport-Total.com) - In keiner Motorsportart wird so wenig Wert auf das Qualifying gelegt wie in der NASCAR. Wenn sich am Qualifikationstag auf der Strecke auch nur die geringste Menge Nässe oder Feuchtigkeit befindet, dann feuern die Offiziellen eine Absage schneller ab, als die berühmte Comicfigur Lucky Luke auf seinen Schatten zielen kann.

Titel-Bild zur News: A.J. Allmendinger Evernham

Dauerregen: Auch in Martinsville ging am Freitagabend gar nichts mehr

Nur in den seltensten Fällen wartet NASCAR mittels einer Verschiebung auf besseres Wetter, eine komplette Verlegung der Aktivitäten auf den folgenden Tag gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. In Martinsville wurde am Freitagabend bereits zum neunten Mal in dieser Saison eine Regen-Pole vergeben. Das ist neuer Rekord.#w1#

NASCAR-Präsident Mike Helton nahm zu diesem Thema wie folgt Stellung: "Wenn uns das Wetter keine Qualifikation erlaubt, dann ist das nächste wichtige Element für uns, mit den Rennvorbereitungen zu beginnen", erklärte Helton gegenüber dem 'Virginian Pilot'. "Wir wechseln in diesen Modus und daher verschieben wir das Qualifying grundsätzlich nicht."

Seine Begründung ist vor allem ein Zeitproblem, das den Ablauf des Rennwochenendes stören würde. Helton rechnet vor: "Um zu qualifizieren, braucht es ein vorgeschaltenes Training. Inklusive der technischen Inspektionen und der Umbauten frisst dieser Prozess im Durchschnitt dreieinhalb Stunden."

Wichtig sind die Top 35

Carl Edwards Jimmie Johnson Start Charlotte

Der Start von Charlotte - und alle NASCAR-Superstars fahren vorne weg Zoom

Diese Zeit müsste im Falle einer Verschiebung dann vom Fahrplan des zweiten Tages abgeknabbert werden, der den Teams im Normalfall komplett zur Rennvorbereitung zur Verfügung steht. "Immerhin bereiten sich die Teams auf ein 500 Meilenrennen vor", so Helton. "Sie wollen sich darauf konzentrieren."

Gleiches gilt auch für NASCAR selbst: "In diesen vier Rennstunden verdienen wir unser Geld, also müssen wir alle dafür vorbereitet sein. Alleine der Umbau zwischen Qualifying-Setup und Rennsetup dauert für die Teams noch einmal 90 Minuten, daher würden uns in Summe fünf Stunden fehlen."

Aufgrund der Top-35-Regel, nach der die 35 besten Autos sicher im Startfeld stehen, ist aus NASCARs Sicht ein ausgefallenes Qualifying auch kein Problem. Die Startaufstellung wird nach den Ownerpunkten - eine Art Konstrukteurswertung pro Auto - gesetzt, also sind die Top-Stars zumeist ganz vorne.

Hinter den Top 35 wird dann - falls vorhanden - erst mit prominenten Ex-Champions, und später anhand der verbleibenden Teams mit den meisten Ownerpunkten aufgefüllt, bis die 43 Autos erreicht sind. Der Rest fährt unverrichteter Dinge nach Hause, ohne eine einzige Runde gedreht zu haben.

Teures Hobby: Cope zweimal ohne jede Chance

Derrick Cope

Derrick Copes Mannschaft fuhr zweimal ohne eine einzige Runde nach Hause Zoom

Das Problem: Auch NASCAR ist mittlerweile ein teurer Sport geworden, und ein Sprint-Cup-Fahrzeug in einen rennfertigen Zustand zu bringen, kostet in der Vorbereitung einen sechsstelligen Betrag. Viele kleinere Teams ziehen daher nicht mit dem großen NASCAR-Tross mit, sondern suchen sich spezielle Einzelevents aus, an denen sie gezielt antreten wollen.

Aber durch die restriktive NASCAR-Politik, die den Kleinen kaum noch eine Chance lässt, in die große Show am Rennsonntag zu gelangen, darf man sich auf der anderen Seite auch nicht wundern, wenn genau diese Mannschaften irgendwann die Lust am teuren Spiel verlieren.

Das beste Beispiel dafür ist Derrick Cope, der in der Sprint-Cup-Saison 2008 mit seinem eigenen Dodge Charger zum ersten Mal vor einer Woche in Charlotte auftauchte. Dort regnete es und seine Mannschaft fuhr ohne eine einzige Rennrunde nach Hause. Gleiches geschah nun in Martinsville.

Das hat Konsequenzen, denn die Zahl der Fahrzeuge, die sich über die Qualifikation ins Rennen fahren wollen, hat in den vergangenen zwei Jahren stark abgenommen. Dafür gibt es sicherlich auch andere wesentliche Gründe, doch die absolute Abhängigkeit in Bezug auf das Wetter und die vorherrschende NASCAR-Politik sind in diesem Zusammenhang ebenfalls ganz elementare Bausteine.