• 12.05.2011 14:05

  • von Pete Fink

NASCAR-Raufereien: Wo ist die Grenze?

Eines haben die jüngsten Privatfehden der NASCAR gezeigt: Das Strafmaß ist äußerst variabel, weshalb Tony Stewart die Offiziellen zum Handeln auffordert

(Motorsport-Total.com) - Kevin Harvick und Kyle Busch müssen zahlen, Juan Pablo Montoya und Ryan Newman kamen mit einer "allerletzten Warnung" davon. "Sie haben die Botschaft verstanden, laut und deutlich", erklärte NASCAR-Kommunikationschef Kerry Tharp und ergänzte: "In Darlington sind die beiden ein sauberes Rennen gefahren." Harvick und Kyle Busch demnach nicht.

Titel-Bild zur News: Cale Yarborough Bobbie Allison Donnie Allison 1979

Boxkämpfe gehören in der NASCAR schon immer dazu - nur wo?

Letzterer gab sich übrigens als reuiger Sünder: "Ich habe meine Coolness verloren", zeigte Kyle Busch Verständnis für seine Geldstrafe, nachdem er den Harvick-Chevrolet in die Boxenmauer geschoben hatte. "Das ist nicht akzeptabel und ich entschuldige mich dafür." NASCAR begründete die Strafe mit der unbedingten Vorgabe, dass "die Boxengasse ein sicheres Umfeld" haben muss.

Die Politik des Selber-Regelns hat also eine erste Ausnahme. Bedeutet dies, dass sich die NASCAR-Asse auf der Strecke gegenseitig nach Herzenslust in die Autos fahren können, nur in der Boxengasse nicht? "Wo regelst du die Dinge denn dann?", fragt Tony Stewart zurecht. "Auf der Strecke? Auf dem Busparkplatz? Oder doch gleich im NASCAR-Truck? Wo genau sind die Grenzen?"

Scheinbar im NASCAR-Truck, wo Newman in Darlington seinem Kontrahenten Montoya an die Wäsche wollte - und eben straffrei ausging. Doch das Meeting mit den Offiziellen ist eigentlich nicht dafür gedacht, zu einem Boxevent zu verkommen. So sieht es auch Stewart, der bekanntlich selbst kein Kind von Traurigkeit ist.

Strafen mit Geld-zurück-Garantie?

Tony Stewart, Daytona, Daytona International Speedway

Tony "Smoke" Stewart ist selbst kein Kind von Traurigkeit... Zoom

"Ich bin auf der Seite der NASCAR", stellt "Smoke" klar. "Sie haben die Autorität und müssen die Regeln machen. Aber heute ist es nicht mehr zeitgemäß, die Jungs einfach zu einem simplen Gespräch in den LKW zu bestellen. Oft sind sie hinterher noch mehr angefressen als vorher." Seine klare Forderung: "Wir müssen wissen, was akzeptabel ist und was nicht."

In der Tat: Die Art und Weise der NASCAR-Rechtssprechung ist seit Einführung der "Have-at-it-Politik" in einigen Aspekten nur sehr schwer nachzuvollziehen. Carl Edwards schickte Brad Keselwoski in Atlanta 2010 in einen extrem gefährlichen Überschlag. Ein außerordentlich böses Revanchefoul, das mit drei Wochen Bewährung geahndet wurde.

Robby Gordon attackierte Kevin Conway ein Jahr später in Las-Vegas-Garage mit den Fäusten und saß den Rest der Saison (!) auf Bewährung. Der Texas-Boxkampf von Jeff Gordon und Jeff Burton wurde hingegen gar nicht geahndet. Nun also Montoya/Newman beziehungsweise Kyle Busch/Harvick. Und wieder ein unterschiedliches Strafmaß.

Was auch Stewart nicht verborgen blieb. "Ryan und Juan betreiben das doch schon so viele Jahre. Es gibt eine Menge Situationen über die man streiten kann und bei denen es fraglich ist, ob ein klärendes Gespräch da noch ausreicht." Er fügte scherzhaft hinzu: "Ich selbst habe für viel kleinere Vergehen schon so viele Strafen bezahlt, dass ich wirklich überlege, NASCAR eine Rechnung zu schicken. Meiner Meinung nach sollte ich Geld zurückbekommen."