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  • 26.01.2009 12:26

  • von Pete Fink

"NASCAR-Kultfigur" Scott Speed im Interview

Scott Speed über seine anstehende Rookie-Saison, warum er Kalifornien hasst und wie er 2008 beinahe zu einer "NASCAR-Kultfigur" wurde

(Motorsport-Total.com) - 2009 wird es ernst für Scott Speed, denn nun steht für den ehemaligen Formel-1-Piloten seine Debütsaison im Sprint-Cup an. Nach einigen vielversprechenden Auftritten 2008 in der Truck-Serie und in der ARCA-Serie wird dem Red-Bull-Piloten ab sofort ein ganz anderer NASCAR-Wind um die Nase wehen.

Titel-Bild zur News: Scott Speed

Scott Speed blickt sehr zuversichtlich auf seine Debütsaison im Sprint-Cup

Wie Speed seine Ambitionen für 2009 einordnet, was er von seiner Heimat Kalifornien hält, und wie er heute das sehr kontrovers diskutierte ARCA-Saisonfinale mit seinem Abschuss von Titelkonkurrent Ricky Stenhouse Jr. betrachtet, erzählte der gerade 26 Jahre alt gewordene Speed in einem Teaminterview.#w1#

Frage: "Scott, was sind deine Erwartungen für die Saison 2009?"
Scott Speed: "Gegen Jahresende haben wir definitiv einige Dinge gelernt. Homestead war für uns ein großer Erfolg (Speed wurde 16.; Anm. d. Red.) und ich glaube, wir haben uns noch einmal verbessert. Beim Reifentest in Atlanta haben wir zeigen können, wo wir stehen."

Keine Lust auf Bowling

"Atlanta war eine der Strecken, auf denen wir extreme Probleme hatten. Jimmy Elledge (Speeds Crewchief; Anm. d. Red.) und ich haben intensiv miteinander kommuniziert. Er hat nun definitiv ein besseres Gefühl für das was ich will und brauche. Wir können es schaffen und das ist selbstverständlich ein gutes Gefühl."

Scott Speed

Scott Speed wird in der Saison 2009 mit der Startnummer 82 fahren Zoom

Frage: "Du hast viele Jahre in Europa verbracht. Wie ist es, nun wieder in den USA zu leben?"
Speed: "Ganz ehrlich, zu Beginn habe ich vieles nicht gemocht. Es ist schon klasse, wieder in Amerika zu sein, wo die Leute alle Englisch sprechen. Und je mehr Zeit ich nun hier verbringe, desto mehr kann ich es genießen. Charlotte ist ganz anders als Kalifornien, wo ich aufgewachsen bin. Dort möchte ich nicht wieder hin, ich hasse diesen Platz. Hier ist es hingegen ganz nett, die Leute sind freundlich, es gibt eine Menge Kultur und noch mehr Rennsport."

"Wo ich aufgewachsen bin (Manteca; Anm. d. Red.), ist es auch nicht schlecht, nur halt sehr klein. Es gibt nichts zu tun und man geht zum Bowling. Ich bin gut im Bowling und das ist keine gute Sache. Im Bowling willst du nicht gut sein, denn das heißt, dass du zuviel Zeit hast. Und die gesamte Region Los Angeles ist absolut nichts für mich."

Frage: "Nach dem Vorfall in der ARCA-Meisterschaft - wissen die Leute nun, dass mit dir nicht gut Kirschen essen ist?"
Speed: "Das ist alles relativ. Ich will dabei auch niemandem zu nahe treten, das wäre lächerlich. Ich denke, ich habe in meinen ersten Sprint-Cup-Rennen viel Respekt gezeigt, obwohl mir eine Menge Mist widerfahren ist. So sehe ich das zumindest."

Über den ARCA-Vorfall 2008

"Ich bin in fast allen Bereichen ein Rookie und lerne eine Menge. Die Jungs haben alle wesentlich mehr Erfahrung, sie sind viel besser als ich. Es wäre töricht, nicht alles aufzunehmen. Aber das braucht Zeit und ich muss lernen. Wenn ich einmal gut genug bin und um den Titel kämpfen kann, dann ist das wieder eine ganz andere Geschichte."

Scott Speed

Um ein Haar gewann Scott Speed 2008 den Titel in der ARCA-Serie Zoom

"Die ganze ARCA-Sache war einfach nur lächerlich. Ich hätte den Rennplatz nicht einfach so verlassen können, denn dann hätten mich meine Jungs gefragt, ob ich sie verarschen will. So etwas durfte einfach nicht passieren."

"Idealerweise hätten wir unser Auto irgendwie reparieren können, wären weitergefahren und hätten irgendwie noch gewonnen. Leider war das Auto dermaßen zerstört, dass unsere einzige Möglichkeit darin bestand, sicherzustellen, dass er (Ricky Stenhouse Jr.; Anm. d. Red.) nicht gewinnen wird."

Frage: "Warum bist du wieder auf die Strecke gefahren und hast Stenhouse in die Mauer geschickt?"
Speed: "Wie ich schon sagte, er durfte einfach nicht gewinnen. Es ging um das Team, um alle. Um mich, um Red Bull und um jeden, der in diesem Jahr mitgearbeitet hat. So verliert man keine Meisterschaft und zu diesem Zeitpunkt war der Titel weg. Wir hatten keine Chance mehr und was blieb uns noch übrig? So haben wir wenigstens eine coole Geschichte ganz in der 'Days-of-Thunder-Manier' draus gemacht."

Frage: "In einer bestimmten Art und Weise bist du deswegen zu einer Kultfigur geworden..."
Speed: "Ich kenne beide Seiten, denn eine Menge Leute haben mir genau das Gegenteil gesagt. Fragt zum Beispiel einmal Tony Stewart. Einige Leute sagen, es war gut. Andere sagen, es war schlecht. So ist es nun einmal. Aber für die Leute um mich herum war es die richtige Sache."

Frage: "Was hat Stewart denn gesagt?"
Speed: "Er saß beim ARCA-Bankett am Tisch von Ricky Stenhouse Jr. Von daher vermute ich, dass er es nicht gut fand. Zu mir direkt hat er jedenfalls nichts gesagt, aber das hat schon gereicht."

NASCAR als große Chance

Frage: "Deine Persönlichkeit ist ein wenig schillernder als die vieler anderer StockCar-Piloten. Glaubst du, dass man dich nun ein wenig mehr akzeptiert?"
Speed: "Ich weiß nicht, ob ich jemals in dieses ganze System gepasst habe. Aber ich denke schon, dass ich bei den meisten Leuten inzwischen ein paar Pluspunkte sammeln konnte. Und das ist für mich wichtig. Wie gesagt: Ich muss noch so vieles lernen."

Scott Speed

Sicher ist: Der schillernde Scott Speed sticht in der NASCAR heraus Zoom

"Ich werde wahrscheinlich niemals so gut werden wie Jimmie Johnson, aber es geht darum, diese völlig neue Art Rennsport einmal auszuprobieren. Wenn ich es hier nicht schaffen sollte, dann kann ich trotzdem noch in den Spiegel schauen. Ich habe im Rennsport schon vieles erreicht, aber das hier ist schon eine große Chance."

"Es ist komplett unterschiedlich zu allem, was ich bisher gemacht habe. Es ist eine einmalige Erfahrung, aber bisher waren alle, Fahrerkollegen und auch andere Teamleute, sehr hilfsbereit. Das gibt mir schon eine ganze Menge Zuversicht."

Frage: "Glaubst du, dass deine Fortschritte schneller kamen, als du zunächst gedacht hast?"
Speed: "Nein. Wir haben in Dover ein Truck-Rennen gewonnen, aber ich war da draußen bei weitem nicht der beste Fahrer. Wir hatten die ganze Zeit ein gutes Equipment, ebenso in der ARCA-Serie. Wir haben Rennen gewonnen. Toll. Aber das ist kein Maßstab für das, wie viel ich gelernt habe oder wie gut ich bin. Jetzt bin ich besser, zumindest besser als gegen Ende des vergangenen Jahres. Ich verbessere mich also kontinuierlich und Schritt für Schritt. Einige Dinge konnte ich leichter lernen und andere waren einfach schwerer."