• 14.04.2008 10:04

  • von Pete Fink

Ist das aktuelle Renngeschehen langweilig?

Eigentlich hätte man der Meinung sein können, dass nach dem heftigen McDowell-Crash die Kritik am CoT verstummt, doch das ist nicht der Fall

(Motorsport-Total.com) - Das Subway Fresh Fit 500 von Phoenix sah mit Ryan Newman, Mark Martin, Dale Earnhardt Jr. und Sieger Jimmie Johnson ganze vier Führende. Vor einer Woche in Texas waren es gerade einmal sechs verschiedene Piloten und schon mehren sich in den USA die kritischen Stimmen, die von "langweiligem Rennsport" sprechen.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson hat derzeit einiges am Renngeschehen auszusetzen

Das sind in der Tat - für NASCAR-Verhältnisse - recht bescheidene Zahlen, was unter anderem auch daran liegt, dass es derzeit zu weit weniger Gelbphasen im Finale kommt. Während aber Carl Edwards in Texas dadurch profitierte, kam es in Phoenix hingegen zu einem klassischen Spritpoker, der an Spannung nur ganz wenig Wünsche offen ließ.#w1#

Trotzdem bleiben einige Dinge umstritten. Vor allem dreht sich das große Balanceproblem um das Thema Abtrieb. Unter den Piloten schwang sich in letzter Zeit NASCAR-Champion Johnson zu einem Fürsprecher auf, der NASCAR zu einigen Nachbesserungen in Sachen Car of Tomorrow (CoT) aufforderte.

"Ich würde es begrüßen, wenn sich NASCAR mit einigen Ingenieuren der Teams zusammen setzen würde und man sich zusammen ein paar logische Schritte überlegen würde", so die Johnson-Anregung. "Etwa wie man - ohne große Kosten zu generieren - am Vorderbau der Autos mehr Abtrieb generieren könnte. Dann hätte man im Verkehr nicht so viel Untersteuern."

Keine Änderungen am CoT

Jeff Gordon

Jeff Gordon hat sich der Meinung von Carl Edwards angeschlossen Zoom

Denn für Johnson ist klar, dass man vor allem auf den größeren und schnelleren Strecken die "aerodynamischen Defizite der Autos nicht mehr verbergen kann", was bei den traditionell unterhaltsamen Short-Track-Pisten von Bristol und Martinsville noch gelang.

NASCAR erteilte seinem Champion bereits eine diesbezügliche Absage: Man habe nicht vor, am CoT etwas zu ändern, äußerte Renndirektor John Darby in Phoenix. Sollten die Teams jedoch mehr offizielle Tests wünschen, würde man sich diesem Thema gegenüber offen zeigen. Aber auch unter den Fahrerkollegen ist Johnsons Meinung umstritten.

"Wenn man sich den Einschlag und die Überschläge von Michael McDowell ansieht, dann muss man sagen, dass man mit diesem Auto das Ziel erreicht hat", äußerte etwa Childress-Pilot Kevin Harvick. "Natürlich sind die 1,5 Meilenovale mit den hohen Kurvenüberhöhungen die schwierigsten Strecken für das CoT, aber so war es auch bereits mit dem alten Auto."

Jeff Gordon wiederum gab in Phoenix eine klare Ansage: "Ich halte mich an den Rat von Carl Edwards - Klappe halten und fahren", lautete das aktuelle CoT-Statement des Hendrick-Piloten. "Ganz offensichtlich hat er mit diesem Auto keine Probleme, also müssen wir an unseren arbeiten. Ich möchte mich dazu auch nicht mehr äußern. Es ist, was es ist und wir müssen damit leben, ob wir es nun mögen, oder nicht."

Zu viele Intermediate-Ovale?

Carl Edwards

Die Texas-Dominanz von Carl Edwards sorgte für Diskussionsstoff Zoom

"Mit ist schon bewusst, dass in dieses Autos alles perfekt sein muss, um schnell zu sein", erklärte der eben zitierte Edwards in Phoenix. "Die Jungs, die jetzt gerade Probleme haben, haben diese Probleme nicht, weil sie nicht fahren können, sondern weil sie irgendetwas noch nicht entdeckt haben." Was genau er damit meinte, verschwieg der Roush-Pilot natürlich.

Kritik kommt jedoch auch aus einer ganz anderen Richtung, denn es mehren sich auch Stimmen, die den Rennkalender als Ganzes in Frage stellen. Jener weist ein klares Übergewicht der Intermediate-Ovale auf, auf denen genau die von Johnson angesprochenen Probleme vermehrt auftreten.

Atlanta, Las Vegas, Texas, Fontana, Charlotte, Michigan, Kansas, Chicago und Homestead - die Rennen auf diesen superschnellen Intermediate-Ovalen, die eigentlich für spektakuläres Side-by-side-Racing zuständig sind, würden zunehmend zu Langweilern verkommen.

Durch den Mangel an Gelbphasen würden sich sehr schnell nur noch wenige Autos in der Führungsrunde befinden, die dann - weit auseinandergezogen - keine oder nur sehr wenige Zweikämpfe bestreiten, so eine neue Art der Argumentation.

CoT immer noch ein neues Auto

Dale Earnhardt Jr. Jimmie Johnson

Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson - Hendrick eben nicht dominant Zoom

Allerdings - und das ist genauso zu beobachten - nehmen dafür die Kämpfe im Mittelfeld an Fahrt auf, wo sich umso mehr Piloten in heftigen Auseinandersetzungen für den "Lucky Dog" befinden, der zur Rückkehr in die Führungsrunde berechtigt.

Es steht zu befürchten, dass die Verfechter der Intermediate-Theorie bei NASCAR auf genauso großen Widerstand stoßen, wie die Befürworter von Veränderungen am CoT, denn dazu hat NASCAR viel zu intensive ökonomische Interessen am Erhalt der Intermediate-Speedways der ISC und SMI.

Eines dürfen die Kritiker auch nicht vergessen: Die Sprint-Cup-Saison 2008 stellt sich ausgeglichener dar, als die Vorjahre. Alle vier Marken haben bereits ein Rennen gewonnen und von einer Hendrick-Dominanz, die 2007 so heftig kritisiert wurde, ist nichts übriggeblieben.

"Wir nennen dieses Auto immer noch neu, oder?", gab Renndirektor Darby in Phoenix vielsagend zu Protokoll. "Aber es wird behandelt, als wäre dies ein altes Auto, das schon immer da gewesen ist. Das ist ganz einfach nicht der Fall." Carl Edwards - und seit Neuestem auch Jeff Gordon - haben mit ihrer Einstellung wohl einen mentalen Vorsprung: Klappe halten und fahren.