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  • 13.04.2008 06:38

  • von David Pergler

Johnson erlöst Hendrick und siegt in Phoenix

Na endlich - nach mehreren Anläufen gelang Titelverteidiger Jimmie Johnson der erste Sieg der Saison vor Clint Bowyer und Denny Hamlin, Montoya auf Platz 15

(Motorsport-Total.com) - Der Fluch ist gebrochen und Jimmie Johnson schenkte seinem Hendrick-Team den ersten Sieg, nachdem lange Zeit Teamkollege Dale Earnhardt Jr. wie der heißeste Anwärter auf den Parkplatz in der Victory-Lane aussah. Eine starke Leistung lieferte das Childress-Duo Clint Bowyer und Jeff Burton ab - Bowyer fuhr seinen Childress-Chevy unauffällig auf Platz zwei, während Burton sich von ganz hinten auf Platz sechs vorarbeitete.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson - der Champion von 2006 und 2007 meldet sich zurück!

Die Sonne von Arizona stand tief, als die NASCAR-Piloten das Subway Fresh Fit 500 auf dem exakt eine Meile umfassende Tri-Oval von Phoenix unter die Räder nahmen. 312 Runden warteten darauf, bewältigt zu werden und als die grüne Flagge geschwenkt wurde, ließ Polesetter Ryan Newman (Penske-Dodge) nichts anbrennen und legte einen guten Start hin.#w1#

Carl Edwards (Roush-Ford) schnappte sich sogleich Elliott Sadler (Evernham-Dodge), den Überraschungsmann aus dem Qualifying. Von hinten nahte Kyle Busch (Gibbs-Toyota) auf Platz vier. Kaum war das Feld gestartet, wurde es auch schon wieder eingebremst: Nach 10 Runden gab es die erste Caution aufgrund von Trümmerteilen auf der Piste.

Hendrick demonstrierte von Beginn an seine Power

16 Autos, darunter Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet), nutzten sogleich die Chance für einen Boxenstopp. Fünf Runden später durften die Piloten unter Grün wieder unbeschwerten Herzens aufs Gaspedal treten. Edwards zeigte Krallen und nach dem Restart überwältigte er den führenden Penske-Piloten Newman, welcher seinerseits nach starker anfänglicher Performance allmählich zurückfiel.

Dale Earnhardt Jr.

Konstant: Dale Earnhardt Jr. fuhr in Phoenix erneut in die Top 10 Zoom

Nach 30 Runden riss der immer stärker aufdrehende und aggressiv wie eine Hornisse fahrende Johnson die Führung an sich, bevor er in Runde 41 durch ein Gelb-Intermezzo kurz gebremst wurde. Hinter dem Hedrick-Piloten jagten Newman und Edwards hinterher, welche ihrerseits in einen engen Zweikampf miteinander verstrickt waren.

Wenig später meldete sich Earnhardt Jr. auf Platz drei wieder an der Spitze zurück. Zu diesem Zeitpunkt vergrößerte Johnson seinen Vorsprung stetig und deutete bereits an, dass mit ihm zu rechnen ist. Der zu Beginn stark auftretende Busch fiel auf Platz zwölf zurück, und beschwerte sich über Funk lautstark über fehlenden Grip.

Edwards wieder bestraft

Juan Pablo Montoya (Ganassi-Dodge) hielt zu dem Zeitpunkt die Position, von der er gestartet war: Position 15. Pole-Mann Newman wurde nach und nach durchgereicht, es bahnte sich bereits an, dass mit seinem Auto etwas nicht stimmte. Von hinten wühlte sich der Tabellengesamtführende Burton nach vorne und machte in der Anfangsphase sensationelle 19 Plätze gegenüber seiner Startposition gut. In Runde 79 überrundete Johnson die ersten Hinterbänkler, darunter Open-Wheeler Sam Hornish Jr.

Carl Edwards

Carl Edwards musste nach einem Fehler der Crew wieder zur Aufholjagd blasen Zoom

Der 114. Umlauf brachte die nächste Caution mit sich, als Joe Nemechek seinen Furniture-Row-Chevrolet in die Wand setzte. Edwards gab seinen zweiten Platz auf, um Sprit und frische Reifen zu fassen. Prompt bekam der dreifache Saisonsieger wieder einmal Ärger mit den Streckenkommissaren: Aufgrund eines Fehlers seiner Crew kassierte der Roush-Pilot eine Strafe. Es war nicht das erste Mal, dass die Mechaniker des Ford-Fusion mit der Startnummer 99 einen Fehler machte, wenn man sich an quer durch die Boxengasse kugelnde Reifen und vergessene Öldeckel erinnert. Auch die führenden Fahrzeuge enterten bald die Boxengasse.

Beim Restart überwältigte Earnhardt Jr. seinen führenden Teamkollegen Johnson und setzte sich an die Spitze, Platz drei nahm der schnelle alte Haudegen Mark Martin (DEI-Chevrolet) ein, der auch schon das Abschlusstraining dominiert hatte und seine Schnelligkeit in Phoenix demonstrierte. Doch "Juniors" Freude währte nicht lange - drei Runden später rückte Johnson die teaminternen Verhältnisse wieder zu seinen Gunsten zurecht.

Rote Flagge unterbricht das Rennen

Der Champion machte dort weiter, wo er vor der Gelbphase aufgehört hatte und bolzte sogleich wieder einen Vorsprung von einer Sekunde heraus - die Chevrolets waren in Phoenix nicht zu schlagen. Busch wurde auf Platz fünf vorgespült, während sich ein unauffällig, aber effektiv fahrender Kasey Kahne (Evernham-Dodge) auf Rang vier mogelte. Boxenstoppbereinigt sortierte sich Montoya auf Rang 18 ein.

Matt Kenseth

Die Saison 2008 läuft für Matt Kenseth nicht gerade nach Wunsch Zoom

In Runde 133 folgte dann ein kleines Drama: Newmans Träume vom zweiten Saisonsieg zerplatzten endgültig ebenso wie der Motor seines Dodge Charger, der die Strecke effektiv einnebelte, und vor allem einölte. Man kann sich an fünf Fingern abzählen, was nun folgte - mehrere Autos rutschten auf der Ölspur aus und kreiselten ins Verderben, darunter J.J. Yeley (Hall-of-Fame-Toyota), Reed Sorenson (Ganassi-Dodge) und Matt Kenseth (Roush-Ford). Glück im Unglück für Tabellenführer Burton, den es zwar auch erwischte, doch sein Fahrzeug blieb nach einem Dreher unbeschädigt und er konnte seine Jagd fortsetzen.

Die Strecke war dermaßen mit Wracks und querstehenden Fahrzeugen übersäht, dass sich die Rennleitung gezwungen sah, statt der gelben Flagge die Rote zu zücken, um den Aufräumarbeiten genügend Zeit und Raum zu gewähren. Als sich das Feld wieder in Bewegung setzte, sollte noch das SafetyCar für einige Runden die Führung inne haben. Als die Boxengasse öffnete, nutzten das einige Fahrer zu einem weiteren Reifenwechsel. Nur Johnson und Kahne verzichteten als einzige vom Führungsfeld auf einen Boxenstopp, was dazu führte, dass Kahne sich auf Platz drei einfand.

Drama bei Ganassi

Wieder unter grün behielt Johnson klar die Führung vor Martin, der noch vergeblich versuchte, den führenden Kalifornier zu attackieren. Edwards war durch seine Strafe im Mittelfeld verschwunden und Montoya tauchte auf Rang 13 auf. Beide Toyotas von Red Bull kamen im ganzen Rennen nicht über Platz 20 hinaus.

Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jr. sah bis zu seinem Boxenstopp wie ein Siegesanwärter aus Zoom

Dann folgte schon der nächste Zwischenfall, der besonders für das Ganassi-Team unangenehm wurde: Sorenson, der kurz zuvor eine Strafe in der Box abgesessen hatte, segelte in die Mauer, nachdem sein linker Vorderradreifen geplatzt war. Leidtragender dieses Crashs war ausgerechnet sein Teamkollege Montoya, der nach einem wilden Ausweichmanöver die Kontrolle über seinen Dodge-Charger verlor und in einen Dreher schlitterte. Die nächste Caution war somit eingeläutet - Glück für Jeff Gordon, der sich durch die "Lucky-Dog-Regel" zurückrunden durfte.

Nun konnte Johnson nicht länger warten und musste ebenfalls an die Boxen kommen, was Earnhardt Jr. die Führung in den Schoß warf. Auf Platz zwei lag nun Greg Biffle, der sich schon das ganze Rennen in den Top 10 aufhielt. Vorne demonstrierte nun "Junior" souverän die Power der Hendrick-Autos und bolzte einen kleinen Sicherheitsabstand auf seine Verfolger heraus - bis zur nächsten Gelb-Phase, welche nicht lange auf sich warten lassen sollte.

"Junior" und Martin dominieren das Schlussdrittel

Ein Reifenschaden schleuderte den bis dahin souverän in den Top-10 fahrenden Sadler in die Wand - das Ende seines Traumes von einer fetten Punkteausbeute. Nun profitierte Edwards von der "Lucky-Dog-Regel". Alle Führenden eilten hastig an die Boxen, nur Martin nicht, wodurch auch er endlich in den Genuss von Führungsrunden kommen sollte. Der Gesamtführende Burton hat sich unterdessen unauffällig auf einem guten 15. Platz einsortiert.

Mark Martin

Mark Martin präsentierte sich in Phoenix durchwegs bärenstark Zoom

Mit Martin, Martin Truex Jr. (DEI-Chevrolet), Earnhardt Jr. und Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) lagen nun vier Chevys in Front und von hinten stürmte Johnson nach seinem Boxenstopp auf Platz acht wieder heran. Auch Jeff Gordon hatte endlich den Sprung in die Top 10 geschafft. Nach der folgenden Gelbphase schob sich "Junior" vor Martin wieder auf Platz eins. Die Abstände pendelten sich ein, während der erstplatzierte Sohn der Rennlegende Dale Earnhardt Sr. und sein Verfolger Martin einen kleinen Vorsprung herausfuhren.

Die nächste Gelbphase brachte die nächste Boxenstoppwelle, welche alle Führenden zu einem weiteren Boxenstopp nutzten, so dass sich an der Reihenfolge nichts verändern sollte. Wieder unter grün setzten sich "Junior" und sein "Schatten" Martin wieder von ihren Verfolgern ab, wobei der schwarze DEI-Chevy mit der Startnummer acht dem Heck seines ehemaligen Piloten immer mehr auf die Pelle rückte. Indes mogelte Johnson seinen Impala-SS in die Top 5.

Nun sollten sich die Verhältnisse für einige Runden beruhigen. Die Ruhe vor dem Sturm brach an, Earnhardt Jr. in Front, dahinter Martin in Lauerstellung. Bester Toyota war zu dem Zeitpunkt der drittplatzierte Denny Hamlin in seinem weißen Joe-Gibbs-Boliden, bester Ford war Roush-Pilot Greg Biffle auf Platz acht und bester Dodge Montoya auf Rang 14. Die im Qualifying verheißene Dodge-Herrlichkeit war vollkommen verschwunden.

Johnsons Poker geht auf

In Runde 274 nutze der alte Haudegen Martin seinen besseren Schwung, um sich vor "Junior" zu platzieren, der wohl Probleme mit seinen Reifen bekam, denn er fiel sogar hinter Hamlin und Johnson zurück. Jetzt lag zunächst Martin bequem alleine in Front. Auch Edwards war wieder in den Top 6 angekommen. Die Stunde der Entscheidung nahte.

Jimmie Johnson

Hier werden gerade die letzten Tropfen Treibstoff des Chevy verbraten... Zoom

15 Runden vor Schluss enterte Hamlin die Boxen, um rechts frische Reifen aufziehen zu lassen und ein paar letzte Tropfen Sprit mitzunehmen. Auch andere Fahrer wie Stewart, Truex Jr. und Earnhardt Jr. trudelten nach und nach bei den Mechanikern für einen letzten, kurzen Boxenstopp ein.

Auf diese Weise erbte Johnson die Führung und hatte einen bequemen Vorsprung von 10 Sekunden auf Bowyer. Wie lange würden seine Reifen halten? Wie lange würde sein Sprit ausreichen? Muss der bislang sieglose Champion auch noch an die Boxen? Knisternde Spannung lag in der Luft, als Johnson aufgrund nachlassender Reifen und spritsparender Fahrweise allmählich langsamer wurde, und diverse Nachzügler wieder passieren lassen musste.

Am Boxenrand gestikulierte Chad Knaus, der Crewchief des Kaliforniers, wie wild und bremste seinen Schützling ein - das zahlte sich aus. Seine bedachte, clevere Fahrt im Schlussdrittel des Rennens ersparte Johnson den finalen Boxenstopp und so siegte der Hendrick-Pilot unter dem Jubel seiner Mannschaft vor Bowyer, Hamlin und dem starken Edwards. Mark Martin, Jeff Burton, Dale Earnhardt Jr., Martin Truex Jr., Greg Biffle und Kyle Busch rundeten die Top 10 ab.

Burton führt in der Gesamtwertung

Für ein paar Donuts hatte der Gewinner noch genug Sprit im Tank, aber nicht mehr, um standesgemäß in der Victory-Lane anzurollen - der Abschleppwagen musste den völlig ausgetrockneten Chevrolet-Impala zur Siegerehrung ziehen.

Jeff Burton

Jeff Burton lautet der alte und neue Führende in der Gesamtwertung Zoom

Johnson machte auch in der Gesamtwertung einen großen Satz: Der NASCAR-Champion liegt nun auf Platz vier hinter Burton, Kyle Busch und Dale Jr. Den zum Chase entscheidenden Platz zwölf belegt der unglückliche Polesetter Ryan Newman vor Jeff Gordon, Truex Jr. und Matt Kenseth. Juan Pablo Montoya - heute 15. - holte als neuer 17. ebenfalls kräftig auf: Sein aktueller Rückstand auf eine Playoff-Position hat sich halbiert und beträgt nur noch 61 Punkte.

Im Kampf um die Top 35 ergab sich ebenfalls eine Änderung: Lokalmatador J.J. Yeley musste ausgerechnet vor seinem Heimpublikum einen sicheren Startplatz aufgeben. Sein Toyota-Markenkollege David Reutimann fuhr mit Platz 18 von Phoenix in der Ownerwertung bis auf Position 34 nach vorne.