• 08.06.2010 03:46

  • von Pete Fink

Ekström vor seinem NASCAR-Debüt: "Nervös bin ich nicht"

Mattias Ekström kommt zu seiner NASCAR-Premiere: Große Freude beim zweifachen DTM-Champion - Hilfe von Johnson, Montoya rechnet mit Ekström

(Motorsport-Total.com) - "Go hard or go home" steht seit vielen Jahren auf dem Helm von Mattias Ekström. Am 20. Juni in Sonoma hat der 31-jährige Schwede nun die Gelegenheit, dieses Motto zu unterfüttern. Dann wird der zweifache DTM-Champion sein NASCAR-Debüt geben: Ekström ersetzt den krankheitsbedingt ausfallenden Brian Vickers und fährt dessen dunkelblauen Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 83.

Titel-Bild zur News: Mattias Ekström

Mattias Ekström tauscht am 20. Juni seinen DTM-Audi gegen den Red-Bull-Toyota

Dieser Coup hatte sich nach dem überaus erfolgreichen Test vor zwei Wochen auf dem Virginia International Raceway angekündigt. "Wir waren schon sehr froh, als wir erfahren haben, dass Mattias kommen wird", erklärte Red-Bull-Teamchef Jay Frye gegenüber 'Servus TV'. "Uns war nur nicht klar, wie viele Tage er brauchen wird, um auf den Speed zu kommen."#w1#

Eigentlich sollte Ekström in Virginia nur bei Abstimmungsfragen helfen. Doch dann kam alles ganz anders. "Wir waren sehr überrascht, als wir realisiert haben, dass er nicht einmal eine Stunde gebraucht hat, um auf normale Rundenzeiten zu kommen", verriet Frye. "Normalerweise dauert es viel länger, damit ein Neuling sich an Auto und Strecke gewöhnt. Mattias hat aber keine zehn Runden benötigt und wir konnten den ganzen Tag ein normales Testprogramm laufen lassen."

Offizielle Rundenzeiten gab es keine. In der NASCAR-Garage existiert jedoch das hartnäckige Gerücht, dass der DTM-Star auf Anhieb mit dem Sprint-Cup-Establishment mithalten konnte - und sogar schneller war. " Beim Test war er einfach großartig", sagte Frye. "Mit Juan Pablo Montoya und Marcos Ambrose waren noch zwei weitere Spezialisten anwesend, die auf den Rundkursen sehr gut zurecht kommen. Mattias war mit seinen Rundenzeiten jederzeit in der Lage, mitzuhalten. Wir hatten von vorne herein große Erwartungen an ihn. Aber was er dann abgeliefert hat, hat uns regelrecht überwältigt. So schnell war er auf Speed."

Ein NASCAR-Traum wird wahr

Mattias Ekström

Eine ganze NASCAR-Woche verbrachte Mattias Ekström bei Team Red Bull Zoom

Insgesamt eine Woche verbrachte Ekström im Red-Bull-Hauptquartier in Charlotte. Es folgte ein ausführliches Debriefing und ein intensives gegenseitiges Beschnuppern mit dem Team. "Die Amerikaner arbeiten anders als die Europäer", hat der bekennende NASCAR-Fan Ekström festgestellt. Er berichtet über seinen Test: "Ich muss sagen, dass ich mich nach einem halben Tag richtig wohl gefühlt habe. In der zweiten Tageshälfte habe ich angefangen, ein wenig zu pushen und ein wenig an der Abstimmung zu arbeiten. Und ich habe ein wenig mehr Gas gegeben."

Red Bull machte nach der Vickers-Erkrankung nie einen Hehl aus der Tatsache, dass man sich für die beiden Rundstreckenrennen in Sonoma und Watkins Glen (8.8.) einen Spezialisten holen wolle. Dass der Top-Kandidat aber aus Schweden kommt, war nicht absehbar. "Vor drei oder vier Wochen hätte ich überhaupt nicht an so eine Sache gedacht", versicherte Ekström.

"Als ich dann den ersten Anruf bekam, habe ich mich einfach nur gefreut, einmal testen zu können, um zu sehen, wie es wirklich ist. Der Test und die ganze Woche zusammen mit dem Team waren richtig spannend. Ich habe viel gelernt und hatte viel Spaß. Und als dann die Entscheidung kam, dass ich auch ein Rennen fahren darf - das ist für mich schon etwas ganz besonderes."

Sogar Jimmie Johnson würde helfen

Jimmie Johnson

Prominenter Support käme auch von NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson Zoom

Unter anderem auch, weil er mit Brian Vickers einen guten Bekannten ersetzen wird. "Es ist schon ein etwas komisches Gefühl", verriet Ekström in Charlotte vor der offiziellen Bekanntgabe. "Auf der einen Seite ist Brian gesundheitlich nicht fit, auf der anderen Seite würde ich mich schon freuen, wenn ich eine Einladung bekommen würde." Vickers Unterstützung hat er: "Er kam wirklich gut mit dem Auto zurecht und ich bin froh, dass er im Auto sitzen wird."

Sicher: Es wird kein leichtes Unterfangen. Einen zweiten Testtag im 850-PS-starken Toyota Camry wird es nicht mehr geben und die kurvige Berg- und Talbahn von Sonoma hat durchaus ihre Tücken. Andererseits ist die 3,14 Kilometer lange Strecke in Kalifornien genau aus diesem Grund auch ein geradezu ideales Terrain für den Vollblutrennfahrer Ekström.

Dazu kommt: Sein offener Charakter macht dem Schweden eine Eingewöhnung bei den US-Assen sicherlich leicht. Einige Kollegen kennt er bereits. Unter anderem vom Race of Champions, das Ekström dreimal gewinnen konnte. "Damals war ich sehr beeindruckt, wie er im Finale Michael Schumacher geschlagen hat", erinnert sich NASCAR-Champion Jimmie Johnson. "Seitdem habe ich seine Karriere verfolgt und werde ihm helfen, wenn ich kann. Er ist ein herausragender Fahrer."

Ekström bereit für das NASCAR-Debüt

Jay Frye Brian Vickers

Jay Frye und Brian Vickers halten große Stücke auf ihren europäischen Rookie Zoom

Auch Juan Pablo Montoya, mit dem sich Ekström in Charlotte desöfteren unterhielt, traut dem NASCAR-Rookie einiges zu: "Auf einem Straßenkurs wird er definitiv mitmischen" meint der Kolumbianer. "Auf einem Oval wird er sich die Sache sicher noch genau ansehen müssen, um herauszufinden, wie das dort funktioniert."

Doch was denkt Ekström selbst? "In meiner ganzen Karriere hatte ich immer schon höchste Erwartungen an mich selbst und das ist auch gut so. Es wird auch immer so sein, dass das Umfeld etwas erwartet. Aber ich weiß, was ich kann, und ich weiß, was meine persönlichen Erwartungen sind. Und die sind höher als die meiner Umgebung."

Am 20. Juni wird es ernst, wenn in Sonoma 110 Runden anstehen. "Nervös bin ich nicht", versichert Ekström. "Ich freue mich einfach nur." Sein Teamchef Jay Frye hat vollstes Vertrauen in seinen Gastpiloten: "Er ist absolut bereit dafür." Dabei helfen soll auch eine Speziallektüre, die dem ersten Skandinavier im Sprint-Cup die wichtigsten Fachbegriffe aus dem mitunter gewöhnungsbedürftigen NASCAR-Jargon vermitteln: "NASCAR for Dummies" heißt das Wunderwerk.