Earnhardt Jr. hadert mit dem Schicksal

Dale Earnhardt Jr. spricht über den Tod seines Vaters, über seine vielen Verpflichtungen und NASCAR-Sport in dritter Generation

(Motorsport-Total.com) - Über den Hintergrund von Dale Earnhardt Jr. müssen wir unseren fachkundigen Lesern nichts mehr erzählen. Der Amerikaner ist der absolute Superstar der NASCAR-Szene, was wohl weniger an seinen - durchaus vorhandenen - sportlichen Erfolgen liegt als vielmehr am großen Namen seines Vaters Dale Earnhardt Sr.

Titel-Bild zur News: Dale Earnhardt Jun.

Dale Earnhardt Jr. ist der unbestrittene Superstar der NASCAR-Szene

Diese Popularität ist Segen und Fluch zugleich, denn von "Junior", wie er in NASCAR-Kreisen genannt wird, erwartet man eben nicht nur auf der Rennstrecke Resultate, sondern auch Engagement für die gesamte Szene. Das ist eine gewaltige Verantwortung, mit der der 33-Jährige immer besser umzugehen lernt. Aber manchmal wäre es ihm auch heute noch lieber, einfach irgendein Rennfahrer zu sein, den kein Mensch kennt, und im Wald mit seinem Quad durch die Bäume zu sausen.#w1#

Hadern mit dem Schicksal

"Manchmal", erklärte Earnhardt Jr. in einem sehr persönlichen Interview mit dem 'Charlotte Observer', "frage ich mich wirklich, warum Daddy sterben musste, warum so ein großartiger Mann dahinscheiden musste. Und dann die Sache mit meinem Teamwechsel. Da fragst du dich unweigerlich: Warum gerade ich, warum muss ich diese Verantwortung tragen? Ich will diese Verantwortung gar nicht, aber ich muss sie tragen und ich muss das akzeptieren."

Für viel Wirbel sorgte sein Wechsel von DEI, quasi dem familieneigenen NASCAR-Team, zum Topteam Hendrick. Zumindest sportlich scheint sich dieser Schritt zu lohnen: "Junior" ist momentan Gesamtdritter im Sprint-Cup, auch wenn er immer noch auf den ersten Sieg in einem Punkterennen seit Ewigkeiten wartet. Aber die Aufregung um sein Überlaufen zu Hendrick ist inzwischen eigentlich kein Thema mehr.

"Die eine Hälfte von mir sagt: Mann, ich will eigentlich alles runterfahren, was nicht notwendig ist, und mich nur darauf konzentrieren, das Auto zu lenken - genau wie am Anfang", gab Earnhardt Jr. zu Protokoll. "Aber der andere Teil von mir sieht halt andere Sportler, die in ähnlichen Situationen sind und solche Chancen haben. Von denen hört man immer einen Satz: Reite den Bullen, solange er Kohle abwirft!"

Die Aufgaben des Amerikaners sind vielseitig: Einerseits ist da die Verbindung zu seiner Familie, andererseits gilt er als so etwas wie der inoffizielle NASCAR-Botschafter - ganz zu schweigen von Nebenbaustellen wie dem Nationwide-Projekt, der neuen Bar in Charlotte und und und. Aber der 33-Jährige sieht auch das Gute an seinem stressigen Leben: "Wenn ich all das nicht machen würde, würde ich vielleicht mit 50 sagen: Mann, ist mir langweilig!"

Dale Earnhardt III.: Zukunftsmusik!

Dale Earnhardt Jr.

Das DEI-Team seiner Familie hat Dale Earnhardt Jr. verlassen Zoom

Earnhardt Jr. betreibt NASCAR-Sport aus Spaß an der Freude und nicht des Geldes wegen - im Gegenteil: Er casht zwar zum Beispiel durch seinen Adidas-Vertrag Millionen ab, aber die Schickimickis waren ihm immer schon ein Dorn im Auge. Das ist mit ein Grund dafür, dass er den amerikanischen Süden nie verlassen hat. H.A. Wheeler hat ihn einmal als "einfachsten komplizierten Kerl" im Motorsport beschrieben.

Das trifft den Nagel auf den Kopf, denn trotz seines Erfolgs und seiner Millionen auf dem Konto und trotz seiner Popularität ist "Junior" immer noch Single! Daran wird sich in nächster Zeit wahrscheinlich auch nichts ändern - seine Freundin ist der NASCAR-Sport: "Ich will mir die Zeit für eine Beziehung gar nicht nehmen. Wenn ich pro Woche einmal eine ruhige Nacht habe, dann habe ich auch gar keine Lust darauf, die mit wem zu teilen. Da bin ich lieber alleine."

Insofern erübrigt sich momentan auch die Frage nach Dale Earnhardt III., aber sollte er jemals einen Sohn bekommen, dann würde es ihm gefallen, mit dem Sprössling das Familienerbe fortzuführen: "Ich würde ihn dazu ermutigen. Ich bin zu schlau, um ihn dazu zu zwingen, aber ich würde ihm jede nur erdenkliche Möglichkeit eröffnen, keine Frage. Es wäre eine Verschwendung, das Wissen meines Vaters und mein eigenes nicht zu nutzen", so der Hendrick-Superstar.