NASCAR-Vorschau: Coca-Cola 600 in Charlotte

(Motorsport-Total.com) - Obwohl jedermann der Einfachheit halber sagt und schreibt, dass der Lowe's Motor Speedway in Charlotte liege, ist das trotzdem nicht ganz richtig. Denn genau genommen liegt das 1959 erbaute 1,5-Meilen-Oval ein paar Kilometer nordöstlich von Charlotte im kleinen Städtchen Concord, das jedoch mittlerweile ein quasi eingemeindeter Vorort der Millionenmetropole von North Carolina ist.

Das Areal gilt nach wie vor als Musteranlage für zahlreiche Intermediate-Ovale, die in den USA später gebaut wurden. Der Speedway hat eine Kurvenüberhöhung von 24 Grad und bietet Platz für 165.000 Zuschauer - inklusive Infield werden am Wochenende wieder weit über 200.000 NASCAR-Fans erwartet.#w1#

In Deutschland wurde der Speedway vor allem bekannt als Schauplatz und Drehort für die Rennszenen aus dem Kino-Blockbuster "Days of Thunder", der 1990 mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen gedreht wurde. Während sich die beiden Hauptdarsteller unter der schwülen und heißen Sonne des amerikanischen Südens bei den Dreharbeiten näher kamen, stellte Hendrick die zu den Aufnahmen der Rennszenen benötigten Autos.

Das Hendrick-Hauptquartier liegt nur einen Steinwurf entfernt, die Crews von Dale Earnhardt Jr., Jimmie Johnson und Jeff Gordon könnten ihre Einsatzautos auch genauso gut einen Hügel hoch über eine Kreuzung schieben und würden die Chevrolets im Boxenbereich des Lowe's Motor Speedway abstellen können, ohne allzu sehr ins Schwitzen zu kommen. Das originale Fahrzeug von Cole Trickle alias Tom Cruise ist im angeschlossenen Hendrick-Museum übrigens in voller Lebensgröße zu bewundern.

Charlotte ist die NASCAR-Zentrale

Charlotte gilt allgemein als die NASCAR-Hauptstadt schlechthin, fast alle Teams haben ihr Headquarter in der Umgebung der größten Metropole von North Carolina, die nach Queen Charlotte of Mecklenburg, der Frau des damaligen britischen König George des Dritten benannt wurde.

Man sagt, dass fast 75 Prozent aller in den USA im Bereich Motorsport beschäftigten Menschen im Großraum der Charlotte Metropolitan Area leben. Das allein verdeutlicht den Stellenwert, den die Region auf der amerikanischen Motorsportlandkarte einnimmt. Deswegen lautet das nahezu einstimmig zu vernehmende Motto der Crewmitglieder auch: "Wir werden in unseren eigenen Betten schlafen können."

Auch Chip Ganassi und Jack Roush haben ihre Niederlassungen in unmittelbarer Nähe zum Speedway, genauso liegt etwa das NASCAR-Research- and -Development-Center, in dem unter anderem große Teile des Car of Tomorrows entwickelt wurden, gleich um die Ecke. Etwas weiter entfernt befindet sich das Anwesen des Earnhardt-Clans, während Roger Penske seine neue Fabrik westlich des Speedways, in Richtung Mooresville, hochgezogen hat.

Auf dem Lowe's Motor Speedway werden neben dem Allstar-Rennen, das am vergangenen Wochenende Kasey Kahne (Evernham-Dodge) gewann, jährlich zwei weitere Cup-Rennen ausgetragen: das Coca-Cola 600 im Frühjahr und das Bank of America 500 im Herbst, wobei das Coca-Cola 600 das längste Cup-Rennen des Jahres ist und als eines der vier wichtigsten Events des Kalenders gilt.

Gordon, Mears, Kahne und Johnson

"Es ist ein Marathon, kein Sprint", lautet die perfekte Beschreibung für das Coca-Cola 600. 600 Meilen sind umgerechnet 965,6 Kilometer und 400 lange Runden, während derer die Teams ihre Autos nicht nur optimieren können, sondern sogar müssen.

Die Startflagge fällt in der Dämmerung und das Rennende ist dann mitten in der Nacht, wenn die Temperaturen gesunken sind und die Oberfläche wesentlich mehr Grip aufweist. Ein ganz entscheidender Schlüssel zum Erfolg ist auch eine perfekte Boxenstrategie, denn nicht selten erwächst sich das 600 zu einem echten Spritpoker.

Das bewies Casey Mears, der als amtierender Titelverteidiger ins Coca-Cola 600 geht, denn der Hendrick-Pilot gewann 2007 mit dem letzten Tropfen Sprit. Kasey Kahne gelang 2006 ein Doppelsieg in Charlotte, doch davor hieß der dominierende Fahrer Jimmie Johnson: Der Kalifornier gewann in der Südstaaten-Metropole zwischen 2003 und 2005 fünf der sechs Rennen, lediglich Tony Stewart konnte diese Serie im Oktober 2003 unterbrechen.

Die Siegesserie Johnsons hielt im Herbst 2007 übrigens nicht an, da das Oktober-Rennen von seinem Teamkollegen Jeff Gordon gewonnen wurde. Es war der 81. und bislang letzte Cup-Sieg des vierfachen NASCAR-Champions, der 1994 in Charlotte auch sein erstes Cup-Rennen überhaupt gewonnen hatte.

Earnhardt fährt zu Hause

Natürlich wohnen die Cup-Piloten alle in der Umgebung, doch einer unter ihnen ist wirklich nur einen Steinwurf entfernt aufgewachsen: Dale Earnhardt Jr. Seine Geschichte ist mittlerweile eine beinahe endlose, denn nun sind es bereits über zwei Jahre, seit der Publikumsliebling zum letzten Mal ein Punkterennen gewinnen konnte.

"Es ist schon wahr, wenn man sagt, dass dies mein Heimrennen ist. Ich kann mich gut erinnern, dass ich meinem Vater so viele Jahre von Kurve eins aus zugesehen habe. Als ich ein kleiner Junge war, wollte ich zu so vielen Rennen wie möglich fahren, damit ich ihm zusehen kann. Und hier bin ich immer gewesen, weil es eben so nahe von Zuhause ist", so "Junior".

Auf ein starkes Red-Bull-Team darf man sich möglicherweise auch freuen. Brian Vickers wurde vor Jahresfrist Fünfter und lag dabei nicht weniger als 76 der 400 Runden in Führung. Teamkollege A.J. Allmendinger hingegen feierte vor knapp einer Woche im Allstar-Vorlauf den ersten Rennsieg für die Bullen.

Die Qualifikation zum Coca-Cola 600 findet bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag statt, die Startflagge zum längsten Sprint-Cup-Rennen der Saison fällt Sonntagabend kurz nach Mitternacht. Neben dem Sprint-Cup fährt in Charlotte auch die Nationwide-Serie, die ihr Carquest Auto Parts 300 in der Nacht von Samstag auf Sonntag austragen wird.