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Viel Verwirrung um Montreal: Chance für die IndyCars?

Die weitere NASCAR-Zukunft von Montreal steht auf der Kippe - können die IndyCars in die entstehende Lücke springen?

(Motorsport-Total.com) - Bislang ist das Nationwide-Rennen von Montreal das einzige NASCAR-Event, das nicht auf US-amerikanischem Boden ausgetragen wird. Am 20. August 2011 fährt die zweite NASCAR-Liga zum insgesamt fünften Mal auf dem kanadischen Gilles-Villeneuve-Grand-Prix-Kurs - mit einem hochkarätigem Fahrerfeld rund um Lokalmatador Jacques Villeneuve oder US-Superstar Danica Patrick.

Titel-Bild zur News: Marcos Ambrose, Jacques Villeneuve

Das Montreal-Rennen hat wohl keine weitere NASCAR-Zukunft mehr...

Das NAPA 200 glänzte in den vergangenen Jahren nicht nur mit spektakulären Rennen, sondern auch mit voll besetzten Tribünen. Trotzdem machen die Promoter einen jährlichen Verlust von etwa 1,6 Millionen US-Dollar. Daher versuchten die Offiziellen einen Zuschuss der staatlichen Stellen der Provinzen Quebec und Ottawa in Höhe von einer Million US-Dollar zu bekommen, was nun ausgeschlagen wurde.

"Das Tourismusministerium konnte nicht davon überzeugt werden, dass eine Investition in das Event profitabel sei", heißt es in einer offiziellen Erklärung der staatlichen Stellen. Damit sieht es zur Stunde danach aus, als würde der am 30. Juni ausgelaufene Vertrag zwischen den kanadischen Rennpromotern und der NASCAR-Mutter International Speedway Corporation (ISC) nicht verlängert werden.

Wie 2009: Montreal im Fokus

Eine ähnliche Situation wie 2009, als die Stadt Montreal die Formel 1 nicht mehr bezahlen konnte oder wollte. Bürgermeister Gerald Tremblay kommentierte lapidar: "Es wird sicherlich noch ein paar Gespräche geben. Die ganze Angelegenheit ist etwas unglücklich, aber es wird in Zukunft noch andere Events geben." Ist dies etwa die Chance für ein IndyCar-Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve?

Eines ist klar: Auf den Faktor Zeit braucht Montreal in den Verhandlungen mit NASCAR nicht zu spielen. NASCAR gibt traditionell im August den Kalender für das kommende Jahr aus. Und sollte in Kanada ein Funke Hoffnung existieren, irgendwann einmal ein Sprint-Cup-Rennen austragen zu dürfen, dann ist dieser Funke nach den aktuellen Finanzquerelen ein für allemal erloschen. Eine NASCAR-Rückkehr nach Montreal ist in diesem Fall auszuschließen, das haben ähnliche Beispiele in der Vergangenheit deutlich bewiesen.

Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve startet im August für Roger Penske Zoom

Im Jahr 2009 haben ebenfalls finanzielle Probleme dazu geführt, dass sogar der Formel-1-Grand-Prix nicht stattfinden konnte. Denn die Kanadier verabsäumten es, die komplette Grand-Prix-Gebühr rechtzeitig zu überweisen, sodass Bernie Ecclestone seine Drohung in die Tat umsetzte und Montreal kurzerhand vom Rennkalender nahm. Erst ein Jahr später lenkten die Kanadier dann doch ein, sodass der Grand Prix ab 2010 wieder ausgetragen werden konnte.

Ecclestone-Drohung passt

Nach dem Auslaufen des Fünfjahresvertrags mit der NASCAR am 30. Juni kann nun jede andere Rennserie mit den Verantwortlichen in Montreal sprechen. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve dürfen pro Jahr zwei Rennevents ausgetragen werden. Ein Platz ist dabei (bis 2014?) für die Formel 1 reserviert, was nun zum Beispiel die Tür für die IndyCars öffnen könnte - so wie in der Saison 2006, als Sebastien Bourdais bei den ChampCars den Grand Prix von Montreal gewann.

Interessant in diesem Zusammenhang: Derzeit drohen 17 Formel-1-Strecken (darunter auch Montreal) damit, zur IndyCar-Serie überzulaufen, sollten in der europäischen Königsklasse tatsächlich ab 2014 V6-Turbomotoren mit einem Limit von 15.000 Umdrehungen pro Minute eingeführt werden. Dahinter stecken zwar vermutlich Ecclestone und sein alter Freund Ron Walker, Streckenbetreiber in Melbourne, aber Montreal gehört zu den wenigen Austragungsorten, für die ein solcher Wechsel tatsächlich möglich erscheint.

Erst gestern gaben die IndyCars bekannt, ab der kommenden Saison 2012 wieder in Fontana zu fahren. Mit Chicagoland, Houston, aber auch Phoenix und Elkhart Lake stehen einige andere US-Strecken Gewehr bei Fuß. Doch wer Randy Bernard kennt, dem wird klar sein, dass der IndyCar-Boss angesichts der Turbulenzen von Montreal mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Telefonhörer greifen wird.