• 06.03.2011 00:30

  • von Pete Fink

Mark Martin pokert richtig - Durchbruch für Danica Patrick!

Kyle Busch, Carl Edwards und Brad Keselowski nahmen sich selbst aus dem Rennen - Mark Martin nicht, Danica Patrick holt einen sensationellen vierten Platz

(Motorsport-Total.com) - Las Vegas sah einen Nationwide-Krimi allererster Güteklasse, der von vielen Mißgeschicken der Favoriten geprägt war. Keiner schien das Sams Town 300 gewinnen zu wollen oder besser gesagt: zu können. Ein zu Beginn dominanter Kyle Busch warf einen Heimsieg auf der Wiese weg, Carl Edwards verpokerte sich danach in Sachen Sprit, Brad Keselowski platzte in der letzten Runde ein Reifen und am Ende hatte der alte Fuchs Mark Martin die Nase vorne. Aber die wirklich ganz große Story des Samstags schrieb eine fehlerfreie Danica Patrick, die mit ihrem vierten Platz NASCAR-Geschichte machte.

Titel-Bild zur News: Mark Martin

NASCAR-Oldie Mark Martin gewann in Las Vegas sein 49. Nationwide-Rennen

Doch der Reihe nach: Kyle Busch bestimmte die Frühphase des dritten Saisonrennens klar. 84 der ersten 130 Runden lag der Lokalmatador in Front. In seinen bislang sieben Nationwide-Auftritten konnte der 25-Jährige sein Heimrennen noch nie gewinnen und schien endlich auf einem relativ sicheren Weg dazu zu sein. Dann schlug das Strategieschicksal unbarmherzig zu.


Fotos: NASCAR in Las Vegas


In Gelbphase fünf ließ sich der Gibbs-Pilot vier neue Reifen aufziehen, während die Konkurrenz nur Benzin tankte. In der Folge wurde Kyle Busch von Rang eins auf neun zurück geworfen. Nach dem Restart übertrieb es der Seriensieger: Ausgangs Turn 4 zog er von der Außenbahn ganz nach innen und wollte dort Brad Keselowski schnupfen. Dabei geriet er mit der linken Fahrzeugseite ins Gras und kreiselte von der Strecke. Nach einem Mauereinschlag war sein Rennen vorbei - statt Heimsieg nur Rang 30.

"Ich hatte einen guten Windschatten und bin unten auf das Gras gefahren", schilderte Kyle Busch die entscheidende Situation. "Das funktioniert leider nicht und ich bin abgeflogen. Das sah ziemlich dämlich aus, aber das war ganz alleine mein Fehler." Immerhin: Der Heißsporn machte seiner Gibbs-Crew keinerlei Vorwürfe. "Wir mussten die vier neuen Reifen probieren und außerdem hatte ich noch genügend Zeit, die Positionen wieder gut zu machen."

Kyle Busch out - Edwards übernimmt

Kyle Busch

Das Aus für Kyle Busch: Der Lokalmatador in der Las-Vegas-Mauer Zoom

Nun übernahm Polesitter Edwards. Der Roush-Pilot war der einzige, der in der Frühphase des Rennens ernsthaft mit Kyle Busch mithalten konnte. Selbst ein ewig langer Boxenstopp, als die neue Tankanlage nicht einwandfrei funktionierte, brachte Edwards nicht in Verlegenheit. Eine Gelbphase später befand er sich wieder in Schlagdistanz und übernahm nach dem Kyle-Busch-Ausritt das Kommando vor dem zweiten Gibbs-Toyota von Denny Hamlin.

Doch das Sams Town 300 entwickelte sich in der Schlussphase zu einem Benzinkrimi. Um Runde 140 herum gingen einige Konkurrenten in Gelbphase sechs noch einmal zum Tanken. Die Spitze um Edwards, Hamlin, Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford) und Reed Sorenson (Turner-Chevrolet) nicht. Das sollte sich rächen, denn ab Runde 183 mussten sie alle nacheinander unter Grüner Flagge an die Box abbiegen.

Damit schien Nationwide-Titelverteidiger Brad Keselowski das große Los gezogen zu haben. Der Penske-Pilot crashte in den beiden ersten Saisonrennen von Daytona und Phoenix, auch in Las Vegas wurde er früh im Rennen mit einer Speeding-Penalty belegt. Doch Keselowski arbeitete sich in die Spitzengruppe zurück und fuhr zusammen mit Mark Martin, Justin Allgaier (beide Turner-Chevrolet), Danica Patrick (JR-Chevrolet) und Shooting-Star Trevor Bayne (Roush-Ford) um Runde 140 herum zum Tanken.

Keselowski crasht - Mark Martin staubt ab

Elf Umläufe vor dem Ende schien Keselowski einem sicheren Sieg entgegen zu fahren, als sich eingangs der allerletzten Runde sein rechter Vorderreifen verabschiedete. Der weiße Penske-Dodge touchierte ausgangs Turn 2 heftig die Mauer, Spritsparer Mark Martin schob sich auf der Innenbahn vorbei in Front. Allgaier folgte. "Wir hatten nur eine einzige Chance, und das war: Benzin sparen, Benzin sparen und noch einmal Benzin sparen", erklärte Martin seine Siegesstrategie.

Während der NASCAR-Oldie seinen insgesamt 49. Nationwide-Sieg feierte, den Allgaier aus Sicht von Turner Motorsports - das ehemalige Braun-Team - sogar zu einem Doppelerfolg machte, rettete Keselowski seinen waidwunden Penske-Dodge immerhin auf Rang drei ins Ziel. Als erste Schadensursache vermutet man bei Penske, dass "Bad" Brad über irgendein Trümmerteil gefahren sein muss.

Doch die eigentliche Las-Vegas-Sensation war Rang vier von Danica Patrick. Noch nie in der über 60-jährigen NASCAR-Historie holte eine Frau ein solch gutes Ergebnis. Der 28-jährige US-Superstar hat also in seinem erst 16. NASCAR-Start wieder einmal Motorsportgeschichte geschrieben. Und das Resultat war absolut verdient, denn Patrick zeigte vor etwa 60.000 Zuschauern ein fehlerfreies Rennen.

Danica Patrick trumpft auf

Danica Patrick

Danica Patrick (7) zeigte in Las Vegas eine bärenstarke Vorstellung Zoom

Von ihrem Startplatz 22 aus arbeitete sie sich schnell unter die Top 15 nach vorne. Weil Kyle Busch zu Rennbeginn massiv auf die Tube drückte (Elliott Sadler bekam in Runde 65 als Zehnter (!) einen Lucky Dog), flog auch der giftgrüne JR-Chevrolet früh aus der Führungsrunde. Über einen Wave-Around gelangte Patrick zurück, hatte dadurch aber den Nachteil, aus der Boxensequenz der Spitzengruppe gefallen zu sein. Das sollte sich rächen.

Patrick fuhr in Runde 97 unter Grün zum Tanken an die Box und verlor deshalb eine Runde. Weil nur drei Umläufe später die dritte Gelbphase ausgerufen wurde, hing sie auf Platz 17 sogar zwei Runden hinter Leader Kyle Busch fest. Durch die drei folgenden Gelbphasen kurz hintereinander (Runde 125, 130 und 138) bekam sie einen Wave-Around und einen Lucky Dog. Auch sie konnte in Runde 141 noch einmal tanken.

Anschließend kämpfte sie einige Zeit im direkten Rad-an-Rad-Duell mit dem Daytona-500-Sensationssieger Trevor Bayne um Rang elf. Kurz nachdem sie diesen niedergerungen hatte, begann die Spitze mit ihren letzten Tankstopps. Patrick machte Platz um Platz gut und hätte in Runde 200 um ein Haar sogar noch den frisch havarierten Keselowski abgefangen. So blieb Rang vier und damit ihr mit Abstand bestes NASCAR-Ergebnis.

Sie schlug damit immerhin Daytona-Triumphator Bayne (5.), der vor dem Spättanktrio Edwards (6.), Hamlin (7.) und Stenhouse (8.) ins Ziel kam. In der Nationwide-Gesamtwertung führt weiterhin Reed Sorenson (Turner-Chevy; 11.). Am kommenden Wochenende ist in der zweiten NASCAR-Liga eine kleine Pause, bevor es am 19. März ins NASCAR-Kolosseum von Bristol geht. Dann zum vorerst letzten Mal mit Danica Patrick, denn eine Woche später beginnt die IndyCar-Saison 2011.

Die Top 10 aus Las Vegas (Nationwide):

01. Mark Martin (Turner-Chevrolet) - 0 Punkte
02. Justin Allgaier (Turner-Chevrolet) - 42
03. Brad Keselowski (Penske-Dodge) - 0
04. Danica Patrick (JR-Chevrolet) - 40
05. Trevor Bayne (Roush-Ford) - 39
06. Carl Edwards (Roush-Ford) - 0
07. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) - 0
08. Ricky Stenhouse Jr. (Roush-Ford) - 36
09. Jason Leffler (Turner-Chevrolet) - 35
10. Kenny Wallace (RAB-Toyota) - 34

Der Nationwide-Gesamtstand (Top 10; 3/35)

01. Reed Sorenson - 111 Punkte
02. Ricky Stenhouse Jr. - 109
03. Jason Leffler - 106
04. Danica Patrick - 98
05. Justin Allgaier - 95
06. Trevor Bayne - 87
07. Aric Almirola - 85
08. Kenny Wallace - 84
09. Mike Bliss - 82
10. Joe Nemechek - 79