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WorldWCR-Debütsaison: War die Yamaha R7 die richtige Wahl für die Frauen-WM?
In der neu geschaffenen Frauen-WM messen sich die Teilnehmerinnen mit der Yamaha R7: Was für und gegen das knapp 80 PS starke Zweizylinder-Bike spricht
(Motorsport-Total.com) - Das diesjährige Debüt der Frauen-Weltmeisterschaft (WorldWCR) markierte einen Meilenstein im Motorrad-Rennsport. Im Rahmen der Superbike-WM fuhr die Serie bei sechs Events und absolvierte jeweils zwei Rennen. Mit dem schweren Sturz der Norwegerin Mia Rusthen begann Saison in Misano auf dramatische Art und Weise, bot später aber spannenden Rennsport.
© S. Fränzschky
Yamaha R7: Etwa 74 PS treffen auf etwa 175 Kilogramm Gewicht Zoom
Ein geeignetes Motorrad zu finden, war für die Serienverantwortlichen keine einfache Aufgabe. Viele Teilnehmerinnen kamen aus kleineren Serien, einige wenige hatten bereits Erfahrungen mit leistungsstärkeren Motorrädern. Es war also klar, dass die Wahl auf ein Motorrad aus dem mittleren Segment, irgendwo zwischen Supersport-300-WM und Supersport-WM, fallen wird.
Gefahren wurde schlussendlich mit der Yamaha R7, die bis auf wenige Änderungen der Serie entsprach. Die Wahl des Motorrads wurde zum Großteil begrüßt, doch es gab auch kritische Stimmen. Vor allem das hohe Gewicht der R7 (188 Kilogramm in der Serie) in Kombination mit der geringen Leistung (73 PS in der Serie) konnte nicht alle überzeugen.
© WorldWCR
Ana Carrasco holte sich beim Saisonfinale den WM-Titel Zoom
Die Charakteristik des Motorrads hatte zur Folge, dass Ausreißversuche an der Spitze schwer möglich waren. Der Effekt des Windschattenfahrens war zu groß, zudem fiel es schwer, mit dem Motorrad einen so großen Unterschied auszumachen, um sich klar durchzusetzen. Es lief wie in der Supersport-300-WM auf Rennen in einer Spitzengruppe hinaus, was gut für die Unterhaltung war, allerdings auch einige Risiken mit sich brachte.
Scott Redding warnt vor den Gefahren schwerer Bikes
WSBK-Pilot Scott Redding war einer derjenigen, der die R7 nicht als die ideale Wahl ansah. "Zuerst einmal bin ich froh, dass es eine Frauen-WM gibt. Die Rennen sind unterhaltsam. Doch die Motorräder sind schwerer als die R3, die Geschwindigkeiten sind aber ähnlich", erkennt der Brite auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.
© Motorsport Images
Scott Redding nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Sicherheit geht Zoom
"Die Frauen haben eine andere Statur als Männer und deshalb weniger Kraft. Dann müssen sie aber mit einem schweren Motorrad fahren. Im normalen Fahrbetrieb mag das nicht so schlimm sein. Wenn aber etwas schiefläuft, wie in Misano, dann sind die Folgen verheerend. Vielleicht hätten sie lieber auf 300er setzen sollen", grübelt Redding.
Katja Poensgen sieht in der Yamaha R7 eine gute Wahl
Ex-Racerin Katja Poensgen hingegen lobt die Wahl. "Für den Anfang ist die R7 super, weil viele Teilnehmerinnen aus der 300er-Klasse kommen. Der Sprung ist nicht so groß", kommentiert die ehemalige Grand-Prix-Pilotin.
© WorldWCR
Katja Poensgen (rechts) im Austausch mit WorldWCR-Pilotin Lucy Michel Zoom
"Es wird bereits überlegt, wie es weiter geht und ob in Zukunft ein anderes Motorrad eingesetzt wird", verrät Poensgen, die im Rahmen der Premiere in Misano zu Gast war, um das Debüt der Frauen-WM zu beobachten.
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Ana Carrasco steigt in die Supersport-WM auf und trifft 2025 wieder auf die Männer Zoom
Die Deutsche hofft, dass das aktuelle Format nur der Anfang ist. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es zukünftig eine weitere Klasse gibt mit leistungsstärkeren Motorrädern, wie es bei den Männern auch der Fall ist. Es wird wild überlegt, wie die Frauen auch in Zukunft unter sich bleiben können", bemerkt Poensgen.
Ronald ten Kate: Frauen kaufen hubraumstarke Motorräder
WSBK-Urgestein Ronald ten Kate, der mit seinem Team bereits Titel in der Superbike-WM und Supersport-WM feierte, beobachtete das WorldWCR-Debüt sehr interessiert. Wir haben auch Ten Kate gefragt, was er von der Yamaha R7 hält.
"Wir können die R7 als schweres Motorrad bezeichnen. Wenn ich mir aber vor Augen führe, welche Motorräder von den Frauen gekauft werden, die meinen Shop besuchen, dann stelle ich fest, dass das keine 125er oder R3 sind. Sie kaufen Motorräder mit großem Hubraum", kommentiert der Niederländer.
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Ronald ten Kate ist Teamchef und Motorradhändler Zoom
"Auch die kleineren Frauen entscheiden sich nicht für Roller. Die R7 ist ein zugängliches Motorrad in meinen Augen. Sie hat nicht viel Spitzenleistung. Die R3 wäre keine bessere Wahl gewesen, denke ich", erklärt Ronald ten Kate.
Die Zwischenfälle beim Auftakt in Misano und den schweren Sturz von Mia Rusthen schiebt Ten Kate nicht auf das verwendete Material: "Es kamen verschiedene Dinge zusammen. Ich denke nicht, dass das auf die Wahl des Motorrads zurückzuführen ist."
Wichtiges Signal: Die 120-Prozent-Hürde ist Geschichte!
Neben der Wahl des Motorrads wurde auch intensiv über die Qualität des Feldes philosophiert. An der Spitze sah man mit Weltmeisterin Ana Carrasco, Ex-Grand-Prix-Pilotin Maria Herrera sowie Sara Sanchez und Beatriz Neila vier Spanierinnen, die klar überlegen waren.
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Die Unterschiede zwischen den Fahrerinnen sollen 2025 geringer sein Zoom
"Man sieht, dass Ana und Maria richtige Athletinnen sind", erkennt Scott Redding. "Für sie ist es normal. Sie fuhren in Weltmeisterschaften und trafen auf Männer. Sie schafften es aufs Podium und wissen, wie es abläuft. Deshalb fällt es ihnen auch leicht, während einige andere Teilnehmerinnen zu kämpfen haben und verständlicherweise nervös sind."
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Scott Redding verweist auf die zum Teil fehlende Streckenkenntnis der Teilnehmerinnen Zoom
"Die Unterschiede sind groß", bemerkt Redding und verweist auf teilweise um mehr als zehn Sekunden variierenden Rundenzeiten. "Viele Strecken sind für die Teilnehmerinnen neu. Einige fuhren noch nicht in Europa. Maria und Ana fuhren bereits stärkere Motorräder und haben einen Schritt zurück gemacht. Sie kennen zudem die Strecken."
Im kommenden Jahr geht die WorldWCR in ihre zweite Saison. Es wird weiterhin mit der Yamaha R7 gefahren. Die großen Unterschiede im Feld sollen aber der Vergangenheit angehören. Die sehr großzügige 120-Prozent-Regel wurde für 2025 abgeschafft. Ab der kommenden Saison müssen die Fahrerinnen innerhalb von 110 Prozent der besten Rundenzeiten liegen, um teilnahmeberechtigt zu sein.
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