Yamaha-Teammanager sieht Einheitselektronik kritisch

Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg steht der Einführung der MotoGP-Einheitselektronik ab 2016 extrem kritisch gegenüber - Schadet sie dem Interesse?

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren liefern sich die Hersteller in der MotoGP bei der Entwicklung der hauseigenen Elektronik einen harten Wettkampf. 2016 wird das ein Ende haben, denn dann hält in der Königsklasse die Einheitselektronik Einzug. Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg ist von diesem Vorhaben allerdings überhaupt nicht überzeugt. Seiner Meinung nach entwickelt sich die MotoGP damit von ihrem eigentlich Kern weg.

Titel-Bild zur News: Wilco Zeelenberg

Wilco Zeelenberg glaubt nicht, dass die Einheitselektronik notwendig ist Zoom

"Es geht in Richtung einer Einheitsklasse, so wie in der Moto2", erklärt Zeelenberg gegenüber 'Crash.Net' und ergänzt: "Ich denke, dass viele das an der Moto2 mögen. Die Moto2 ist toll. Aber letztendlich möchte man einen Kampf zwischen Herstellern. Von den Fans sind manche für Yamaha und manche für Honda. Vielen Fans ist es auch egal, wer auf dem Motorrad sitzt, weil sie den Hersteller unterstützen. Darum geht es beim Rennsport für mich."

Außerdem glaubt Zeelenberg, dass die MotoGP ab 2016 nicht nur für die Fans an Attraktivität verlieren könnte: "Veränderungen können helfen, aber ich hasse es, wenn die Entwicklung zu sehr eingeschränkt wird. Ich weiß, dass wir nicht überall auf der Welt testen können, denn dann hätten manche zu große Vorteile, das ist klar. Aber wenn es zu stark limitiert ist, dann ist es für die Hersteller nicht mehr so interessant."

"Veränderungen können helfen, aber ich hasse es, wenn die Entwicklung zu sehr eingeschränkt wird." Wilco Zeelenberg

"Es geht um die Freiheit, die Entwicklung selbst vorzunehmen", erklärt der 48-Jährige und fügt hinzu: "Es ist nicht so, dass wir im nächsten Jahr keine Traktionskontrolle mehr haben werden. Es wird noch immer eine Menge (Elektronik; Anm. d. Red.) geben und die Piloten benötigen das auch, weil so viel Leistung verfügbar ist. Ohne kannst du diese Motorräder nicht fahren."

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"Natürlich mögen einige Piloten etwas mehr als andere. Casey (Stoner) wollte das Bike zum Beispiel mehr selbst kontrollieren und weniger elektronische Hilfe. Andere Fahrer lassen das Motorrad lieber kontrollieren, damit sie sich aufs Fahren konzentrieren können. Da kann man sich entscheiden", sagt Zeelenberg und ergänzt: "Ich verstehe nicht, warum die MotoGP bei der Elektronik diesen Weg geht."


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"Ich sehe bei unserer Firma, dass wir das, was wir in der MotoGP über die Elektronik gelernt haben, jetzt bei der R1 verwenden. Die R1 hat im Grunde die Daten- und Elektroniksysteme der M1." So etwas werde es in Zukunft "nicht mehr geben, denn wir werden nicht mehr viel Neues bringen. Vor zehn Jahren konnte man sich noch nicht vorstellen, was man mit der Elektronik alles anstellen kann: Runde für Runde, Kurve für Kurve, Schaltvorgang für Schaltvorgang - Wir können alles einstellen."

"Ich verstehe nicht, warum die MotoGP bei der Elektronik diesen Weg geht." Wilco Zeelenberg

"Aber jetzt schränken wir die Entwicklung der Elektronik in all diesen Bereichen ein. Es wird keine neuen Ideen mehr geben", ärgert sich der Niederländer und erklärt: "Yamaha ist in erster Linie darum hier, weil wir zeigen wollen, dass wir ein siegfähiges Motorrad vorbereiten und entwickeln können. Natürlich kann man jetzt sagen: 'Wenn die Meisterschaft nicht interessant ist, dann müssen wir etwas ändern.'"

Früher war auch nicht alles besser...

"Vor sechs Jahren war es auch nicht so interessant. Es gab einen guten Fahrer und der Rest fuhr hinterher", sagt Zeelenberg in Anspielung auf die damalige Dominanz von Valentino Rossi und ergänzt: "Jetzt haben wir gute Piloten und Suzuki und Aprilia sind wieder da. Brauchen wir diesen Schritt also wirklich? Ich weiß es nicht. Ich gebe nicht die Antworten. Ich denke, dass wir auch einige gute Entscheidungen getroffen haben. So wie den Benzinverbrauch auf 20 Liter zu beschränken."


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"Er wird wieder nach oben gehen (22 Liter ab 2016), aber als Firma haben wir daraus gelernt. In der Vergangenheit konnten wie so viele Motoren verwenden, wie wir wollten. Wir mussten uns da keine Gedanken machen. Jetzt sind nur noch fünf Motoren erlaubt und das hat das Motorrad extrem verbessert. Wir können mit einem Motor 3000 Kilometer fahren und verlieren keine Performance", freut sich Zeelenberg.

"Wir brauchten eine Menge Entwicklungszeit, um diese Motoren zu erschaffen. Aber jetzt sind die Koste stabil und der Wettbewerb ist eng", sagt Zeelenberg und nennt den zweiten Wintertest in Sepang als Beispiel: "Die ersten 23 Piloten setzten hier eine Zeit von 2:01 Minuten oder schneller. Es war sehr eng. Das zählt für mich, wenn es um eine gute Meisterschaft und guten Wettbewerb geht."