• 10.06.2017 18:48

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Yamaha in Schwierigkeiten: Rossi analysiert Startplatz 13

Valentino Rossi auf Startplatz 13, Maverick Vinales Neunter - Yamaha fährt im heißen Barcelona hinterher: Die M1 ist anders als 2016, Reifen funktionieren nicht

(Motorsport-Total.com) - Für Yamaha geht es beim Grand Prix von Katalonien um Schadensbegrenzung. Die Hitze und der geringe Grip des Circuit de Barcelona-Catalunya trafen Valentino Rossi und Maverick Vinales schwer. Beide mussten im Qualifying in Q1 antreten. Vinales kam weiter und qualifizierte sich für Startplatz neun. Rossi verpasste den Einzug ins Q2 um 0,040 Sekunden und blieb hängen. Der Superstar muss am Sonntag von Startplatz 13 eine Aufholjagd starten.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Startplatz 13 ist Rossis schlechtestes Qualifying-Ergebnis seit Australien 2016 Zoom

"Es war ganz sicher ein schwieriger Tag", beginnt Rossi seine Analyse. "Ich habe erwartet, dass ich weniger Probleme habe. Gestern war es zwar nicht fantastisch, aber ich hatte ein gutes Gefühl für das Motorrad. Wir nahmen Veränderungen an der Abstimmung vor. Aber seit heute Vormittag bot der Asphalt weniger Grip. Das ist für uns ein großes Problem." Alle vier Yamaha-Fahrer hatten mit Ausnahme von Jonas Folger bei Hitze Mühe.

Die Situation erinnert an Jerez, wo vor allem Rossi und Vinales im Rennen untergingen. Das ist eine paradoxe Situation, denn im Vorjahr war es in Jerez und Barcelona auch sehr heiß und Rossi konnte beide Rennen gewinnen. Warum ist es jetzt für Yamaha bei ähnlichen Bedingungen so schwierig? "Unser Motorrad hat sich verändert", erklärt Rossi. "Wenn es wenig Grip gibt, war das Motorrad aus dem Vorjahr einfacher ans Limit zu bringen."

Valentino Rossi

Bei Hitze und wenig Grip ist die aktuelle M1 nicht so reifenschonend wie 2016 Zoom

Die beiden Tech-3-Rookies fahren aktuell die M1 von 2016. Folger qualifizierte sich als Achter und Johann Zarco auf Platz 14. "Mit weniger Grip funktionierten die Reifen besser", erklärt Rossi die Unterschiede. "Das 2016er-Bike war auch einfacher in den Kurven zu fahren. Alles lief natürlicher ab. Deswegen wurden die Reifen auch weniger gestresst." Könnte das Werksteam auf die alten Motorräder zurückwechseln? "Ich glaube nicht", winkt Rossi ab.

"Außerdem haben wir ein großes Problem mit den Reifen", nennt der Italiener die weiteren Schwierigkeiten. "Es sieht so aus, dass wir die Reifen nicht korrekt zum Arbeiten bringen. Für uns gibt es auch vorne und hinten nicht die richtigen Reifen. Wenn es heißer wird, wird es schwierig. Das Rennen wird für jeden schwierig." Vor allem Teamkollege Vinales hat große Probleme mit dem Hinterreifen und kehrte in allen Trainings ratlos und kopfschüttelnd an die Box zurück.

Maverick Vinales ratlos: Kein Grip

Der WM-Führende ist überrascht von den Problemen, die er so noch nie erlebt hat. "Diese Frage stelle ich mir auch. Ich weiß es nicht und versuche mein Bestes zu geben", so Vinales. "Wir haben am Motorrad viel ausprobiert, aber das Problem war immer gleich. Das Motorrad beschleunigt nicht, weil der Hinterreifen ständig durchdreht - vor allem in den Kurven 3 und 4. Auch in der letzten Kurve habe ich große Probleme, weil wir keinen Speed aufbauen. Es ist sehr seltsam. Ich habe kein gutes Gefühl für das Motorrad. Mit dem Vorderreifen ist es okay, ich kann pushen, aber mit dem Hinterreifen geht nichts."

Maverick Vinales

Maverick Vinales versteht die Grip-Probleme mit dem Hinterreifen nicht Zoom

Das unruhige Fahrverhalten stellt Vinales vor ein großes Rätsel. "Wenn ich aus der Box fahre, ist das Motorrad stabil. Aber wenn ich die fliegende Runde starte, bewegt sich das Motorrad extrem stark. Man kann an den Daten sehen, dass die Beschleunigung in der Aufwärmrunde okay ist, aber sobald ich die fliegende Runde starte... Es ist sehr seltsam und kein gutes Wochenende für uns. In Jerez hatte ich das Problem mit dem Vorderreifen, dort war der Hinterreifen okay. Jetzt ist das Gegenteil der Fall."

Mugello-Sieger Andrea Dovizioso glaubt zu wissen, warum Vinales deutlich verlorener wirkt als Rossi: "Maverick hat größere Probleme als Valentino, weil er nicht diese Erfahrung hat", findet der Ducati-Pilot und erklärt: "Ich denke, dass Valentino das Wochenende anders angegangen ist, als Maverick. Maverick ist sehr aggressiv und will gewinnen. Wenn es dann Schwierigkeiten gibt, schockt dich das und du kannst manchmal nicht richtig arbeiten. Valentino arbeitet kontinuierlich und hatte in FP4 eine gute Pace. Es geht um die Erfahrung."


Fotos: MotoGP in Barcelona, Girls


Mit Blick die Reifen zeichnet Rossi trotzdem kein optimistisches Bild: "Meine Pace ist nicht fantastisch, weil viele Fahrer auf einem ähnlichen Niveau sind - außer Pedrosa, der schneller ist. Mit dem Medium-Reifen sind die ersten sechs Runden nicht so schlecht, aber das Rennen geht über 25 Runden. Mit dem harten Reifen sind wir nie gut", spricht Rossi Klartext und meint sarkastisch: "Man kann sich aussuchen, ob man fünf Runden schnell fährt und dann langsam. Oder ob man das ganze Rennen langsam fährt."

Im Grand Prix geht es für Yamaha in erster Linie um Schadensbegrenzung. "Sonntagsfahrer" Rossi gibt die Hoffnung auf ein gutes Ergebnis noch nicht ganz auf: "Von Startplatz 13 wird es morgen sehr schwierig, weil meine Pace nicht fantastisch ist, aber wir können noch etwas im Warm-up probieren." Vinales muss mit Blick auf die Weltmeisterschaft so viele Punkte wie möglich retten. "Es ist gut, dass mein erster WM-Verfolger von Platz sieben startet", meint er in Richtung Dovizioso. "Ich habe ihn also im Blick. Meine Pace in FP4 war sehr schlecht, wir sind nur mit gebrauchten Reifen gefahren. Ich hoffe, dass wir morgen etwas finden, um den Rhythmus zu verbessern."