• 10.06.2017 19:37

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Vier Stürze an einem Tag: Vorderreifen für Marquez am Limit

Verrücktes Qualifying für Marc Marquez in Barcelona: Trotz Stürzen steht er auf Startplatz vier - Das Problem sind Hitze und der zu weiche harte Vorderreifen

(Motorsport-Total.com) - MotoGP-Weltmeister Marc Marquez erlebte bei seinem Heimrennen in Barcelona einen turbulenten Qualifyingtag. Schon in den Freien Trainings stürzte der Honda-Pilot zweimal. Im 15-minütigen Q2 lag der Spanier auch zweimal auf der Nase. "Natürlich leidet das Selbstvertrauen etwas. Aber wie man gesehen hat, bin ich hinausgefahren, habe gepusht, bin gestürzt, bin wieder hinausgefahren und bin wieder ans Limit gegangen", sagt Marquez grinsend.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Gleich viermal flog Marc Marquez am Samstag ins Kiesbett Zoom

Seine Einstellung zum Rennsport wurde an diesem Samstag deutlich. Stürze steckt Marquez weg, als wäre nichts gewesen. "Morgen werde ich wieder angreifen", demonstriert er breite Brust. "Heute habe ich viel Risiko genommen und bin mehrmals gestürzt. Aber ich starte mit vier Stürzen lieber als Vierter als ohne Sturz von Platz zehn. So ist es eben. Außerdem war es gut zu verstehen, dass ich morgen aufpassen muss."

Trotzdem sind so viele Stürze außergewöhnlich. Es liegt an den hohen Temperaturen und den Reifen. Das durchdrehende Hinterrad ist einfacher zu kontrollieren als der Vorderreifen. "Wir sind in einer ähnlichen Situation wie bei anderen Rennen", meint Marquez nun doch mit ernster Miene. "Wenn du einen Reifen am Vormittag bei 30 Grad verwendest, ist es anders als am Nachmittag bei 50. Schon am Vormittag verwendete ich den harten Vorderreifen, weil der andere Reifen zu weich ist."

Harter Vorderreifen für Honda zu weich

Von allen Honda-Fahrern war in Barcelona zu hören, dass selbst der härteste Vorderreifen zu weich ist. "Mit 50 Grad Asphalttemperatur musste ich den gleichen Reifen wie am Vormittag verwenden, weil es keine andere Option gibt", sagt Marquez. Schon am Freitag hatte er Michelin kritisiert. "Das ist der Hauptgrund für meine Probleme mit dem Vorderreifen. Aber ich bin nicht der einzige Fahrer, der hier Probleme hat."

Auch die Konkurrenz sieht in dem zu weichen harten Vorderreifen den Grund für die Schwierigkeiten. "Viele sind gestürzt, weil der Asphalt nur wenig Grip bietet", meint Valentino Rossi. "Es war schlechter als gestern. Gleichzeitig muss man den harten Reifen verwenden, um das Rennen zu überstehen. Es ist wie ein Albtraum. Selbst wenn man langsam fährt, fühlt es sich nicht natürlich an. In jeder Kurve ist man am Limit." Das lässt befürchten, dass auch am Sonntag viele Fahrer durch Sturz ausscheiden könnten.

Aus dem Ducati-Lager sind weniger Klagen zu hören. "Alle sind mit dem harten Vorderreifen gestürzt, weil man ihn im Rennen benutzen muss. Niemand hat Grip, aber es geht auch um den Verschleiß", sagt Andrea Dovizioso. "Deshalb muss man den harten Reifen verwenden. Am Nachmittag probierte ich zum ersten Mal den harten Vorderreifen aus, und für diese Verhältnisse hat es sich gut angefühlt. Vielleicht funktioniert unser Motorrad diesbezüglich besser. Ich weiß es nicht."

Dass ausgerechnet Dani Pedrosa auf der Pole-Position steht, verwundert die wenigsten Fahrer. "Der einzige Honda-Fahrer, der mit den Reifen umgehen kann, ist Dani, weil er viel leichter als Marc und ich ist", hält Cal Crutchlow fest, der ebenfalls in Q1 stürzte und nur auf Startplatz 17 steht. Auch für Marquez ist Pedrosa am Sonntag der Favorit: "Wenn Dani so wie in Jerez schneller ist, muss ich Zweiter werden. Ich denke, dass ich um das Podium kämpfen kann, weil meine Pace nicht ganz so schlecht ist. Wir werden sehen, ob ich um den Sieg kämpfen kann, oder nicht."